Mülheim.. Sat 1-Format wird in verschiedenen Städten gedreht. Essener Polizist steht mit vor der Kamera. Mülheim ist beliebter Drehort, es gibt viele Anfragen.

Eine Abi-Fete auf dem Partyschiff läuft aus dem Ruder. Die Jugendlichen gehen aufeinander los, Mädchen keifen, Luftballons platzen, Fäuste fliegen – ein Fall für Polizeikommissar Michael Smolik: Mit zwei Griffen fegt er den Randalierer zu Boden und fixiert dessen Arme auf dem Rücken. Mülheimer Fernsehzuschauer erkennen sofort: Das Gebäude im Hintergrund muss der Wasserbahnhof sein! Die Sat1-Serie „Die Ruhrpottwache“ spielt zwar offiziell in Duisburg, wird aber in mehreren Städten gedreht. Auch in Mülheim lösen die „echten Polizisten“ falsche Fälle vor der Kamera.

22 Polizeibeamte ermitteln auf der „Hauptwache Duisburg Nord“, die eigentlich eine alte Schule im Stadtteil Rheinhausen ist. Das „Scripted-Reality“-Format strahlt der Sender von montags bis freitags im Vorabendprogramm (19 Uhr) aus. Es sollen Fälle aus dem Polizeialltag sein, „mit spektakulären Verfolgungsjagden, Explosionen, Helikoptereinsätzen oder der schwierigen Suche nach Beweisstücken“, verspricht der TV-Sender. Mit taffen Beamten wie Michael Smolik, die jeden Täter schnappen. Vom Sprayer, über Drogenschmuggler bis zum vermummten Spanner. Stammen denn die Polizeibeamten tatsächlich aus dem Revier?

Ein echter Polizist ist Komparse

„Derzeit gibt es einen Polizeivollzugsbeamten des Präsidiums Essen, der eine genehmigte Nebentätigkeit als Komparse für das Format hat“, bestätigt Polizeisprecher Christoph Wickhorst – ohne zu verraten, um welchen Kollegen es sich genau handelt. Um eine solche Rolle in einer TV-Serie als „echter Beamter“ spielen zu dürfen, bedarf es jedenfalls der Erlaubnis über eine Nebentätigkeit, die von der „Stammdienststelle, also dem Präsidium Essen, genehmigt werden muss“. Solche Nebentätigkeiten seien befristet und „unter Vorbehalt des jederzeitigen Widerrufs“. Wichtig sei, dass der Komparsenjob nur ausgeübt werden darf, wenn der Dienst nicht beeinträchtigt wird. „Dreharbeiten dürfen also nicht während der Dienstzeit und auch nicht in den echten -räumen stattfinden.“

Die Dreharbeitern zur Ruhrpottwache sind mittlerweile abgeschlossen, heißt es von Seiten des Senders. Gedreht wurde neben dem Wasserbahnhof auch an der Stadthalle, am Flughafen und im Witthausbusch.

Zahlreiche Anfragen an die Stadt für Drehorte

Volker Wiebels kümmert sich als Pressesprecher um das Image der Stadt. Daher landen alle Anfragen für TV-Drehs auf seinem Tisch. „Wir sind gerne Drehort“, sagt er. Beinah wöchentlich bekomme er Anrufe von Produktionsfirmen. Häufig melden sich auch „Locationscouts“, die sich nach bestimmten Orten erkundigen. „Beliebt sind vor allem die Thyssenvilla und das ehemalige Frauengefängnis, in dem aber nicht gedreht werden darf, weil es in privater Hand ist“, sagt er. Mülheim arbeite zudem mit der Filmstiftung NRW zusammen, „dort sind wir als Drehort vermerkt“.

Meist regele er kleinere Anfragen auf dem kurzen Dienstweg, etwa bei Beiträgen für die WDR-Lokalzeit. Für größere Drehs, „wenn Straßen gesperrt werden müssen, machen wir zuvor Ortstermine mit Fachleuten vom Straßenverkehrs- oder dem Grünflächenamt“. Trash-TV-Formate, billig produzierte Sendungen, lehnt Wiebels in der Regel ab. „Das schadet eher dem Ruf der Stadt.“

Ruhrgebietskulisse ohne Klischees

Auch Anfragen, in denen Stadtbedienstete mitspielen sollen, etwa in „Auf Streife“, wo Mitarbeiter des Ordnungsamtes bei ihrer Arbeit begleitet werden, haben keine Chance. In Sachen Ruhrpottwache sehe er aber kein Problem. In der Tat verzichtet die Serie größtenteils auf Revierklischees. Zwar schimpft ein Vater in einer Folge schlimmer als Schimanski („Dein Arsch hat gleich Kirmes!“), dafür fehlt die übliche Ruhrgebietstristesse. Einschalten braucht dennoch nur, wer solche Formate mag, Spaß am Kulissenraten hat – und die Dialoge der Laiendarsteller leise dreht.