Mülheim. „Geht mächtig auf den Geist“: Zerstörung, Vermüllung, Lärm und gar Übergriffe sorgen in Mülheim-Heißen für Empörung. Die Frage: Was ist zu tun?
Er wird im Volksmund Käseglocke genannt. Der kuppelartige Bau über dem Zugang zur U-Bahn-Station Heißen Kirche. Doch dieser wird zunehmend zum Schweizer Käse. An vielen Stellen bröckelt das orangefarbene Mosaik ab, die Wände sind neben den üblichen Graffiti zum Teil mit großen Flecken beschmiert, die Glasscheibe der Fahrplanauskunft ist eingeschlagen und im Eingang zur Station baumelt eine Überwachungskamera gerade noch so einem tapferen Kabel von der Decke.
Der bauliche Zustand ist das eine, doch in den vergangenen Monaten berichten Bürgerinnen und Bürger aus Heißen immer wieder von zunehmendem Vandalismus rund um den Ortskern, von Vermüllung, Zerstörung und Lärm. „Das alles passiert, weil hier jeden Nachmittag und Abend eine Jugendgruppe nichts mit ihrer Freizeit anzufangen weiß“, ärgert sich ein Leser und ergänzt: „Mir und anderen Bewohnerin in Heißen geht das mächtig auf den Geist.“
Heißener über Jugendliche: „Die werfen ihren Müll überall hin“
Tatsächlich ist das schon vielen Menschen im Stadtteil aufgefallen. Die meisten haben eine starke Zunahme beobachtet, seit vor etwa einem Jahr ein Kiosk am Marktplatz eröffnet hat. Dort hielten sich immer wieder Gruppen vorwiegend männlicher Heranwachsender auf. „Die werfen ihren Müll überall hin“, schimpft ein Leser, der selber schon morgens groben Müll wie Pizzakartons, leere Flaschen oder Dosen entsorgt hat. In den Abendstunden soll sich die Gruppe dann auch im oft alkoholisierten Zustand auf den Bänken rund um die Haltestelle aufhalten.
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Laut Daniel Mühlenfeld, dem Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins Heißen, sei es sogar schon zu leichten Übergriffen gekommen. Seine Partei bereitet gerade eine größere Anfrage für die nächste Sitzung des Ausschusses für Bürgerangelegenheiten, Sicherheit und Ordnung vor, über den sich neben der Verwaltung auch die Polizei positionieren soll.
Was hat der aktuelle Zustand wirklich mit dem Kiosk zu tun?
Der aktuelle Zustand, sei, so Mühlenfeld, „eine Entwicklung, die man nicht gut finden kann und es ist die Frage, wie man grundsätzlich damit umgeht, dass sich in dem Umfeld etwas beginnt zu entwickeln, was man nicht haben möchte.“
Zu klären ist die Frage, ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen der aktuellen Situation und der Eröffnung des Kiosks gibt. Wenn ja, wünschen sich Mühlenfeld & Co. klare Regelvereinbarungen. „Der Betreiber muss ein Interesse daran haben, dass sich seine Kundschaft an gewisse Regeln hält“, so der Ortsvereinsvorsitzende. Auf keinen Fall dürften durch möglicherweise zunehmende Sicherheit die anderen Geschäfte gefährdet werden. „Wenn sich die Aufenthaltsqualität so zurückentwickelt, ist das nicht gut für den gesamten Stadtteil“, findet Mühlenfeld.
Denkmalschutz: Abriss der „Käseglocke“ steht in den Sternen
Die SPD möchte aber zunächst den Staus quo überprüft wissen „und nicht ins Blaue hinein etwas beantragen“. Möglicherweise müsste auch die Jugendarbeit im Stadtteil hinterfragt werden. Denn Mühlenfeld sagt: „Es drückt eine gewisse Nachfrage aus, wenn sich die Leute dort aufhalten.“
Wann sich an der zunehmend zum Schandfleck gewordenen Haltestelle etwas ändert, steht weiterhin in den Sternen. Der eigentlich seit 2017 beschlossene Abriss der „Käseglocke“ ist aktuell ausgesetzt, da nach Informationen der Ruhrbahn ein Denkmalschutz vorliegt. In welchem Maße der greift und was die weiteren (auch finanziellen) Auswirkungen wären, würde gerade geprüft.
„Dass Zustand weitestgehend original ist, zeigt ja auch, dass in den letzten Jahrzehnten wenig in die Infrastruktur der Hallestellen investiert wurde, sonst käme ein Denkmalschutz gar nicht mehr in Frage. Man wird also einmal mehr für die Versäumnisse der Vergangenheit bestraft, da man möglicherweise teuer sanieren muss“, ärgert sich SPD-Mann Mühlenfeld.
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