Oberhausen. Projektleiter Recep Kocaoglu vom Verband der islamischen Kulturzentren reagiert jetzt auf den CDU-Vorwurf, dass in Osterfeld eine “Moschee-Meile“ entstehe. Um für mehr Transparenz zu sorgen, lud der Verband zum ersten Mal Anwohner und Politiker zu einem Rundgang in der Fahnhorststraße ein.
Gespannt betreten sie den Raum, recken die Köpfe und staunen über die handbemalten Decken in den Gebetsräumen des Verbandes der Islamischen Kulturzentren (VIKZ). Gudrun und Uwe Bullerdiek besuchten den ersten Tag der offenen Tür des Osterfelder Vereins für Bildung und Integration.
Heftig kritisiert hatte die CDU-Ratsfraktion, dass immer mehr Moscheen in Osterfelder Hinterhöfen und ehemaligen Gewerbehallen eingerichtet werden. Stattdessen sollten sie nach Meinung der Oppositionspartei sichtbarer etwa an Hauptstraßen entstehen. Anlass zu der Kritik gab der Plan einer bosnischen Gemeinde, eine ehemalige Bäckerei zur dann vierten Moschee an der Fahnhorststraße umzubauen.
Gemeinde lud zum Rundgang ein
Nun meldete sich die türkische VIKZ-Gemeinde zu Wort; sie lud erstmals Politiker und Anwohnerzum Rundgang übers Grundstück an der Fahnhorststraße 39 ein.
Mit den Führungen durch das ehemalige Fabrik-Gebäude wollte die Gemeinde die geforderte Transparenz aufbringen. Doch nur wenige Anwohner und Vertreter aus der Politik fanden am Pfingstwochenende den Weg aufs Moscheegelände. „Wer sich in der Lage sieht etwas zu fordern, muss auch die Größe haben etwas beizutragen“, kritisierte Recep Kocaoglu vom als eher verschlossen geltenden VIKZ.
Viele Glaubensgemeinschaften
Über die Vorwürfe, die Fahnhorststraße habe den Ruf einer Moschee-Meile, ärgert sich Kocaoglu. „Es werden Probleme gemacht, wo eigentlich gar keine sind.“ Christliche Gotteshäuser sowie Zentren anderer Gemeinden gebe es auch in kleineren Räumen. „Genauso wie in anderen Gemeinschaften unterstützen wir uns gegenseitig.“
Bei einem „Runden Tisch“ informiere die Gemeinde Vertreter aus Verwaltung, Politik, Kirche und Nachbarschaft bereits seit neun Jahren über die Entwicklungen auf der Straße. „Wir planen zudem eine offene Podiumsdiskussion.“ Dabei sollen Fragen beantwortet und Befürchtungen ausgeräumt werden.
Rundgang überrascht Besucher
Das Ehepaar Bullerdiek, das eine Führung durch das Bildungszentrum mitmachte, versteht die Aufregung um die Fahnhorststraße nicht. „Wir begrüßen so eine Entwicklung, schließlich gibt es viele verschiedene Gemeinden hier in Oberhausen, die friedlich auf einer Straße leben.“ Vom Rundgang ist das Ehepaar überrascht. „Dass es viel mehr um Bildung als um Religion geht, hätte ich nicht gedacht“, staunt Uwe Bullerdiek.
Zwei Gebetsräume im Erdgeschoss sind der Religion in dem vier Etagen hohen Gebäude gewidmet. „Uns geht es um Integration“, sagt Kocaoglu. Vor allem Kinder mit Migrationshintergrund würden Nachhilfe in Deutsch erhalten. Die Gemeinde plane eine Seniorenbetreuung und eine Art Frauenhaus. Junge Mädchen aus Familien mit stark islamischem Hintergrund sollen hier Hilfe finden.
Die türkische Gemeinde baut derzeit ein ehemaliges Fabrik-Gebäude zu einem Bildungszentrum um. In sechs bis acht Wochen steht die Bauabnahme an.
Die Arbeiten im Inneren sind abgeschlossen, nun geht es im Außenbereich weiter. Den Umbau wie das Gemeindeleben finanziert der Verein selbst.