Mühlheim-Styrum.. „Spiel’ nicht mit den Schmuddelkindern“ - das Protestlied auf die Spießigkeit der Nachkriegsgesellschaft von Franz Josef Degenhardt kennt wohl jeder, der in den 60er Jahren jung und engagiert war. Wie viele weitere tiefsinnige und aufrüttelnde Songs der Musiker, Autor, Jurist und Kommunist geschaffen hat, will die Gruppe „Liederlich“ bei einem Konzert in der Feldmannstiftung aufzeigen.

Seit Jahren schon singen die drei Mülheimer Hartmut Kremer, Kurt Jahn-Nottebohm und Rolf Jahn Balladen des 1931 geborenen, international bekannten Bänkelsängers, jetzt haben sie ein reines Degenhardt-Programm erarbeitet. „Das ist Liedgut, das einfach weitergetragen werden sollte. Politische Liedermacher kommen heute in Deutschland ja nicht mehr vor - und Degenhardt hat einfach tolle Texte geschrieben“, finden die drei Sänger. Sie selber sind in jenen bewegten Zeiten groß geworden, in denen Protestsongs (auch anderer Musiker wie Wader, Biermann, Mey, usw.) im Radio liefen.

35 Lieder aus Degenhardts Repertoire suchten die Liederlichen aus, testeten bei den Proben, welche sich für ihren dreistimmigen Gesang besonders eigneten. 20 wurden ausgewählt und bearbeitet. Gitarrist Hartmut Kremer dachte sich die Arrangements aus. Gemeinsam puzzelte das Trio dann an der gesanglichen Interpretation herum. „Wir wollten die Musik so gestalten, dass sie nicht zu stark nach Degenhardt klingt. Außerdem haben wir zu manchen Texten Strophen dazu gedichtet“, erzählen sie.

Die Ikone der 68er-Bewegung

Gesellschaftskritisch, böse, makaber - so kommen viele Degenhard-Lieder daher, es gibt auch nachdenkliche, romantische. Hineingemogelt ins Programm haben die Liederlichen auch Chansons, die die Ikone der 68er Jahre zwar gesungen hat, die aber von Georges Brassens und Colin Wilkie stammen und übersetzt wurden.

„Liederlich“ ist derzeit zwar auf Degenhardt fixiert, die drei Hobby-Musiker, deren Stimmen sehr gut harmonieren, singen ansonsten aber auch eigene - selbst komponierte und getextete - Songs. Sie haben schon drei CDs produziert.

Degenhardt "genehmigte" Konzert kurz vor seinem Tod

Zurück zu Degenhardt: Er starb vor einem Jahr, die Mülheimer hatten zuvor aber Kontakt zu ihm. „Wir haben ihn um Erlaubnis gebeten, seine Lieder singen zu dürfen, ihm unsere erste CD zugeschickt. Er hat geantwortet, dass ihm unsere Interpretation gut gefällt.“

„Rumpelstilzchen“, „Tante Th’rese“ oder auch „Katja“ sind im Konzert in spannenden Cover-Versionen zu hören. „Spiel’ nicht mit den Schmuddelkindern“ wird allerdings nicht angestimmt. „Das ist so bekannt, das muss man nicht mehr vorstellen“, so die Liederlichen.