Oberhausen.
„Wenn ich aus dem Dienst ausscheide, werde ich wohl alle Oberhausener Hauptschulen geschlossen haben“, sagt Manfred Przybylski ein wenig wehmütig. Der Leiter des Bereiches Schule der Stadt Oberhausen geht im September nach mehr als 40 Jahren, 25 davon als Schulamtsleiter in städtischen Diensten, in den Ruhestand. Die Hauptschul-Schließung zählt zu den spektakulärsten Ereignissen in seinem Berufsleben.
Seine erste Amtshandlung für das Schulleben Oberhausens war, als er 1986 den Schulentwicklungsplan mitstrickte: „Damals war ich halb Kulturamt und halb Schulamt.“ Mit 39 Jahren wurde Manfred Przybylski 1987 dann der jüngste Amtsleiter Oberhausens: „Heute bin ich der älteste. Und der letzte, der einst Amts- und jetzt Bereichsleiter ist. Das Kind hat halt einen anderen Namen bekommen.“ Aus den einstigen Ämtern wurden im Zuge von Umstrukturierungen Bereiche. Die Aufgaben blieben weitgehend gleich.
Die meisten Klippen gut umschifft
25 Jahre lang hat Przybylski die Entwicklung von Schule in Oberhausen mitgestaltet: „Ich konnte mir ein gutes Team zusammenstellen“, sagt er wenige Tage vor seinem letzten Diensttag. Immerhin haben rund 360 Mitarbeiter 70 Schulstandorte im Stadtgebiet betreut: „Heute sind es noch 64.“ Die Arbeit sei nicht immer leicht: „Wir stehen ständig unter Druck – von Eltern, Lehrern und der Landesregierung. Doch wir haben in Oberhausen die meisten Klippen gut umschifft und es geschafft, dass bisher die Schüler unter den Sparmaßnahmen möglichst wenig zu leiden hatten.“
Die Zukunft von Schulformen stehe deshalb auf der Kippe, „weil sie nicht nachgefragt werden. Wie bei den Hauptschulen“, sagt der Schulexperte. Auch Zusammenlegungen von Grundschulen seien aufgrund des Schülerrückganges nicht zu vermeiden: „Am besten ist eine gesunde Dreizügigkeit. Wichtig ist aber auch, dass die Kinder nicht stundenlang mit Bussen zur Schule fahren müssen.“
Lehrerdasein immer stressiger
Einiges sei gut gelaufen in Sachen Schule, sagt der Verwaltungswirt: „Zum Beispiel, dass wir die Zahl der Gesamtschulen erhöht haben. Da war die Nachfrage sehr groß, anders als zurzeit für die Sekundarschule.“ Gut sei auch die Entwicklung der Grundschulen zum Ganztagsbetrieb: „Aber wir haben es nicht geschafft, auch die anderen Systeme komplett in den Ganztag zu überführen.“ Insgesamt seien noch vor wenigen Jahren 1,8 Mio Euro für entsprechende Einrichtungen unter anderem in die Albert-Schweitzer- und die Eisenheim-Hauptschule geflossen: „Allein deswegen müssen wir nun für diese Gebäude eine vernünftige Nutzung finden“, sagt Przybylski.
Im Laufe seiner Dienstzeit habe er erlebt, „dass das Lehrerdasein immer stressiger wurde. Das zeige auch die Zahl der Krankenscheine. „Wir haben es in Oberhausen nicht geschafft, eine gesunde Mischung zwischen Alt und Jung in den Kollegien hinzubekommen.“
Inklusion braucht Fachkräfte
Während in früheren Jahren die Lehrer mit mangelhafter Praxiserfahrung auf die Schüler „losgelassen“ wurden, müsse in Zukunft noch mehr Wert auf die Ausbildung gelegt werden: „Es ist gut, dass es mehr Praktika während des Studiums gibt. Aber wir brauchen auch Fachkräfte für die künftigen Inklusionsklassen.“ Da liegt nach Ansicht des 65-Jährigen noch einiges im Argen. Auch hinsichtlich der Akzeptanz von Inklusionsklassen bei den Eltern: „An der Gesamtschule Osterfeld und der Anne-Frank-Realschule startet demnächst eine integrative Lerngruppe. Auch am Elsa-Brändström-Gymnasium soll eine Inklusionsklasse entstehen. Es gibt Befürchtungen von Eltern, dass ihre Kinder dann weniger lernen.“
Seine Kritik an diesem Konzept: „Bevor man so etwas umsetzt, müssten die Rahmenbedingungen geschaffen werden. Und dazu gehört die Ausbildung von Fachkräften.“ Eine Kommune könne das nicht. „Es ist schwer, den Eltern zu erklären, dass wir für einiges einfach nicht zuständig sind.“
Mehr Selbstständigkeit für Schulen
Für Manfred Przybylski steht fest: „Die Schule der Zukunft muss mehr Selbstständigkeit erhalten. Manches ist in Oberhausen schon über die Zuweisung eigener Budgets geregelt. Aber das reicht nicht. Große Schulsysteme müssten zudem eine Verwaltungsexperten bekommen.“ Er ist sicher: „Bildung braucht mehr Geld.“