Oberhausen..
Streifenbeamte haben es in Oberhausen nicht leicht: Bereits 24-mal in diesem Jahr leisteten Bürger Widerstand gegen die Staatsgewalt. Achtmal wurden Polizisten dabei sogar verletzt. Nicht wenige Oberhausener Polizisten sind davon überzeugt, dass früher der Respekt bei den Bürgern größer war.
NRW-Innenminister Ralf Jäger forderte unlängst, das Handeln der Polizisten müsse mehr wertgeschätzt werden. Denn landesweit sähen sich Streifenpolizisten einer wachsenden Respektlosigkeit und zunehmender Gewalt ausgesetzt.
Spürbar mehr ‘Beinah-Unfälle’
„Es gibt spürbar mehr ’Beinah-Unfälle’“, sagt auch der erfahrene Bezirksbeamte Volker Serve, und meint damit eine wachsende Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft, die sich auch gegen Polizisten richte. Immer häufiger müssen Beamte deeskalierend einwirken. Nicht selten ist Alkohol im Spiel, wenn Bürger gegenüber der Polizei ‘ruppig’ werden. „Auch ein Einbrecher rechnet heutzutage damit, dass er auf die Bewohner stößt, und bewaffnet sich vorsorglich“, nennt Serve ein weiteres Beispiel.
Die ‘Risikobereitschaft’ wächst angesichts schwindender Polizeipräsenz: Wo einst stadtweit 30 Beamte im Streifendienst unterwegs waren, sind es nun acht. „Früher konnten wir in schwierigen Situationen souveräner auftreten, denn wir wussten, draußen stehen notfalls Kollegen und Polizeihunde, die uns den Rücken decken“, erinnert sich Serve. Schon die Masse sorgte für Respekt. Und heute?
"Wichtigste Waffe: Das Wort"
Auch die wachsende Bürokratie sorgt für Engpässe beim Streifendienst. Ein Fall von häuslicher Gewalt kann ein Team einige Stunden beschäftigen – am Schreibtisch. Und schon ein Verkehrsunfall ist aufwändiger geworden, seit es Zahlkarten gibt, die bearbeitet werden müssen. „Natürlich müssen alle Vorfälle sauber geregelt werden“, sagt Serve, „aber wieviel Unschärfe können wir uns leisten?“
Die Polizeiausbildung hat inzwischen reagiert. Es wird zielgerichtet trainiert, wie ein Polizist sich schützen kann, „möglichst ohne sein Gegenüber zu verletzen“, fügt Polizeisprecher Tom Litges hinzu. Teamwork, genauere Absprachen sollen im Ansatz verhindern, dass eine Situation außer Kontrolle gerät. Zudem hat der Streifendienst spürbar aufgerüstet: Seit kurzem gehören Mehrzweckstöcke zum Standard, „sie flößen beim Ausfahren bereits Respekt ein“, sagt Litges und fügt hinzu: „Unsere wichtigste Waffe zur Deeskalation ist aber das Wort.“