Mülheim. Aktuell passen Nachfrage und Angebot. Seit 2018 wurden 129 U3- und 297 Ü3-Plätze eingerichtet. Das reicht laut Prognosen für die Zukunft nicht.
Unversorgt ist in Mülheim zurzeit kein Kind, das einen Betreuungsplatz benötigt. Dennoch muss die Stadt in die Zukunft schauen und einen Ausbau der Kindertageseinrichtungen planen. Und dabei gilt es gelegentlich nachzujustieren. Denn unvorhergesehene Entwicklungen verschiedenster Art können Umplanungen notwendig machen. Die Stadt Mülheim hat die Situation gerade neu analysiert und die Pläne für 2024 bis 2030 aktualisiert. Klar war und ist: Die aktuell vorhandenen 4645 Ü3-Plätze und die 1194 U3-Plätze in Kitas (hinzu kommen circa 1000 Plätze in Pflegenestern) werden in fünf oder zehn Jahren vermutlich nicht ausreichen.
Der neuen Kalkulation zufolge müssten bis 2030 weitere 822 Kita-Plätze in Mülheim geschaffen werden, um dem Rechtsanspruch eines jeden Kindes auf einen Kindergartenplatz und dem voraussichtlichen künftigen Bedarf der Familien entsprechen zu können. „Wir gehen davon aus, dass weitere 275 Plätze im Ü3-Bereich und zusätzliche 547 Plätzen für Kinder unter drei Jahren benötigt werden könnten“, erklärt Minka Gerent vom Amt für Kinder, Jugend, Schule und Integration. Entsprechende Baumaßnahmen für Neu- und Erweiterungsbauten sind auch schon konkret geplant. Sie sollen dazu beitragen, dass spätestens in sechs Jahren „insbesondere der Ü3-Bedarf nahezu gedeckt werden kann“. Als Ziel ist eine sogenannte Versorgungsquote von 99 Prozent angepeilt, heißt: 99 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen haben einen Platz sicher. Aktuell sind es rein rechnerisch noch 94,7 Prozent (das wird aber durch Überbelegung abgefangen).
Nur wenige Mülheimer Familien suchen Betreuung für Kinder unter 1
Bei den Kleineren sieht die Sache etwas anders aus. Hier liegt die Versorgungsquote aktuell bei 48,9 Prozent, bis 2023 soll sie sich bei 52 Prozent einpendeln - was den Prognosen nach dann ausreichend ist. Denn die Nachfrage nach U3-Plätzen steigt zwar stetig an, ist insgesamt aber geringer als im Ü3-Bereich. Die Modellrechnung gibt auch Aufschluss darüber, wie hoch der Bedarf 2030 voraussichtlich in den verschiedenen Altersgruppen sein wird: Demnach wird nur für 12,5 Prozent der Kinder unter einem Jahr ein Platz gewünscht, bei den 1- bis 2-Jährigen sind es 55 Prozent und bei den Zwei- bis Dreijährigen 87 Prozent. Aktuell favorisieren 70 Prozent der Eltern dabei die Unterbringung ihrer Kleinen in einer „großen“ Kita.
Wie viele Plätze müssen für die Kleinsten also vorsichtshalber her? Im Bericht des Amtes für Kinder, Jugend und Familie heißt es: „Für die Altersgruppe U3 verbleibt auch nach der Umsetzung der aufgelisteten Bauvorhaben noch ein Bedarf an 424 Plätzen. Diese können aber schon jetzt weitestgehend über ein vorhandenes Mehrangebot in der Kindertagespflege gedeckt werden. Aktuell gibt es dort schon 350 Plätze mehr als rein rechnerisch mittel- bis langfristig benötigt werden“, sagt die Jugendhilfeplanerin.
Kindertagespflege in Mülheim „hat sich etabliert und professionalisiert“
Gemeint ist: Für die U3-Kids gibt es neben den U3-Plätzen in Kitas so viele Plätze in „Pflege-Nestern“, dass schon jetzt für alle Familien, die Betreuung suchen, auch irgendwo ein Platz zu finden ist. Das Angebot in der Kindertagespflege ist in den letzten Jahren um rund 200 Plätze angewachsen, es habe sich weiter professionalisiert. „Ob und in wieweit das Nachfrageverhalten von Eltern den weiteren U3-Ausbau in Kindertageseinrichtungen erfordert oder ob sich durch die zunehmende Etablierung der Kindertagespflege eine zunehmende Inanspruchnahme dieses Angebotes zeigt, bleibt (...) noch genauer zu betrachten“, so Gerent.
Ein Blick zurück zeigt, dass die Stadt seit 2018 durch Neu- und Erweiterungsbauten schon kontinuierlich zugelegt hat bei den Kita-Plätzen. „Trotz einiger notwendiger Standortaufgaben sind insgesamt in acht Kindertageseinrichtungen 129 neue Plätze für Kinder unter drei Jahren und 297 Ü3-Plätze dazugekommen“, berichtet die Kita-Fachfrau. Ausgebaut wurden die Tageseinrichtungen an der Bruchstraße (plus 30 U3, 72 Ü3), der Barbarastraße (25 U3, 61 Ü3), im Wenderfeld (25 U3/2 Ü3), am Steiger Weg (16 U3, 37 Ü3), am Klöttschen (8 U3, 35 Ü3), am Hans-Böckler-Platz (15 U3, 60 Ü3) und die Wald-Kitas am Oppspring (5 U3, 15 Ü3) sowie Am Mühlenhof (5 U3, 15 Ü3).
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Mülheimer Amt: „Kita bedeutet auch Bildung und soziales Miteinander“
Die weiteren Pläne der Stadtverwaltung beruhen auf einer Modellrechnung zur Einwohnerentwicklung und einer Elternbefragung aus dem Jahr 2022. Demnach wird sich die Zahl der Kinder bis 6 von 2024 bis 2030 sogar um 206 Kinder reduzieren. Dennoch wird mit einem größeren Bedarf an Kita-Plätzen gerechnet, weil „vermutlich mehr Eltern als bisher ihre Kinder unter drei betreut sehen möchten“. „Das sehen wir als Jugendamt auch als gut an, wir würden gerne möglichst viele Kinder in die Einrichtungen bringen. Denn Kita ist ja mehr als nur Betreuung. Es bedeutet auch Bildung und soziales Miteinander und kann die Startchancen von Kindern im Bildungssystem verbessern“, sagt Minka Gerent.
Zwölf konkrete Bau- und Ausbau-Projekte, die mit dem Jugendamt verbindlich abgesprochen sind, sollen in nächster Zeit angegangen werden - vorwiegend in der Stadtmitte. Dabei sollen 123 neue U3-Plätze und 207 Plätze für Kinder über drei Jahren entstehen. Es verblieben mit Blick auf die Bedarfsplanung dann noch 68 Plätze für die Großen und 424 für die Kleinen, die bis 2030 noch zu schaffen wären. In der Hinterhand hätte man auch hier die Pflegenestplätze und die Überbelegungsmöglichkeiten.
Trägervielfalt in Mülheim eröffnet auch breites Angebot an Kita-Konzepten
Laut Ratsbeschluss von 2012 soll der Bau und Betrieb neu einzurichtender Kindertageseinrichtungen nach Möglichkeit, soweit dies wirtschaftlicher ist, durch Dritte gewährleistet werden, um die finanzielle Belastung so gering wie möglich zu halten. Der Ausbau der Ü3-Plätze erfolgte seit 2016/2017 auch vorwiegend in freier Trägerschaft. Und so soll es auch weitergehen: „Das ist eine gute Entwicklung, denn so erweitert sich die Palette an Kita-Konzepten, für die sich Eltern entscheiden können“, findet Minka Gerent.
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