Mülheim. Beim Plausch am mobilen Kaffee-Stand sollen Anlieger enger zusammenrücken. Betreuer suchen radelnde Verstärkung. Bürger können Termine buchen
Kaffee, Milch und Kuchen sind etwas durchgeschaukelt, aber die Nachbarn freuen sich, als Sabine Dams mit dem Fahrrad um die Ecke biegt. „Da kommt sie.“ – „Das muss sie sein“, tuscheln die Frauen und Männer. Dann stoppt vor ihnen das Kiez-Café – die rollende Informationsbörse, ein lockerer Treffpunkt vor den Haustüren.
Kiez-Café steht für „Kennenlernen, Informieren, Erleben, Zusammenhalten“. Es gibt noch Nachbarschaften, wo das bestens klappt. „Aber wir haben auch Straßen und Siedlungsbereiche, da kennen sich die Bewohner kaum, leben nur nebeneinander“, sagt Sabine Dams von den Pia-Stadtdiensten. „Wir möchten das ändern und hoffen, die Treffen an unserem fahrbaren Kiez-Café bringen die Menschen danach dauerhaft zusammen“, ergänzt Ragnhild Geck vom Netzwerk der Generationen.
Ehrenamtler treffen auf Wirtschaftsfachleute
So war die Idee schnell geboren, mit einem Fahrrad in die Siedlungen zu fahren, Kaffee und Kuchen einzupacken und mit den Anliegern ins Gespräch zu kommen. Beim „Ruhrdax“ – dort treffen Ehrenamtler auf Wirtschaftsfachleute – lernten die Frauen Thomas Hoppe kennen, der gleich das „Kiez“ (in Berlin steht der Begriff für Siedlung, in Hamburg für Vergnügungsviertel) mit Mülheimer Inhalten belegte. „Wer sich bei uns am Kiez-Café treffen möchte, kann locker plaudern, neue Menschen kennenlernen, aber auch nach einer Problemlösung fragen“, spannt Ragn-hild Geck den Bogen.
Am Europäischen Tag der Nachbarschaft war das Kiez-Café zum ersten Mal in Mülheim unterwegs. Auf der Premierentour von Styrum über die Stadtmitte, Heißen und Dümpten trafen die Kaffeerad-Betreuerinnen auf begeisterte Anlieger. In der Siedlung am Hingberg hatten die Bewohner Kuchen gebacken und luden alle Nachbarn zum Testessen und Plaudern ein.
An den Denkhauser Höfen versammelten sich zuerst nur eine Handvoll Bewohner, Bald verfünffachte sich die Gruppe – und es kam kein Nachbar mehr an ihr vorbei. Ergebnis dieses Kaffee-Treffens im Dümptener Kiez: „Die Leute wollen sich nun öfter treffen und die Kontakte vertiefen“, beschreibt Ragnhild Geck. „Sicher besuchen wir die Anlieger der Denkhauser Höfe noch einmal. Bestimmt backen sie dann auch Kuchen“, fügt Sabine Dams hinzu.
Verstärkung gesucht
Damit das Kiez-Café regelmäßig zu den Nachbarn rollen kann, suchen die Betreuerinnen Verstärkung. „Leute mit kräftigen Beinen, die das Café-Rad mit Elektromotor, vollen Taschen und beladenem Anhänger fahren möchten, würden uns sehr helfen“, hofft Sabine Dams auf Pedalritter. Wer noch ein paar leichte Campingstühle oder Tische entbehren kann, sollte damit die Ausstattung des noch jungen Kiez-Cafés erweitern.
Ehrenamtlicher Einsatz steht für den mobilen Kaffee-Verteiler im Vordergrund. „Jeder kann sich bei uns auf verschiedene Weise einbringen“, betont Ragnhild Geck. Kuchenspenden oder ein Pfund Kaffee für die nächsten Treffen gehören ebenso dazu wie vielleicht eine Person, die in den Siedlungen die Nachbarschaftsgespräche begleitet. „Oft erzählen die Bewohner Geschichten aus früheren Zeiten, die verloren gehen, weil keiner sie festhält oder aufschreibt“, sagen die Betreuerinnen.
Noch vor den Sommerferien kann das Kiez-Café auch in Ihrer Nachbarschaft halten und zum plaudern einladen. „Jeder kann bei uns Termine buchen. Wir helfen gern“, bitten Dams und Geck um Anmeldungen. „Nachbaren werden überrascht sein, wenn andere sie zum Kaffee in das Kiez-Café einladen.“ Am 16. September und 2. Oktober ist es schon gebucht.