Mülheim. Die vier Bilder von Daniel Traub, die über den Abgängen zur U-Bahn hängen, zeigen mehrere Mülheimer Motive. Wird die Ruhrbahn sie „retten“?

Passanten, die durch die Passage zwischen Forum und Hauptbahnhof hetzen, nehmen sie vermutlich gar nicht wahr. Wer langsam läuft und sich umschaut, entdeckt an den Wänden über den Rolltreppen zur Straßen- oder U-Bahn aber vier imposante Bilder, die Mülheimer Motive zeigen: Wasserbahnhof, Stadthalle, Kirchenhügel und Schloß Broich. Geschaffen hat sie Daniel Traub (1909-1995) – Folkwang-Absolvent, Mülheimer Künstler, Experte für „Kunst am Bau“, Dozent und Ruhrpreisträger.

Traub hat die Mülheimer Sehenswürdigkeiten 1979 in naturalistischer Darstellungsweise auf Keramikkacheln abgebildet. Die mosaikartigen Kunstwerke sind acht Meter breit und zwei Meter hoch und in die gefliesten Wände integriert. „Allen gemein ist der tiefblaue Farbton des Himmels sowie die ockerfarbene Gestaltung der Gebäude“, heißt es in einer Beschreibung des Kunstmuseums zu den Darstellungen.

Mülheimer Künstler Daniel Traub war „der zeichnende Chronist der Stadt“

Die Pläne für einen Umbau des Bahnhofsdurchganges haben Künstler, Kulturpolitiker und Traubs Kinder in Sorge versetzt. Denn: Was geschieht mit den vier Kunstwerken, wenn der Verbindungstrakt zwischen Einkaufszentrum und Bahnhof abgerissen wird? Wie berichtet, will die Ruhrbahn das unansehnliche Zwischengebäude abreißen und stattdessen vor Ort einen an den Seiten offenen, aber überdachten Verbindungsweg schaffen.

Die Stadthalle auf einem Wandbild von Daniel Traub, das noch im Durchgang zwischen Hauptbahnhof und Forum hängt.
Die Stadthalle auf einem Wandbild von Daniel Traub, das noch im Durchgang zwischen Hauptbahnhof und Forum hängt. © Andrea Müller

„Diese Keramikarbeiten sind bedeutende Kunstwerke am Bau in unserer Stadt. Ihr Alleinstellungsmerkmal ist, dass sie direkt am Eingang zur Stadt (am Ausgang des Bahnhofes) auf die vier zentralen Orte Mülheims aufmerksam machen. Sie prägen das Stadtbild und die Mülheimer Geschichte“, sagt Dr. Hartmut Traub, Historiker und Sohn des Künstlers. Es müsse auch ein öffentliches Interesse daran bestehen, sie in ihrem Wert und in ihrer Funktion zu erhalten. „Die Kunstwerke sind Schmuckstücke, das sagen auch Experten. Ich appelliere an die Verantwortlichen, dass sie fachgerecht abgenommen und woanders aufgehängt werden“, so Tochter Monika Kappelmayer (geb. Traub).

Demontage im Mülheimer Bahnhofsdurchgang soll im Frühsommer 2025 beginnen

Im Kunstmuseum weiß man natürlich um die Bedeutung von Daniel Traub und seinen Arbeiten. Das Museumsteam habe der Ruhrbahn als Eigentümerin der Keramik-Bilder daher auch geraten, diese „zu erhalten, abzunehmen und später wieder öffentlich auszustellen“, sagt Barbara Walter, Fachfrau für Kunst im öffentlichen Raum im Kunstmuseum. Sie ergänzt: „Kunstwerke im öffentlichen Raum sind oft stadtbildprägend – so auch diese Keramik-Arbeiten von Daniel Traub im Hauptbahnhof. Plastiken, Skulpturen, Platz- und Wandgestaltungen erzählen Kunst- und zugleich Stadtgeschichte, sie sind deshalb unbedingt erhaltenswert.“

Die Ruhrbahn versichert auf unsere Anfrage hin, dass „die keramischen Wandbilder an den vier Zugängen zum U-Bahnhof in Abstimmung mit den Kulturbetrieben der Stadt Mülheim demontiert und eingelagert werden“. Nach Fertigstellung der Baumaßnahme würden diese Motive „an gleicher Stelle“ wieder angebracht. Sprecherin Simone Klose kann sich auch schon zeitlich festlegen: „Die Demontagearbeiten der Wandkeramiken werden voraussichtlich im zweiten Quartal 2025 beginnen.“

Demontage der Mülheimer Wandbilder ist laut Ruhrbahn relativ einfach

Dass das Abnehmen der Bilder schwierig werden könnte, vermutet Hartmut Traub: „Die technischen Fragen müssten sicherlich mit Fachleuten genau abgeklärt werden“, meint er. Das hat die Ruhrbahn nach eigenen Aussagen auch schon getan. „Da die Fliesen nicht in Mörtel verklebt worden sind, wird die Demontage unproblematisch. Die einzelnen Fliesen hängen an Metallstiften, die abgetrennt werden (...). Die Demontage wird durch eine Fliesen- oder Natursteinfirma durchgeführt“, erklärt Simone Klose. Danach würden die Fliesen „sachgemäß eingelagert“, bevor die Bilder wieder installiert werden. Die Kosten für die gesamte Maßnahme halten sich laut Ruhrbahn „in Grenzen“, weil sie weniger aufwändig sei als gedacht.

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