Mülheim. Ein leichtes Umsatzplus konnte die Turck-Gruppe mit Stammsitz in Mülheim 2023 verzeichnen. Nun trifft auch sie eine Flaute. Wie geht‘s weiter?
Wie nahezu die gesamte Industrie ist auch die global agierende Unternehmensgruppe Turck von der anhaltend schwachen Konjunktur betroffen, das bestätigt das Unternehmen mit Stammsitz in Mülheim auf Anfrage. „Um trotz der deutlich geringeren Umsätze und Auftragseingänge die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens sowie die Arbeitsplätze zu sichern, gibt es seit Beginn des Jahres deutliche Kosteneinsparungen“, heißt es. Dazu trage auch Kurzarbeit bei, die inzwischen an allen Firmen-Standorte in Deutschland gelte - auch in Mülheim. Andernorts ist Stellenabbau beschlossene Sache.
Mit Blick auf die konjunkturelle Lage sagt Turck-Geschäftsführer Christian Wolf, verantwortlich für Vertrieb und Marketing: „2023 hat sich das wirtschaftliche Blatt gewendet, die Konjunktur ging deutlich zurück, die Zinsen stiegen und die Kunden zeigten zunehmend eine starke Investitionszurückhaltung.“ Seit Mitte 2023 ließen daher die Auftragseingänge deutlich nach, nachdem Turck zuvor in den Jahren 2021 und 2022 laut Aussage des Geschäftsführers durch einen Boom in der Automatisierungstechnik ein Wachstum von 26 Prozent und 16 Prozent erzielt hatte. Doch danach knickte die Konjunktur ein.
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Mülheimer Unternehmensgruppe Turck von branchenweit schlechter Auftragslage betroffen
„Trotz allem konnte die Turck-Gruppe das letzte Geschäftsjahr noch mit Wachstum und einem leichten Umsatzplus bei einem konsolidierten Gruppenumsatz von rund 750 Millionen Euro abschließen“, resümiert Christian Wolf für 2023 und erklärt: „Das war im Wesentlichen auf den Abbau des hohen Auftragsbestands zurückzuführen.“ Doch nun, nachdem der hohe Auftragsbestand bei Turck zum Jahresbeginn abgearbeitet worden war, treffe die schwache Konjunktur und die branchenweit schlechte Auftragslage auch die Unternehmensgruppe. „Wir haben seither alles getan, um die Arbeitsplätze zu sichern, und verlängern überall dort, wo dies möglich ist, die Kurzarbeit weiter bis Ende 2024.“
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Zunächst war bereits vor einem Jahr, im September 2023, Kurzarbeit in der Produktion und den produktionsnahen Tätigkeitsfeldern am Standort im sauerländischen Halver eingeführt worden. Seit Anfang 2024 sei die Kurzarbeit auf die übrigen Bereiche in Halver und alle weiteren Standorte in Deutschland ausgedehnt worden, teilt das Unternehmen mit. Neben dem größten Standort in Halver unterhält Turck im sächsischen Beierfeld einen zweiten Entwicklungs- und Produktionsstandort, zudem gibt es in Detmold einen weiteren Entwicklungsstandort. In Mülheim, wo Hans Turck in den 60er Jahren mit seinem Ingenieurbüro einen der Grundsteine für die heutige Unternehmensgruppe legte, ist die Vertriebs- und Marketingzentrale des Familienunternehmens beheimatet. Mehr als 360 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind am Standort an der Witzlebenstraße in Heißen beschäftigt.
Am Mülheimer Turck-Standort gilt seit Anfang 2024 Kurzarbeit
Auch hier, am Stammsitz an der Ruhr, spürt das Unternehmen die Folgen der konjunkturellen Flaute und sah sich gezwungen, zu handeln: „Die Kurzarbeit nutzen wir am Standort Mülheim seit Anfang 2024. Sie wird bis zum Ende dieses Jahres fortgesetzt, womit zunächst der maximal mögliche Zeitraum erreicht ist“, heißt es.
Zu Stellenabbau wird es indes am Turck-Standort im sauerländischen Halver kommen, bestätigt das Unternehmen auf Anfrage. „In der Produktion und den produktionsnahen Tätigkeitsfeldern werden dort in Kürze Stellen im mittleren zweistelligen Bereich abgebaut“, heißt es. Die genaue Anzahl der erforderlichen betriebsbedingten Kündigungen werde derzeit in Gesprächen zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat abgestimmt.
„Durch die Kurzarbeit konnten wir die Personalkosten in dieser sehr herausfordernden konjunkturellen Zeit reduzieren, ohne Personal im festangestellten Bereich abbauen zu müssen“, sagt Christian Pauli, in der Turck-Geschäftsführung verantwortlich für Finanzen, Personal und Recht, schränkt aber ein: „Leider hat sich die wirtschaftliche Lage entgegen der allgemeinen Erwartung noch immer nicht wesentlich verbessert, sodass wir nach dem Auslaufen der Kurzarbeit in der Produktion und den produktionsnahen Tätigkeitsfeldern in Halver nun gezwungen sind, in diesem Bereich den Personalbestand an die Auftragslage anzupassen.“ Der Abbau der Arbeitsplätze soll im Einvernehmen mit dem Betriebsrat sozialverträglich erfolgen.
Automatisierungsspezialist Turck: „Hoffen auf wirtschaftliche Erholung im kommenden Jahr“
Die konjunkturelle Flaute betreffe das gesamte, weltweit aufgestellte Unternehmen. „Wir beobachten intensiv die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Monaten und hoffen darauf, dass sich zum Jahreswechsel eine konjunkturelle Stärkung abzeichnet“, berichtet ein Unternehmenssprecher. Wie auch die Branchenverbände ZVEI und VDMA gehe man bei Turck davon aus, dass sich die wirtschaftliche Lage bis zum Jahresende bestenfalls nur leicht verbessern werde. „Eine erste Erholung erwarten wir ab dem ersten Quartal 2025.“
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Neben den deutschen Standorten sind zahlreiche weitere Unternehmen Teil der globalen Turck-Gruppe, die nach eigenen Angaben weltweit insgesamt rund 5000 Mitarbeitende beschäftigt. Dazu zählen rund 30 Landesgesellschaften wie Turck USA und Turck China. Außer den Vertriebsgesellschaften gibt es Produktionsgesellschaften neben Deutschland auch in Polen, den USA, Mexiko und China. „Unsere globale Aufstellung mit einer flexiblen Organisationsform wird auch in Zukunft die Grundlage dafür bilden, auf hohe Konjunkturschwankungen bestmöglich zu reagieren“, blickt Turck-Geschäftsführer Christian Wolf in die Zukunft.
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