Oberhausen.. Oberhausener stimmten gegen die Verlängerung. Ehemaliger Stoag Geschäftsführer Peter Klunk erklärt warum das Projekt doch realisiert werden sollte.
Die Straßenbahnlinie 105 sollte die Essener Stadtgrenze mit dem Oberhausener Hauptbahnhof und dem Sterkrader Bahnhof verbinden. Bei dem Ratsbürgerentscheid am 8. März 2015 entschieden sich 57 Prozent der Wähler (bei einer Wahlbeteiligung von 23 Prozent) gegen die Verlängerung der Linie. Doch das Projekt ist noch nicht vom Tisch. Die Straßenbahnverbindung zwischen Essen und Oberhausen ist Teil des neuen Nahverkehrsplans und das Projekt könnte zwischen 2017 und 2030 realisiert werden. Der ehemalige Geschäftsführer der Stoag und ehemalige Beigeordnete, Peter Klunk, spricht sich im Interview mit Eva Adler noch einmal für das Projekt aus.
Wieso hat das Projekt eine weitere Chance verdient?
Peter Klunk: Die Strecke ist eine wichtige regionale Verbindung, sie ist ein Lückenschluss für das Netz in Oberhausen und Essen. Wir dürfen uns die Chance nicht entgehen lassen. Es geht nicht nur um unsere Stadt, sondern auch um die Stadt Essen. Deshalb würde ich es befürworten, dass der Rat eigenständig die Entscheidung trifft, wenn erneut in den nächsten Jahren über das Vorhaben abgestimmt werden sollte.
Wieso, glauben Sie, haben die Oberhausener gegen das Projekt gestimmt?
Klunk: Beim Bürgerentscheid im vergangenen Jahr hat die Öffentlichkeit das Thema Schulden beschäftigt und viele Oberhausener sahen das Bahnprojekt als direkte Konkurrenz zu dem Bau von beispielsweise Spielplätzen, Sportanlagen und Jugendplätzen. Doch damit, dass sich die Oberhausener tatsächlich gegen das Projekt entscheiden, hatte ich nicht gerechnet. Als ich von dem Ergebnis erfuhr, bin ich aus allen Wolken gefallen. Dass Stadtteile wie die im Oberhausener Norden dagegen stimmen, das war absehbar, aber insgesamt hatte ich ein gutes Gefühl.
Wieso waren Sie von einem „Ja“ zur Linie überzeugt?
Klunk: Die Mitarbeiter der Stoag, aber auch ich haben intensiv für das Projekt geworben, ich selber habe auf Wochenmärkten und im Bero-Zentrum mit den Menschen gesprochen und sie von der Notwendigkeit überzeugt. Diese Diskussionen und auch die Gespräche im persönlichen Umfeld haben mir ein gutes Gefühl vermittelt. Ich hatte das Gefühl, alles getan zu haben und viele Bürger haben mich auch im Nachhinein gefragt, warum der Rat die Entscheidung nicht getroffen hat.
Ist das Vorhaben schon vorher einmal gescheitert?
Klunk: Ja, bereits Ende der 90er Jahre diskutierten Politiker zum ersten Mal über das Konzept. Im Zusammenhang mit dem Projekt Zukunftspark O.Vision war auch eine Verlängerung der Linie 105 auf das ehemalige Stahlwerksgelände an der Osterfelder Straße geplant, doch weil die finanziellen Mittel nicht vorhanden waren, scheiterte das Ganze. Und 2015 erlebten wir dann erneut eine Enttäuschung.
Aller guten Dinge sind drei?
Klunk: Ich war immer schon ein Befürworter und bin es auch heute noch. Ich glaube daran, dass der Plan eine Chance hat. Ein starker öffentlicher Nahverkehr ist wichtig, das hat auch der Stellwerksbrand Anfang dieses Jahres in Mülheim gezeigt. Die Linie 105 hätte vieles vereinfacht, zum Beispiel für die Frintroper. Aber auch Aspekte wie der Klima- und Umweltschutz müssen in Betracht gezogen werden. Die meisten Menschen im Ruhrgebiet arbeiten in der einen Stadt, wohnen in einer anderen, gehen wieder in einer anderen Stadt einkaufen und in der nächsten ins Theater.
Der öffentliche Nahverkehr verbindet alle Städte und so nehmen diese Menschen die Trennung des Ruhrgebiets durch Stadtgrenzen nicht mehr wahr. Die Straßenbahnlinie 105 kann zu diesem Gefühl weiter beitragen.