Mülheim. Das Superwahljahr 2025 startet schon jetzt: Mülheims Sozialdemokraten stellen sich neu auf und versprechen, wieder ein Ohr für Bürger zu haben.
Nein, ein fertiges Programm wollte Mülheims SPD noch nicht vorstellen. „Das wäre vermessen“, meinte der Co-Vorsitzende Rodion Bakum. Mit Blick auf das Wahljahr 2025 präsentierte das neue Führungsteam um die OB-Kandidatin Nadia Khalaf (55) am Freitag aber erstmals einige Themen, mit denen es bei den Wählerinnen und Wählern punkten will. Vor allem eine Zielgruppe steht dabei besonders im Fokus.
„Wir wollen Zukunftsvisionen entwickeln, die das gewisse Mülheim-Gefühl wiedergeben und wollen wieder stolz auf unser Mülheim sein“, nennt Bakum den Leitsatz für die kommenden zwölf Monate. Diese werden aus Mülheimer SPD-Sicht in erster Linie von Nadia Khalaf, der Kandidatin für das Amt der Oberbürgermeisterin, dem Bundestagskandidaten Sebastian Fiedler (51), dem designierten Fraktionsvorsitzenden Filip Fischer (27) und Alexandra Hanf (38), der Kandidatin für das Amt der ehrenamtlichen Bürgermeisterin, bestimmt werden. „Sie alle stehen im Berufsleben, das ist ja oft der Vorwurf an die Kommunalpolitik. Damit sprechen wir alle Themen an“, so Bakum.
Der Mülheim-Faktor
Die SPD will noch stärker auf die Vor-Ort-Expertise setzen. Alle drei Kommunalwahlkandidaten sind in Mülheim geboren und haben die meiste Zeit ihres Lebens in der Stadt verbracht. „Ich habe zwar in Essen studiert und gearbeitet, ebenso wie in Leverkusen und jetzt im Kreis Viersen, habe die Stadt aber nicht verlassen“, sagt Nadia Khalaf. So gehe es vielen in Mülheim. Auch Alexandra Hanf hege „eine große Leidenschaft für Mülheim“ und habe den „Plan, nicht wegzugehen.“ Als Netzwerkerin bei der Gesellschaft für kommunale Stadtentwicklung und im Integrationszentrum hat sie schon an wichtigen Stellen gearbeitet. Der direkte Kontakt vor Ort soll noch wichtiger werden. „Es ist das eine, wenn ich von Zuständen an einer Schule in der Zeitung lese, oder ob ich mir vor Ort selbst ein Bild mache“, sagt Nadia Khalaf und verspricht: „Wir wollen wieder viel mehr raus und mit den Menschen reden.“
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Familien im Blickfeld
Familie und Kinder liegen Nadia Khalaf besonders am Herzen. „Ich war etliche Jahre in einer Elterninitiative aktiv und weiß, wie es berufstätigen Eltern geht“, sagt sie. Wenn nicht allen Kindern zwischen drei und sechs Jahren ein Kita-Platz zugesichert werden könne, fehle den Familien die Verlässlichkeit. „Wenn wir wollen, dass die Frauen schneller wieder in den Beruf kommen, dann müssen wir verlässliche Kinderbetreuung gewährleisten“, fordert sie. Dabei könne man sich nicht nur aufs Land berufen, sondern müsse selbst als Kommune dagegensteuern. „Wir wollen die Hauptstadt der berufstätigen Familien werden“, ergänzt Bakum.
Der Verwaltungsapparat
Dazu muss aber auch der Verwaltungsapparat funktionieren. Alexandra Hanf ging selbst beruflich aus Mülheim weg, weil ihr die Perspektive fehlte. „Viele Mitarbeitende haben befristete Verträge“, weiß sie. In der Konkurrenz mit anderen Städten und anderen Arbeitgebern müsse die Stadt die besten Bedingungen schaffen.
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Sicherheit in der City
Die Innenstadt bleibt ein Dauerthema und ihr Ruf auch deshalb so schlecht, weil sich viele Menschen sich dort speziell abends nicht mehr sicher fühlen. „Ich kann das nachvollziehen. Das fängt am Hauptbahnhof an und geht bis zur Stelle am ehemaligen Kaufhof, die nicht schön ist“, sagt Nadia Khalaf, die einst selbst auf der Schloßstraße gewohnt hat. „Früher fuhr nachts jede halbe Stunde eine Polizeistreife dort lang. Das erlebe ich so nicht mehr.“
Was also tun? „Es gibt ja auch sonst nichts für Jugendliche. Sie werden praktisch ihrem Schicksal überlassen und kommen an der ein oder anderen Stelle auf dumme Gedanken“, so Khalaf. Sie schlägt Treffpunkte oder mehr Stellen für Streetworker vor. Für den Bundestagsabgeordneten Sebastian Fiedler liegt das Gefühl des Unwohlseins aber auch an den vielen vermüllten Ecken. „Da bekommen die Menschen das Gefühl, dass die Stadt wenig im Griff hat.“
Er berät in Berlin aktuell über ein neues Sicherheitspaket. Dabei geht es auch um Messerverbote. „Dass Kinder immer noch mit großen Messern herumlaufen dürfen, das halte ich für ein Problem“, sagt Fiedler und berichtet von einem konkreten Fall. „Der Bezirksschülersprecher Samuel Bielak hat uns berichtet, dass mal an einem Tag sechs Messer in einer Jahrgangsstufe eingesammelt worden sind.“
Integration
Beim Thema Integration setzen die Sozialdemokraten auf frühkindliche Bildung. „Integration hat viel mit Sprache zu tun“, betont Khalaf. Zudem gehe es um permanente Aufklärung. Schließlich werde die Sozialisierung des Herkunftslandes nicht an der Grenze abgelegt. Die Erwachsenen müsse man schnellstmöglich in Arbeit bringen. „Wir brauchen nicht nur Fachkräfte, sondern insgesamt Arbeitskräfte. Leider lassen wir viele links liegen durch die schwierige Anerkennung der Abschlüsse“, sagt die OB-Kandidatin und wünscht sich eine schnellere Entscheidung über das Bleiberecht. Positiv sieht sie die geplanten Flüchtlingsunterkünfte in Holthausen. „Das ist im Gegensatz zur ZUE ein kluges Projekt. Die geflüchteten Menschen sollen nicht alle nach Styrum oder Eppinghofen kommen.“
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Kampf gegen Rechts
Der Kampf gegen Rechtsextremismus ist Nadia Khalaf ein besonderes Anliegen. Anfang des Jahres organisierte sie eine Demo mit 7500 Mülheimerinnen und Mülheimern. „Das hat schon gezeigt, wo der Großteil der Gesellschaft in Mülheim steht und dafür liebe ich Mülheim auch, dass es eine tolerante und offene Stadt ist“, so die OB-Kandidatin. Allerdings müssten die Sorgen und Ängste der Menschen künftig noch ernster genommen werden. „Warum fühlen sich Menschen unwohl und haben Existenzängste? Da müssen wir als Politik wieder besser hinhören.“
Wirtschaft
Eine Gewerbeflächendebatte wie vor vier Jahren wird es mit der SPD diesmal nicht geben. Aber: „Mülheim muss eine Industriestadt sein“, betont der Co-Vorsitzende Rodion Bakum. Laut einer Erhebung seien 18.700 Arbeitsplätze vom Export abhängig. „Industriearbeitsplätze haben eine höhere Wertschöpfung als beispielsweise in der Dienstleistung“, sagt Bakum und gibt zum Thema Grundsteuer ein klares Versprechen ab: „Es muss klar sein: Mit der SPD wird Wohnen nicht teurer werden.“
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