Oberhausen. Die Debatte um die Kanadagänse und deren Hinterlassenschaften im Oberhausener Vonderort-Park dreht sich seit Jahren im Kreis. Nun meldet sich auch der Naturschutzbund zu Wort. Sein Vorschlag: ein kniehoher Zaun. Der würde zwar die Gänse abhalten, aber das Areal auch für Menschen schwerer zugänglich machen
Gänse ja, Kot und Federn nein – seit Jahren dreht sich die Debatte um die Kanadagänse, die derzeit im Vonderort Park gastieren, im Kreis. Die Wiesen, die Gehwege und der Spielplatz im Park sind zwischen Juni und August nur noch auf Zehenspitzen zu betreten.
Die Gänse stehen unter Arten- und Jagdschutz, argumentiert der Betreiber und vertagt damit Jahr für Jahr eine Lösung für ein hausgemachtes Problem. Es gäbe aber eine, widerspricht hingegen der Naturschutzbund Oberhausen. Betreiber und Politik müssten sie nur anpacken.
Rucksackweise Brot
Die Bedingungen im Park sind derzeit für Besucher mit und ohne Gänsefüßchen gleichermaßen ideal: Kurzer Rasen, schattige Bäume, barrierefreier Zugang zum Wasser und eine Art „All-you-can-eat“-Buffet für Gänse fast rund um die Uhr. „Die Menschen bringen zum Teil rucksackweise Brot, um es zu verfüttern“, sagt Michael Tomec, Landschaftswächter und Mitglied des Nabu Oberhausen. „Unter diesen Bedingungen hat sich der Platz vor etwa zehn Jahren als Mauserstätte etabliert.“ Das Problem sei deshalb hausgemacht.
Doch das Problem müsste keines sein: Im Park gibt es schließlich nur ein einziges ansässiges Gänse-Brutpaar mit elf Jungen, so Tomec, zwei weitere Paare leben in der Nähe. Er und weitere Nabu-Mitglieder haben die Tiere schon seit langer Zeit beobachtet und in den letzten zwei Jahren für die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet gezählt. Die rund 100 Kanada-, Nil- und Graugänse – ihre Zahl variierte über die Jahre zwischen 60 und 150 – sind nur während der Mauser für etwa sechs Wochen vor Ort. Anfang August, wenn das Federkleid erneuert ist, fliegen sie wieder ab.
„Das muss man ausprobieren“
Tomecs Vorschlag ist ein Sperrgebiet für Gänse: Ein bestimmtes Areal müsste mit einem kniehohen Zaun abgesteckt werden, das einerseits einen ausreichend großen Teil einer Wiese bis zum Wasser umfasst. Der Zaun müsste andererseits ein Stück Ufer sowie die halbe Wasserfläche eines der Teiche abteilen, damit die Gänse sich putzen und abkühlen können. Tomec zeigt es auf einer Karte. Für den Nabu-Mann wäre das ein fairer Kompromiss: Damit wäre dieser Abschnitt zwar für Menschen nicht mehr gut zugänglich, doch den Parkbesuchern stünde ja der überwiegende Rest des großen Areals inklusive Spielplatz zur Verfügung – in einem sauberen Zustand. Denn den Zaun können die während der Mauser flugunfähigen Tiere nicht überwinden.
Der Kompromiss wäre zeitlich auf die Mauser begrenzt. Tomec sieht deshalb nur zwei Schwierigkeiten: Der Zaun könnte zum einen von Vandalen zerstört werden – „das muss man einfach ausprobieren“. Zum anderen müssten Betreiber und Politik an einem Strang ziehen, „und beweisen, dass sie wirklich eine Lösung wollen.“
Zählung im Drei-Städte-Eck
In den drei Städten Duisburg, Mülheim und Oberhausen wurden von Februar bis Dezember 2011 zwischen 1700 und 3000 so genannte Sommergänse gezählt. Das geht aus einer Bestandsaufnahme der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet (BSWR) hervor. Am häufigsten sind die Graugänse (über 1000) vertreten und fast ebenso häufig Kanadagänse. Weit dahinter liegen die Nilgänse mit rund 250 Exemplaren.
Von 46 Gebieten, die für die Zählung relevant waren, fallen nur neun auf Oberhausener Gebiet, darunter Vonderort, Lohfeld und das Waldteichgelände, wo von Februar bis Juni häufig Graugänse mausern. Kaisergarten, Centro, Volkspark Sterkrade und auch Vonderort sind von März bis Juli die bevorzugten Mauserplätze für Kanadagänse. Die meisten Sommergänse sind jedoch in Mülheim (Ruhrauen) und Duisburg zu finden.