Mülheim/Essen. Viele Frauen kennen das: Sie haben einen Tanzmuffel zu Hause. Aber: Man kann Latein-Tänze auch ohne Partner aufs Parkett bringen. Wo und wie?

Es ist zum Verrücktwerden: Da erklingen auf einer Party mitreißende Latino-Rhythmen, man (also: Frau) möchte so gerne dazu tanzen, doch der Gatte lehnt schlaff wie ein Sandsack an der Theke, schafft es allerhöchstens mit einem Fuß zu wippen. Was tun, wenn der eigene Mann ein Tanzmuffel ist und ein anderer Partner nicht in Sicht? Irmi Moser lädt Frauen dazu ein, sich in ihren Latin-Dance-Fitness-Kursen solo auf dem Parkett auszutoben.

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Männer dürfen theoretisch auch mitmachen, bisher schaut aber nur einer tatsächlich bei Irmi Mosers Kursen vorbei. Die Tanztrainerin ist ein Energiebündel und „verbreitet immer gute Laune“ (so die Teilnehmerinnen). Sie selbst ist Turniertänzerin für Standard- und Lateintänze. Ihr Mann ist auch ihr Tanzpartner, also einer, der kein Problem damit hat, die Hüften kreisen zu lassen. „Ich weiß aber, dass es viele Frauen gibt, die gerne tanzen möchten, aber keinen Mitstreiter haben. Deshalb habe ich vor einigen Jahren diese Kurse gestartet“, sagt Irmi Moser.

Mülheimerin: „Das hier ist eine Stunde lang Spaß!“

Regina ist mit einem Nichttänzer verheiratet und profitiert von dem Angebot. „Das ist total unkompliziert hier, man kann einfach herkommen und mittanzen. Ich gucke, was die Irmi macht und mache es nach so gut ich kann. Das hier ist eine Stunde lang Spaß!“, schwärmt sie. Wer neu dazustößt, erwirbt eine Zehnerkarte und bezahlt damit auch nur, wenn er wirklich kommt.

„Latin Dance Fitness solo“ heißt ein Kurs von Irmi Moser, der immer samstags in der Altstadt-Tanzschule in Mülheim stattfindet. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer tanzen lateinamerikanische Tänze, aber ohne Tanzpartner.
„Latin Dance Fitness solo“ heißt ein Kurs von Irmi Moser, der immer samstags in der Altstadt-Tanzschule in Mülheim stattfindet. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer tanzen lateinamerikanische Tänze, aber ohne Tanzpartner. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Es ist Samstag, das Training findet heute von 11.30 bis 12.30 Uhr in der Altstadt-Tanzschule an der Bachstraße 25 in Mülheim statt. Dienstags von 18 bis 19 Uhr trifft man sich in Essen-Haarzopf beim Tanzsportclub Casino Blau-Gelb Essen (Fulerumer Straße 223). Die Frauen – in Tanzschuhen oder Turnschuhen, in Fitness-Dress oder Alltagsklamotten – stellen sich vor dem großen Spiegel im Tanzsaal auf. „Vamos!“ – es geht los. Der erste Song erklingt, es ist „I had the time of my life“ aus dem unvergessenen Film „Dirty Dancing“. Mit leichten Latino-Grundschritten wärmen sich die rund 15 Teilnehmerinnen auf.

Von Cha Cha Cha bis Jive: Mülheimer Trainierin nutzt alle Basic-Schritte

Mich (die Autorin dieses Textes) hält es dann auch nicht mehr auf dem Stuhl, ich mache mit. Es folgt „Macarena“ – und damit eine Samba, die schon etwas schwierigere Schritte erfordert Aber keine Angst: Irmi überfordert ihre Schützlinge nicht. In ihre Fitnessstunde baut sie vor allem die Basics aus den verschiedensten lateinamerikanischen Tänzen ein. Schritte, Drehungen und Armbewegungen aus Samba, Rumba, Cha-Cha-Cha, Paso Doble, Jive. „Wir konzentrieren uns hier auf die reinen Tanzelemente. Das ist anders als beim Zumba, wo auch viele andere Bewegungen aufgegriffen werden“, erklärt die Trainierin.

Manchmal üben die Teilnehmerinnen einzelne Schritte oder Bewegungen im Detail. „Aber das hier soll ja kein ernstes Tanztraining sein, sondern einfach nur Spaß bringen“, sagt Irmi. Allerdings: Unanstrengend ist dieser Latin-Kurs keineswegs. Bei vielen Tänzen halten die Frauen die Arme hoch, so, als ob sie ein Gegenüber hätten. Ich habe schon nach drei Minuten das Gefühl: Gleich fallen mir die Arme ab!

Eine Gruppe der Mülheimer Latin-Dancer nimmt an der Deutschen Meisterschaft des TAV in Köln teil.
Eine Gruppe der Mülheimer Latin-Dancer nimmt an der Deutschen Meisterschaft des TAV in Köln teil. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Mülheimerinnen „spülen auch ihre Köpfe frei“

Kondition, Koordination, Haltung, Gedächtnis – vieles wird hier geschult. „Tanzen ist supergut für die Fitness, und nicht so langweilig wie joggen“, findet Irmi Moser. Außerdem werde man zusätzlich „vom Kopf her freigespült“. Man müsse sich nämlich immer konzentrieren. „Das ist ideal, um nach der Arbeit runterzukommen.“ Tanzen könne man zudem in jedem Alter – und auch ohne Vorkenntnisse neu beginnen.

Auf eine Rumba, die zwar langsam, aber keineswegs erholsam ist, folgt ein Jive. Ausgewählt hat Irmi dafür den neuen Countrysong von Beyoncé. „Den liebe ich!“, ruft Sabina, mit 25 Jahren heute die jüngste in der Tänzerinnenschar. Ursula (71) ist die Älteste, tanzt aber wie ein Teenager – „und das mit zwei künstlichen Hüftgelenken“. „Als junge Frau war ich mal Turniertänzerin. Ich komme her, weil Tanzen mein Lebenselixier ist. Wenn ich hier rauskomme, bin ich immer supergut gelaunt.“

Auf der Fußmatte aus Kronkorken kann man die Sohle der Tanzschuhe aufrauen. Dann kann die Tanzstunde in Mülheim starten.
Auf der Fußmatte aus Kronkorken kann man die Sohle der Tanzschuhe aufrauen. Dann kann die Tanzstunde in Mülheim starten. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Kleine Formation aus Mülheim nimmt an Deutscher Meisterschaft teil

Gut gestimmt ist auch die Spezial-Truppe, die heute 30 Minuten lang alleine übt. Die zwölf Frauen (zwischen 30 und 70) haben sich für die Deutsche Meisterschaft der Vereinigung TAF im Latin Solo Style (Untergruppe: Formation) in Köln angemeldet. Sie wollen dort mit einer vierminütigen Choreografie nach einem Elvis-Medley antreten. Ganz ohne Ambitionen. Hundertprozentig sitzt die Performance noch nicht, bei der Synchronität hapert es noch ein wenig. Aber egal! Am Wichtigsten ist die Vorfreude auf den gemeinsamen Ausflug. „Ich bring‘ Sekt mit!“, ruft eine und alle lachen.

Informationen zu den Latin-Dance-Fitness-Kursen gibt es bei Irmi Moser unter Tel. 0172/6640148 oder imoser@gmx.net.

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