Oberhausen.. Das Pumpwerk in Sterkrade sieht im Vorbeigehen wie ein kleines Haus aus. Im Untergeschoss fördern sieben Pumpen bis zu 2500 Liter Abwasser pro Sekunde

Mitten im Satz setzt die Spülung ein. Zumindest klingt es wie eine riesige Toilettenspülung, als sich im dritten Untergeschoss des Sterkrader Pumpwerks die erste von sieben Pumpen in Betrieb setzt und der ganze Bau bis unters Dach mit dem Rauschen des Wassers erfüllt ist. „Und jetzt stellen Sie sich einmal vor, wie laut es her ist, wenn alle sieben Pumpen laufen“, sagt Axel Cornelius mit einem wissenden Lächeln in die Besuchergruppe. „Das ist ohrenbetäubend.“

Axel Cornelius und Silke Wilts von der Emschergenossenschaft haben an diesem Morgen für die Leser der WAZ das Metalltor zu einem besonders unterschätzten Gebäude in der Sterkrader Innenstadt geöffnet: Am Eugen-zur-Nieden-Ring steht es, ein niedriges Klinkerhaus, an dem man jeden Tag vorbei fährt, überlegt WAZ-Leserin Ursula Augenstein. „Aber was darin steckt, darüber habe ich vorher noch nie nachgedacht.“

2500 Liter Wasser pro Sekunde

Darin – oder besser gesagt darunter – befindet sich eines von rund 20 Pumpwerken, die Axel Cornelius und sein Team bei der Emschergenossenschaft im Auge behalten. Als „Helden des Alltags“ bezeichnet der Betriebsingenieur das im Jahr 1965 erbaute Pumpwerk.

Bis zu 2500 Liter Abwasser aus einem Einzugsgebiet von rund 52 Hektar kann das Werk pro Sekunde fördern und in den Sterkrader Hauptkanal ableiten. Im Durchschnitt liegt die notwendige Fördermenge mit rund 100 Litern pro Sekunde aber deutlich niedriger, sagt Cornelius. Zum Vergleich: Das neue Pumpwerk, das die Emschergenossenschaft an der Stadtteilgrenze von Biefang geplant ist, soll rund 25 000 Liter pro Sekunde fördern können.

Unter dem Dach des Sterkrader Werks erwartet die Besuchergruppe erst einmal eine Reihe grauer Metallschränke. Die Schaltanlage des Pumpwerks, verrät Cornelius. Hier wird die ankommende Mittelspannung von 10 000 Volt auf Niederspannung und damit 400 Volt transformiert, um das Pumpwerk mit Strom zu versorgen. Genauer ansehen können sich die Besucher des Pumpwerks diese Schaltanlage allerdings nicht: Aus Sicherheitsgründen ist sie mit einem hohen Zaun abgesperrt.

Gummireifen in der Leitung

Im dritten Untergeschoss geht es dann allerdings ans Eingemachte: Zwischen den sieben grasgrünen Pumpen steht die Besuchergruppe, ein Netz aus hellgrünen Leitungen ragt vor ihnen in die oberen Etagen. Im Jahr 2005 ist das Pumpwerk saniert worden – dazu gehörte auch der neue Anstrich.

„Wie sieht eine solche Pumpe denn von innen aus“, will der 61-jährige Ralf Jüchtzer wissen. Wie ein Kreisel mit einzelnen Schaufeln, beschreibt Cornelius das Innenleben und fügt an: „Wichtig ist aber, was eigentlich in den Abwasserrohren ist.“

Immer häufiger sind das nämlich Dinge, die gar nicht ins Abwassersystem gehören: Hygieneprodukte und Abfall, der zu Hause in die Toilette geworfen wird, aber auch mal Autoreifen, die Unbekannte in den Gulli werfen. „Das ist ein großes Problem, denn diese Abfälle verstopfen das ganze Pumpsystem so schlimm, dass unsere Mitarbeiter die Leitungen von Hand wieder frei machen müssen“, sagt Cornelius.

Wer zudem Arzneimittel in der Toilette entsorgt, belastet das Wasser enorm, denn nicht alle Stoffe können in den Kläranlagen komplett herausgefiltert werden. „Besonders kritisch ist auch feuchtes Toilettenpapier“, fügt Cornelius an, „das verknotet sich zu richtigen Bündeln. Ich hoffe, niemand von ihnen nutzt es?“ Allgemeines Kopfschütteln in der Runde. „Da haben wir ein sauberes Gewissen“, flüstert Ralf Jüchtzer seiner Frau Gabriele zu.

Ursula Augenstein, die das Pumpwerk bisher nur als oberirdisches Klinkerhäuschen kannte, schaut nach dem Rundgang überrascht auf die Uhr: Eine Stunde hat die Führung gedauert. „Da wird meine Tochter staunen“, sagt die 52-jährige Schmachtendorferin. „Sie hat noch gesagt, durch das kleine Haus bist du in einer Viertelstunde durch.“