Mülheim an der Ruhr.. Pädagogen der Bismarckzeit, für Zucht und Ordnung bekannt, kritisierten die Bildergeschichte von Max und Moritz als „frivoles Werk mit jugendgefährdender Wirkung“. Das Werk des Dichters und Zeichners Wilhelm Busch ist dennoch die große Leidenschaft des Mülheimers Wolfgang Koch.

„Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt sogleich.“ Generationen von Kindern und Erwachsenen kennen die Bildererzählung „Max und Moritz“ von Wilhelm Busch. Was so harmlos als „Lausbugengeschichten“ daherkommt, sind in Wirklichkeit grausame Taten: Hühner, die mit Ködern am Faden angelockt werden, erhängen sich am Baum, Witwe Bolte drischt mit dem Kochlöffel auf einen Hund ein, die dreisten Jungs landen zuerst im Backofen und dann in der Mühle, wo sie zu Tierfutter verarbeitet werden. Das bittere Ende von Max und Moritz. Selbst Pädagogen in der Bismarckzeit, für Zucht und Ordnung bekannt, kritisierten die Bildergeschichte als „frivoles Werk mit jugendgefährdender Wirkung“.

Zunächst bei der Erstveröffentlichung 1865 schleppend gestartet, hat das Buch als früher Vorläufer von Comics und Markenwerbung einen Siegeszug sondergleichen angetreten. Apotheken und Geschäfte tragen noch heute ihren Namen, die prägnanten Bubenköpfe prangen auf Alltagsgegenständen und Lebensmittelverpackungen, sogar eine Sauerkrautfabrik aus Soest warb damit. Den Plastiktopf stöberte Wolfgang Koch ehemals in der Feinkost-Abteilung des Kaufhofs auf. Es gibt Max und Moritz als Keramikfiguren, Handpuppen, Marionetten, Schüttelgläser, Römer-Topf und Pudding-Form. Nicht zu vergessen: Die vielen Bücher – in allen möglichen Ausführungen – dazu Filme, Schallplatten, Hörkassetten und zahlreiche andere Dinge.

„Als ich in Rente ging, habe ich damit angefangen“

Eine umfangreiche Wilhelm Busch-Sammlung hat Wolfgang Koch (82) in rund 20 Jahren zusammengetragen. „Als ich in Rente ging, habe ich damit angefangen“, sagt der Mülheimer, der bei der Landeszentralbank im Kassendienst beschäftigt war. Auch Briefmarken und Münzen hat er schon gesammelt, bevor das Werk des humoristischen Dichters und Zeichners seine Leidenschaft wurde. Daneben ist Koch im Mülheimer Geschichtsverein aktiv. Im Hinblick auf Mülheims Vergangenheit gibt es eine weitere Parallele zu Wilhelm Busch: Von ihm stammen die Bilder (1872) zur Jobsiade von Carl Arnold Kortum.

Zwei Briefe über den Schriftwechsel zwischen Wilhelm Busch und den damaligen Mülheimer Amtsgerichtsdirektor hat Koch im Stadtarchiv entdeckt, „die habe ich in Kopie an die Wilhelm-Busch-Gesellschaft nach Hannover geschickt“. Das kleinste Max und Moritz-Buch haben die Kochs in einem Koblenzer Puppengeschäft gefunden und das größte entdeckten sie wie die meisten Stücke auf einem Trödelmarkt. Bei all den Reisen, die Koch mit seiner mittlerweile verstorbenen Ehefrau je unternommen hat – Max und Moritz waren dabei.