Der Historiker Holger Schmenk hat mit Co-Autor Christian Krumm dem Heavy Metal im Ruhrgebiet ein Denkmal gesetzt.
Es mag ein weiter Weg sein von den frühmittelalterlichen Gedenkbüchern des Bodenseeraums bis zur Heavy Metal Szene des Ruhrgebiets in den 1980er Jahren – der Oberhausener Historiker Holger Schmenk ist ihn mit Freude gegangen. Ersteres ist nämlich das Thema seiner Magister-Arbeit und ersten Publikation, dem harten Ruhrpott-Rock hat er gemeinsam mit dem Duisburger Historiker Christian Krumm nun ein Denkmal zwischen Buchdeckeln gesetzt: „Kumpels in Kutten“ heißt das reich bebilderte Buch der beiden, die dem Heavy Metal an der Ruhr als Fans ein Denkmal setzen, ohne dabei allerdings die exakte und genaue Arbeitsweise der gelernten Historiker vergessen zu haben.
Dem gebürtigen Oberhausener Holger Schmenk begegnete die große Liebe in seiner Sturm- und Drangzeit gleich in doppelter Hinsicht: Mit 17 lernte er seine heutige Ehefrau Nicole kennen, und er verliebte sich nicht nur in sie, sondern auch in ihre Musik: Heavy Metal.
Schmenks Wissen um die hiesige Szene ist seither stetig gewachsen, in der Oberhausener Metal-Kneipe Helvete fand er in Christian Krumm, ebenfalls Historiker mit Metal-Begeisterung, dann den passenden Mitstreiter.
„Es ist kein wissenschaftliches Buch entstanden, sondern eher eine mit Fotos und Interviews aufgelockerte Chronologie der Szene im Ruhrgebiet“, erklärt Schmenk. Eine Szene, die in seinen Augen sträflich vernachlässigt wird: Heavy Metal aus dem alten Land der Schwerindustrie ist nämlich ein Verkaufsschlager weltweit. Die Essener Band „Kreator“ hat laut Schmenk über drei Millionen Platten seit den späten 1980-er Jahren verkauft, die Gelsenkirchener Formation „Sodom“, etwa gleichlang im Geschäft, gut eine Million. Tourneen führen die Bands in die USA, nach ganz Europa und Fernost. „Dass die bedeutendste Subkultur der Region bei Ruhr 2010 überhaupt keine Rolle spielt, verstehe ich nicht“, ärgert sich Schmenk.
Metal und Ruhrgebiet, das gehört eben zusammen, irgendwie – nur warum? „Auf jeden Fall nicht, weil die Musik am besten in sozialen Brennpunkten gedeiht“, stellt Schmenk ein häufiges Missverständnis richtig. „Viele Protagonisten von damals entstammten ja bürgerlichen Verhältnissen. Vielleicht passt die Musik einfach zur Mentalität der Menschen hier.“ Sein Kollege Christian Krumm ergänzt: „Die Infrastruktur im Ruhrgebiet war optimal, viele Hallen bedeuten viele Konzerte. Und dann ist da noch die Nähe zu Holland, wo es schon früher eine sehr vitale Metal-Szene gab.“
Und heute? Geht’s mit dem Ruhrpott-Metal wieder aufwärts, glaubt Schmenk, auch in Oberhausen. „Mit dem ,Helvete’ gibt es hier einen Treffpunkt, der Fans aus dem ganzen Ruhrgebiet anlockt.“ Eigentlich klar, dass die beiden Autoren dort aus ihrem Schwermetall-Kompendium vortragen werden. Und dass es dann auch ordentlich was auf die Ohren gibt, versteht sich ja wohl von selbst. . .