Oberhausen. Die evangelische Pauluskirche in Oberhausen liegt zwischen einer Bundesstraße und dem Güterbahnhof. Die Kirche mit dem hübschen Park nebenan gehört zur 2007 gegründeten Emmaus-Gemeinde. Deren Einzugsgebiet ist weiträumig: Rund 4500 Menschen aus Oberhausen gehören dazu.
Die Kirche ist eine Insel. Die Evangelische Pauluskirche liegt an der Duisburger Straße 333 und damit zwischen Bundesstraße und Güterbahnhof. Das ungewöhnliche achteckige Gebäude hält hier im christlichen Niemandsland die Stellung. Seine Türme symbolisieren: „Eine feste Burg ist unser Gott“, erklärt Pfarrer Kay Sandrock, der an einem sonnig warmen Tag durch seine Pfarrei führt.
„Die Pauluskirche befindet sich zwar räumlich mitten in Lirich“, stellt Kay Sandrock weiter fest. Dennoch macht die Insellage es für Gläubige unmöglich zu sagen: „Ich geh mal eben zur Kirche.“ Auch Spaziergänger verirren sich eher nicht an diesen etwas unwirtlichen Ort, obwohl sich ein wirklich sehr hübscher Park an das Kirchengebäude schmiegt.
Es gibt natürlich auch Häuser in direkter Nachbarschaft, ja, aber da wohnen meist Menschen anderer Religionszugehörigkeiten. Die Menschen, die die Pauluskirche besuchen, kommen von weiter her. Sie kommen aus Alt- oder Süd-Lirich. „Wir haben ein großes Einzugsgebiet mit 4500 Gemeindegliedern“, sagt Sandrock.
Liricher Lichterfest
Einige der jüngsten Gemeindeglieder, 120 an der Zahl, besuchen zurzeit im Jugendtreff die Ferienspiele. Der Jugendtreff liegt direkt neben dem Park. Ferienspiele gehören für Kay Sandrock auch zur Stadtteilarbeit genauso wie etwa die Beteiligung am Liricher Lichterfest. Weil die Pauluskirche auch Gemeindezentrum ist, schmerzt es auch nicht so sehr, dass das ein Stückchen weiter die Straße hoch gelegene offizielle Gemeindezentrum, ein Bau aus den 60er Jahre, nun abgerissen werden soll.
„Das ist ein eher alter Stadtteil hier“, erzählt Kay Sandrock über die Altersstruktur der Menschen, während er durch die Straßen in der Nähe der Kirche führt. Die meisten Kinder kommen dann auch aus einer anderen Ecke. Sie stammen aus der City-West.
Tierschutzverein Oberhausen hat Räume angemietet
Es geht vorbei an den verwaisten Babcock-Gebäuden, dem bekannten Getränkehandel Kockers hin zur Alevitischen Gemeinde, zu der es auch - meist über die Jugendarbeit - Kontakte gibt. Über die Leopoldstraße führt der Weg. Hier hat der Tierschutzverein Oberhausen Räume für seine Tiertafel angemietet.
Ein paar Meter weiter steht das ehemalige Gebäude der Neuapostolischen Kirche leer. Es soll verkauft werden. Das Bero-Zentrum, auf das man noch ein Stückchen weiter stößt, spielt für die Gemeinde eine Rolle. Dort arbeiten so einige der Menschen, die sich auch kirchlich engagieren.
Alle Menschen sind willkommen
Zurück zur Kirche. Hier sind alle Menschen willkommen. „Sie müssen nicht evangelisch sein“, stellt Kay Sandrock klar. Angebote gibt es in dieser „Burg“, auf dieser „Insel“ für viele Menschen. „Wir versuchen ganz verschiedene Gruppen einzuladen“, sagt Kay Sandrock. Auch bei den Gottesdiensten gibt es verschiedene Angebote, zum Beispiel auch einen für Kleinkinder.
Was Sandrock dabei wichtig ist: „Viele Leute sollen den Gottesdienst gestalten. Bestimmte Gottesdienste brauchen mich gar nicht mehr.“ Das ist zum Beispiel bei dem meditativen Gottesdienst so. Da spricht er lediglich noch einige einleitende Worte. Weil das Einzugsgebiet so weitläufig ist, existiert auch ein Gemeindebus. „Der ist täglich im Einsatz“, erklärt der Pfarrer. Kinder oder auch ältere Leute werden mit ihm zum Gottesdienst gefahren. Senioren wiederum können mit ihm Einkäufe erledigen.Kay Sandrock setzt aber auch auf Hausbesuche. „Manchmal ist es einfach wichtig, auch zu den Leuten zu gehen“, ist der Pfarrer überzeugt.
Um die Kirche soll etwas los sein
In der Pauluskirche werden an einem Montagmorgen gerade noch die letzten Spuren des Gemeindefestes beseitigt. Pfarrer Kay Sandrock packt mit an, weil er nun gerade einmal da ist.
Nebenan im „Wohnzimmer“ der Pauluskirche deckt Waltraud Palm die Tische für die Frauenhilfe. Die 80-Jährige, die früher ein Schreibwarengeschäft im Stadtteil hatte, ist schwer beschäftigt. „Ich muss zwischendurch noch für die Familie kochen, und um 14 Uhr muss ich schon wieder hier sein.“
Ein ganzes Stück weiter weg hat gerade Familie Keil im Bero-Zentrum eingekauft. Heike Keil arbeitet dort bei Kaufland wie so einige Mitglieder der Evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde. Sie ist der Gemeinde und der Pauluskirche verbunden, weil ihre zwölfjährige Tochter Alexandra dort aktiv ist.
Treffen der Diakonie im „Wohnzimmer“
In und rund um die Pauluskirche soll immer was los sein. Deshalb treffen sich hier auch unterschiedliche Gruppen, u.a. einmal die Woche das Demenzcafé der Diakonie im „Wohnzimmer“ und eine Etage höher eine Line-Dance-Gruppe.
An die Kirche angegliedert ist auch die Kleiderkammer samt Büro. Hier kann man sich mit günstiger Kleidung eindecken.
Und dann gibt es viele verschiedene Angebote. Kay Sandrock: „Jedes Jahr nehme ich mir persönlich etwas vor.“ So wurde in diesem Jahr in der Fastenzeit ein Glaubenskurs angeboten. Dabei ging es um die Grundlagen der Bergpredigt.
Kay Sandrock betont, wie wichtig es ihm ist, im Team zusammen zu arbeiten. So würden sie auch mit den Evangelischen Kirchen in Alstaden und Buschhausen zusammenarbeiten. „Die Arbeit hört ja nicht an der Grenze auf“, ist der Pfarrer überzeugt.
Die Gottesdienste finden übrigens immer sonntags um 10 und um 18 Uhr statt. Zusätzlich gibt es einen Kleinkindergottesdienst.