Mülheim.. Eine Spätfolge der Engelbertus-Insolvenz, die im Jahr 2011 publik wurde. 45 von 47 Appartements sind zurzeit vermietet. Wunsch ist es aber, doch noch einen Investor zu finden, der das Betreute Wohnen übernimmt.
Wer den Anzeigenteil der Zeitung aufmerksam anschaut, fand kürzlich folgende Notiz: Die Seniorenimmobilie (Betreutes Wohnen) an der Seilerstraße 10 wird am 11. August im Mülheimer Amtsgericht zwangsversteigert. Verkehrswert mitsamt aller Grundstücke: 4.311.500 Euro. Der Schritt ist eine Spätfolge der Engelbertus-Insolvenzen, die im Februar 2011 publik wurden und seither immer wieder Wellen schlugen.
Denn das Verfahren ist komplex: Sechs Engelbertus-Gesellschaften mit verschiedenen Einrichtungen waren in die Pleite gerutscht, darunter der jüngst erneut verkaufte Wohnpark Dimbeck. Ein Schuldenberg von insgesamt mehr als 18 Millionen Euro drückte, jeweils unterschiedliche Lösungswege wurden beschritten, das gilt auch an der Seilerstraße.
Auffanggesellschaft gegründet
Um hier den Betrieb zu sichern, wurde für das Pflegeheim Sankt Engelbertus-Stift und den ambulanten Dienst kurzfristig eine Auffanggesellschaft gegründet, die Altenhilfe-Betriebsträgergesellschaft St. Engelbert GmbH. Hundertprozentiger Gesellschafter ist das Caritas-Trägerwerk im Bistum Essen, welches mit einer Anschubfinanzierung von 500.000 Euro beisprang.
Für das Betreute Wohnen an der Seilerstraße 10 hingegen, das die WL Bank finanziert hatte, setzte man gleich nach dem Insolvenzantrag Anfang 2011 einen Zwangsverwalter ein: die Mülheimer Anwaltskanzlei Bückmann. Sie fungiert als Vermieterin der 47 Wohnungen. Dienstleistungen wie der Hausnotruf, Hausmeister oder kleine pflegerische Hilfen, wofür die Bewohner eine Betreuungspauschale zahlen, würden allerdings von der Altenhilfe St. Engelbert übernommen, erklärt deren Geschäftsführer Dirk Wiegmann. „Wir sind Vertragspartner des Zwangsverwalters.“ Falls durch die Versteigerung der Eigentümer wechselt, müsse dies neu geregelt werden. Wiegmann glaubt aber: „Für die Leute wird sich absolut nichts verändern.“
Ein Thema, das „gewisse Sorge bereitet“, sei die Zwangsversteigerung bei den Bewohnern durchaus, meint Christian Schröder, Ansprechpartner im Servicebüro von engelbertus mobil. Nach seiner Aussage ist die Auslastung des Betreuten Wohnens hoch: Derzeit seien 45 der 47 Appartements mit Größen zwischen 44 und 88 qm vermietet. Ein Gutachten von August 2013 bescheinigt: Die 2004 gebaute Immobilie „ist in einem altersbedingten guten Zustand“.
Ein Sprecher der WL-Bank machte am Freitag deutlich, dass die meist verlustbringende Zwangsversteigerung auch aus Gläubigersicht nicht die günstigste Option sei. Lieber fände man noch einen Investor, der das Betreute Wohnen übernimmt: „Wir möchten eigentlich eine ganz andere Lösung und suchen nach wie vor aktiv danach.“ Die Zeit drängt allerdings.
Keine weiteren Verkäufe geplant
So spektakulär und für viele auch beunruhigend die Engelbertus-Pleite vor mehr als drei Jahren wirkte, rückblickend ist es gelungen, alle Senioreneinrichtungen und ambulanten Angebote weiterzuführen. Der Wohnpark Dimbeck wurde in diesem Jahr an eine Fondsgesellschaft verkauft, zudem stieg ein neuer Betreiber, die Alloheim-Gruppe, mit einem über 20 Jahre laufenden Pachtvertrag ein. Die Soforthilfe des Caritas-Trägerwerkes für das Engelbertus-Stift und den ambulanten Dienst an der Seilerstraße war dagegen ursprünglich nur als Übergangslösung gedacht.
Mittelfristig werde ein neuer Träger gesucht, hieß es damals. Mittlerweile scheint aber ein Verkauf dieser Einrichtungen vom Tisch zu sein.
„Bei uns ist Stabilität eingetreten, wir genießen Anerkennung“, so Dirk Wiegmann, Geschäftsführer der Altenhilfe St. Engelbert. Bei der jetzigen Trägerschaft solle es daher bleiben.