Oberhausen. Sich zu Hause um einen Angehörigen zu kümmern, zehrt an den Kräften. Doch die eigenen Eltern in ein Heim zu geben, kommt für viele Betroffene nicht in Frage
Rund 5700 Oberhausener pflegen einen Angehörigen zu Hause – dass ihre Belastung enorm ist und an den Kräften zehrt, unterstreicht eine aktuelle Studie der Techniker Krankenkasse zur Situation pflegender Angehöriger. Demnach ist jeder dritte Befragte in NRW überzeugt, dass die Pflegetätigkeit seine Gesundheit angreift. Zudem fühlen sich viele Pflegende in ihrer Lebensplanung eingeschränkt. „Aus meiner Erfahrung macht Pflege auf Dauer krank“, bestätigt Angelika Krietemeyer, selbst pflegende Angehörige und Leiterin eines Gesprächskreises Betroffener, diese Ergebnisse. Das Pflegestärkungsgesetz, mit dem der Bund ab 1. Januar 2015 für Entlastung sorgen will, gehe nicht weit genug.
„Vielfach erlebe ich es, dass Angehörige bis zur Belastungsgrenze pflegen“, so Krietemeyer. Scham und ein schlechtes Gewissen würden die Betroffenen davon abhalten, sich Hilfe zu suchen. „Es wird davor zurückgeschreckt, seine Mutter oder seinen Vater in fremde Hände zu geben.“
Bedingungen der Pflege ändern
Krietemeyer, selbst gelernte Altenpflegerin, kennt solche Fälle aus dem Gesprächskreis. „Selbst über 80-Jährige, die gesundheitlich vielleicht selbst angeschlagen sind, kümmern sich aufopferungsvoll um ihren Ehepartner.“ Den Pflegebedürftigen in ein Heim zu geben, käme nicht in Frage, „das sehen viele Angehörige als Aufgabe“.
Dass zukünftig Angehörige etwa sechs Wochen pro Jahr Urlaub nehmen können und die Pflegeversicherung die Betreuung übernimmt sei eine Verbesserung – bislang wurden Kosten einer notwendigen Ersatzpflege nur für maximal vier Wochen übernommen. „Doch müsste meiner Ansicht nach an einer anderen Stelle angepackt werden“, so Krietemeyer. Eine individuellere Pflege in Heimen, könnte Angehörige eher dazu bewegen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Wenn das Gefühl da ist, dass die eigene Mutter in guten Händen ist, könnte das etwas ändern.“ Dafür müssten aber die Bedingungen in der Pflege geändert werden.
Ehrenamtler geben Hilfestellung
Sabine Köther, Leiterin der Pfarrcaritas, weiß um die Belastung pflegender Angehöriger – sowohl in körperlicher als auch psychischer Hinsicht. „Bei einer Demenzerkrankung kommt erschwerend hinzu, dass der Mann oder die Frau als Gesprächspartner verloren gehen.“ Um zumindest für einige Stunden in der Woche Betroffene zu entlasten, gibt es den häuslichen Unterstützungsdienst – Ehrenamtler geben Hilfestellung, „so dass die Pflegenden mal für ein paar Stunden aus der Wohnung kommen“.
Doch immer wieder bekommt Köther mit, dass sich Angehörige erst dann Hilfe suchen, wenn die Kraft am Ende ist. Darum würde sie eine flexiblere und individuellere Pflege begrüßen, „das wäre jedoch ein sehr teures Unterfangen.“