Oberhausen.. Die Ruhrwerkstatt in Oberhausen geht neue Wege in der Unterstützung von Arbeitslosen. Ehrenamtliche Lotsen helfen bei Problemen des Alltags. Im Mittelpunkt steht, ihnen die Teilhabe am sozialen Leben in der Stadt zu ermöglichen.

„Schritt für Schritt“ heißt ein Projekt der Ruhrwerkstatt mit ungewöhnlichem Ansatz: Ehrenamtliche Lotsen, die selbst Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit gesammelt haben, helfen Menschen in ähnlicher Lebenssituation. Doch die Begleitung zu Ämtern, Dolmetscherdienste und Hilfen bei alltäglichen Problemen sollen nicht nur darauf abzielen, dem Betroffenen so schnell wie möglich einen Job zu verschaffen. Im Mittelpunkt steht stattdessen: die Teilhabe am sozialen Leben.

Laura Obiogba war bis vor kurzem weit von diesem Ziel entfernt. Mit zwei Kindern alleine zuhause, in einer Stadt, in der sie sich nicht gut auskennt, in einem Land, dessen Sprache sie kaum spricht. Die 36-Jährige aus Nigeria wusste nicht, wie sie all die Herausforderungen alleine bewältigen sollte. Im Fitnessstudio schüttete sie ihr Herz Rosemary Tsedi aus, die ebenfalls aus Nigeria stammt. Sie hatte genau die Richtige getroffen: Tsedi, die in ihrer Heimat als Lehrerin gearbeitet hat und auch arbeitslos ist, beteiligt sich als eine von derzeit sieben ehrenamtlichen Lotsen am Projekt der Ruhrwerkstatt.

Lotsen werden vorher geschult

„Wir haben Ehrenamtler gesucht, die selbst einmal Hartz-IV bezogen haben“, sagt Elke Dössereck von der Ruhrwerkstatt. „Diese Menschen kennen die Problematik, sie sind Experten.“ So wie Birgit Nierhaus. Die 53-Jährige ist gelernte Bürogehilfin und derzeit nach längerer Krankheit auf Arbeitssuche. Sie hätte sich oft selbst einen Lotsen gewünscht, sagt sie. Im Arbeitsamt und bei anderen offiziellen Stellen gebe es Beratung, „aber kein persönliches Wort“.

Genau hier setzt „Schritt für Schritt“ an. „Persönliche Beziehungen – so funktioniert soziale Teilhabe“, sagt Hanna Schiweck. Zusammen mit Elke Dössereck koordiniert sie bei der Ruhrwerkstatt das Projekt und übernimmt in schwierigen bürokratischen Fällen. „Alle Lotsen werden vorher geschult“, erklärt Schiweck, „über die rechtliche Situation, über ihre Aufgaben und ihre Grenzen“. Es gebe Einzel- und Gruppen-Fallbesprechungen.

Laura Obiogba hat bereits profitiert: Dank der Hilfe ihrer Lotsen konnte eine Betreuung für ihren dreijährigen Sohn Barclays gefunden werden, sie selbst hat jetzt Zeit, einen Deutschkurs zu besuchen. Bald will sie auch einen Integrationskurs machen, um dann endlich auf Arbeitssuche gehen zu können. Ihre Tochter Vanessa (3) wird jetzt öfter abgeholt zu Ausflügen auf den Spielplatz oder in den Kaisergarten. Wenn sie zurückkommt, hat sie viele neue deutsche Wörter gelernt. Laura Obiogba ist dankbar für diese Hilfe. Sie weiß: „Zu Hause mit mir könnte sie es nicht lernen.“ Und nicht nur sie ist glücklich: Die Lotsinnen strahlen, wenn sie von ihrer Hilfe erzählen. Es scheint wirklich eine Win-Win-Situation zu sein.