Briefe schreiben ist nett, bewegt aber nicht viel. Das hat das im Juni gegründete „Bündnis für soziale Gerechtigkeit“ erfahren müssen, in dem Gewerkschaft, Kirchen und Wohlfahrtsverbände gemeinsam Position beziehen gegen die Sparbeschlüsse der Bundesregierung, gegen sozialen Kahlschlag und Ungerechtigkeit. Zum Auftakt hatte das Bündnis die Oberhausener Bundestagsabgeordneten angeschrieben – und war damit auf mäßige Resonanz gestoßen: „Wir müssen lauter werden und unsere Sprache ändern, deutlicher werden“, sagt Caritasdirektor Werner Groß-Mühlenbruch als Sprecher der Wohlfahrtsverbände.

Mittwoch soll’s damit losgehen. Eine Überraschungsaktion soll von 16 bis 18 Uhr nahe Ziesak-Plaza zu beiden Seiten der Mülheimer Straße die Blicke der im Feierabendverkehr Feststeckenden auf sich ziehen. Aber das ist erst der Anfang.

Flagge
zeigen

Auch in Höhe des Caritashauses wird ab Mittwoch weithin sichtbar für soziale Gerechtigkeit geflaggt. Ansonsten ballen sich die Bündnis-Aktivitäten vor allem zwischen dem 2. und dem 13. November. Dann setzt die Verdi-Demo „Notfallhelfer“, die in Dortmund die Finanzmisere der Kommunen in den Mittelpunkt stellt, den vorläufigen Schlusspunkt. „In den beiden Wochen davor wird’s in Oberhausen verschärft um das Thema soziale Gerechtigkeit gehen“, kündigt Henrike Greven (Verdi) an: „Getrennte und gemeinsame Veranstaltungen des Bündnisses werden das Thema mit unterschiedlichen Zugängen angehen und ein breites Spektrum eröffnen.“

Von katholischer Seite wird’s etwa eine Aktion in St. Clemens Sterkrade geben, wo am 13. November die Caritas-Aktion „Eine Million Sterne“ mit Kerzen auf dem Kirchenvorplatz zur Solidarität mit Menschen in schwierigen Lebenslagen aufrufen wird. Ein Gottesdienst wird sich dem Thema inhaltlich nähern.

Der Evangelische Kirchenkreis, genauer gesagt, der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (KDA) stellt sein mittlerweile achtes politisches Nachtgebet am 3. November unter das Motto: „Fair teilen statt sozial spalten“. In der Lutherkirche an der Lipperheidstraße werden dann auch Betroffene zu Wort kommen, kündigt Pfarrer Andreas Loos an: „Menschen im Hartz-IV-Status werden über ihre Ängste und ihre Lebenswirklichkeit sprechen.“

Die Gewerkschaft Verdi wird mit ihrer bundesweiten Kampagne „Gerecht geht anders“ in Erscheinung treten und damit das Themenspektrum um Städte in Finanznot, Mindestlohn, Rente mit 67 und Gesundheitsreformfragen erweitern: „Es reicht nicht, sich nur beim Bier darüber auszulassen: Wir fordern die Bürger dazu auf, etwas zu tun, ihren Ärger öffentlich zu machen“, ruft Greven zur Teilnahme an der Kundgebung in Dortmund auf. Dass sie in ihrem Bemühen starke Partner wie die Kirchen an ihrer Seite weiß, macht sie froh und stolz: „Das ist etwas sehr Wertvolles und Besonderes hier. Das kann man wirklich nicht in jeder Stadt finden.“