Oberhausen. Anders als in anderen Revierstädten bevorzugen die Pendler in Oberhausen nach wie vor das eigene Auto. Stoag sieht jedoch erste Zeichen eines Umdenkens.
Oberhausen hinkt dem Trend zum Bus und Radfahren hinterher. Während Berufstätige in anderen Revierstädten immer häufiger auf öffentliche Verkehrsmittel oder den Drahtesel zurückgreifen, ist von dieser Entwicklung zwischen Schmachtendorf und Styrum eher wenig zu spüren. Das Auto dominiert nach wie vor den Pendlerverkehr.
Beim öffentlichen Fahrrad-Verleih Metropolrad Ruhr stagnieren unter anderem auch deswegen die Ausleihzahlen: Mit insgesamt 1836 Rädern wurden im vergangenem Jahr sogar 15 Drahtesel weniger ausgeliehen als in 2012. Derweil konnte sich etwa die Zahl der neu zugelassenen Pkw in Oberhausen auf einem fast stabilem Niveau halten – auf 7567 Neuzulassungen in 2012 folgten 7261 Neuzulassungen im Vorjahr.
„Man sieht zwar immer mal wieder Leute, die zur Arbeit radeln, aber wir sind noch lange keine Fahrradstadt“, konstatiert Burkhard Schmidt vom Kreisverband Oberhausen/Mülheim des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). „Nach wie vor wird der Automobilverkehr in den Stadtplanungen bevorzugt. Daher gibt es noch eine Menge Luft nach oben.“
Unternehmen in der Pflicht
Bitter stößt ihm dabei auch die mangelnde Pflege der vorhandenen Radwege auf. „Die Jacobi-Trasse ist nur teilweise beleuchtet und die Oberfläche mitunter in einem schlechten Zustand“, moniert Schmidt, der jedoch auch die Arbeitgeber der Pendler mit in der Pflicht sieht. „Es sind auch clevere Angebote der Unternehmen gefragt. Sie profitieren ja von aktiveren und gesünderen Mitarbeitern.“
„Nur die wenigsten meiner Kunden nutzen bislang das Fahrrad, um zur Arbeit zu kommen“, sagt auch Marco Höfken, Geschäftsführer des Fahrradgeschäfts Little John Bikes. Er schätzt den Anteil der zweiradfahrenden Pendler auf höchstens zehn Prozent. Der Großteil seiner Kunden radele nur in seiner Freizeit. „Radfahren zum Büro ist anstrengend, wetterabhängig und die Infrastruktur hier lädt einfach nicht dazu ein.“ Die Hemmschwelle, auf das Auto zu verzichten, sei daher nach wie vor hoch. Selbst explodierende Spritpreise hätten nicht zu einem nachhaltigen Umdenken geführt, meint Höfken.
„Es findet auch immer noch viel Identifikation über das Auto statt“, ergänzt Volker Neuwirth, Leiter der ZAQ-Radstation im Hauptbahnhof. In manchen Altersklassen und in bestimmen Kulturkreisen gelte das Fahrrad regelrecht als peinliches Fortbewegungsmittel. Bei derart festgefahrenen Vorbehalten sei es dann schwer, wirkungsvolle Überzeugungsarbeit für den Drahtesel zu leisten. „Für das Auto spricht dann natürlich ebenfalls, dass auch unser Nahverkehr nicht unbedingt zum Vorzeigen ist.“
Stellenwert des Autos sinkt
Laut Statistik der Stadtwerke Oberhausen (Stoag) stehen Bus und Bahn wirklich nicht bei allen Pendlern hoch im Kurs: Beim so genannten Firmenticket etwa gab es von 2010 bis 2013 einen fast zehnprozentigen Absatz-Rückgang. In letzter Zeit hat der Verkehrsbetrieb jedoch erste Signale einer Trendwende beobachtet.
„Bei der jungen Generation nimmt der Stellenwert des Autos ab“, betont Sprecherin Sabine Müller, die gerade in Verbindung mit der geplanten Verlängerung der Straßenbahnlinie 105 ein neues Potenzial sieht. „Das wäre eine höchst interessante Verbindung für Pendler, die beispielsweise in Essen arbeiten.“