Mülheim..

Wenn Eltern und Schüler ihre Klassenräume streichen wollten, bekamen sie bisher die Mittel für Farbe oder Pinsel von der Stadt zur Verfügung gestellt. Seit diesem Schuljahr wurden diese freiwilligen Leistungen gestrichen (wir berichteten). Benachteiligt sind vor allem Schulen, in denen es Renovierungsstau gibt. Eltern-Engagement und Sponsorengelder zählen in den Schulen daher mehr denn je.

Das Forum der Otto-Pankok-Schule nutzen die Schüler für Aufführungen, zum Spielen in den Pausen oder in Freistunden zum Lesen. Bis vor kurzem sah es dort noch düster aus – nun schaut es mit Grün und Weiß an den Wänden hübscher aus. Die Pavillons gegenüber sind ebenfalls bunter geworden, die Klassenräume gelb gestrichen.

Der Anstrich des Forums hat 7000 Euro gekostet

Das haben Claudia Oeckinghaus, Matthias Hahn und die anderen Eltern gemeinsam geschafft. Allein der Anstrich des Forums hat 7000 Euro gekostet. „Mittlerweile wird viel privat finanziert“, bestätigt Ulrich Bender, stellvertretender Leiter der Schule. Nicht nur die Eltern stecken viel Geld in die Schulen ihrer Kinder, auch Sponsoren schießen - meist zweckgebunden - Geld hinzu. „Damit sich eine Schule entwickeln kann, braucht sie engagierte Eltern und Partner von außen.“

Die Eltern der OP-Schüler zahlen 10 € Umlage pro Schüler im Jahr. „Davon finanzieren wir u.a. Kopierer, Computer oder Bücher“, erklärt Schulpflegschaftsvorsitzende Claudia Oeckinghaus.

Aus der Kasse bezahlt

Dass nun auch noch Materialien wie Farbe aus dieser Kasse bezahlt werden müssen, tut weh. Von der Freizeit, die sie opfern, abgesehen. „Klar könnten wir mehr Unterstützung gebrauchen“, meinen die Eltern, „trotzdem machen wir es gerne für unsere Kinder.“ Denn: „Wenn wir alle an einem Projekt arbeiten, stärkt das das Gemeinschaftsgefühl“, finden sie. „Die Stadt hat eben kein Geld. Da hilft kein Jammern und kein Warten, da muss man handeln und schauen, was sich mit vorhandenen Mitteln machen lässt.“

Im Vergleich zu frisch sanierten Schulen in der Nachbarschaft zeigt das OP-Gebäude, Baujahr 1976, einige Gebrauchsspuren. Nötige Sanierungen wurden von der Stadt aufgeschoben. Im Hinblick auf den anstehenden Tag der offenen Tür hoffen die OP-Eltern, dass andere Eltern nicht nur auf die Verpackung schauen, sondern sich von Inhalten überzeugen lassen. „Dennoch werden wir noch mehr in Eigenarbeit leisten, um die Schule hübsch zu machen.“

Geld aus Sponsorenläufen

Ein hohes Engagement der Eltern zeigt sich auch in der Grundschule Trooststraße. „Pro Schuljahr werden zwei Klassenräume neu gestrichen“, sagt Schulleiterin Martina Winkelmann. Das gesamte Gebäude haben die Eltern der 190 Schüler mittlerweile in Eigenleistung und mit Geld aus eigener Tasche angepinselt. „Geld sammelt der Förderverein über Sponsorenläufe oder Schulbasare.“

Das neue Klettergerüst finanzierte ein Energiekonzern zusammen mit der Bezirksvertretung. Eine gewisse Resignation sei festzustellen, weiß die Schulleiterin. Man komme sich eben vor wie ein Bittsteller, wenn man um jede Steckerleiste betteln müsse. Daher nehmen die Eltern die Sache gleich selbst in die Hand.

„Nicht meckern, sondern machen“, lautet auch das Motto der Realschule Broich. „Die Räume streichen unsere Schüler selbst“, sagt Schulleiter Wolfgang Dahmen. Die Eltern spenden Malermaterial, Pflanzen, Laptops und sogar Flachbildfernseher. „Wenn uns etwas fehlt, schreiben wir alle Eltern per Mail an“, sagt Dahmen. „Sehr viele sind sofort bereit sich einzubringen – und klagen nicht, sondern packen mit an.“

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