Mülheim.. Stefan Schmitz-Flottmann ist Sportkoordinator der Luisenschule. Er unterstützt Sport-Asse. Und kämpft für die NRW-Sportschule samt Dreifachsporthalle.


Bahnen ziehen, Kacheln zählen: Mit zwölf war Stefan Schmitz-Flottmann viel häufiger im Wasser als seine Mitschüler. Der angehende Leistungsschwimmer startete bei Westdeutschen Meisterschaften – und vielleicht wär’s noch weiter nach oben gegangen, hätte er die rechte Unterstützung gehabt. An seiner Schule aber nahm niemand Rücksicht auf die oft anstrengenden Wettkämpfe, fragte keiner, ob er Hilfe brauchte beim Nebeneinander von Sport und Schule. So gab der Teenager schließlich auf. Die Erfahrung war trotzdem nicht nur schlecht: Bis heute ist sie Motivation für seinen Alltag als Sportkoordinator an der Luisenschule.

Gebürtig aus Wesel, studierte er in Münster Sport, Sozialwissenschaften und Politik auf Lehramt. Von 1991 bis 1993 ging’s zum Referendariat nach Düsseldorf; anschließend folgte die erste Anstellung an der Willy-Brandt-Schule in Styrum. Im Sommer 2003 dann suchte die Luisenschule einen Sportlehrer, der dabei helfen sollte, die bis 1973 noch als braves Mädchengymnasium geführte Schule in eine ambitionierte „Partnerschule des Leistungssportes“ zu verwandeln.

Eine „lohnende Aufgabe“, ein „spannendes Projekt“

Ein Sportinternat für sehr begabte Badminton-Spieler war geplant, und der neue Lehrer sollte die Zusammenarbeit mit dem Verband so organisieren, dass der Spagat zwischen Schule und Leistungssport klappen könnte. Schmitz-Flottmann hielt das für eine „lohnende Aufgabe“, ein „spannendes Projekt“ und die Schulleitung ihn rasch für den richtigen Mann, zumal er nicht nur mit Ideen vorstellig wurde, sondern auch mit Zusatzqualifikationen: Er ist Schwimmtrainer, Skilehrer, kennt sich aus mit Reha-Sport.

Im Laufe der Jahre wuchs die Zahl der Internatsschüler auf 33 an. 14 wohnen dort, die anderen bei den Eltern in der Umgebung. Bis zu 25 Stunden Training wöchentlich haben die Jugendlichen, hinzu kommen Turniere, die auch schon mal zwei Wochen dauern und am anderen Ende der Welt stattfinden, wie jüngst in Peru. Schmitz-Flottmann ist Ansprechpartner in allen Schulbelangen – für Eltern, Trainer und die sportbegeisterten Jugendlichen selbst, zu denen mittlerweile auch Hockey-, Schwimm- und Turn-Asse gehören. Er ebnet ihnen den Weg, überlegt, ob sie für kurze Zeit vom Unterricht befreit werden können oder ihn nachholen müssen. Er passt den Stundenplan an, spricht mit Kollegen über Nachschreibe-Termine von Arbeiten. Dafür brauche man eine gewisse Gabe zur Kommunikation, so der 52-Jährige, „man kann alles per Mail mitteilen; aber ich spreche lieber mit den Kollegen, werbe um ihr Wohlwollen“. Für die Schüler, die die Doppelbelastung aushalten und vielleicht gar (inter-)nationale Titel und ein gutes Abitur einheimsen, hat er Hochachtung: „Wenn die da durch sind, sind sie erwachsen. Die muss dann keiner mehr aus dem Bett holen, die sind sehr gut organisiert.“

Sechs, sieben Stunden pro Woche zusätzlich fallen für sein Engagement an, schätzt Schmitz-Flottmann, der nach wie vor Vollzeit unterrichtet, oft den Leistungskurs Sport übernimmt, zudem Sozialwissenschaften und Politik lehrt.

Die Arbeit wird nicht weniger

Und die Arbeit wird nicht weniger: Seit die Chancen gut stehen für die dringend benötigte Dreifachsporthalle an der Südstraße – einzig der Finanzausschuss und der Stadtrat müssen noch zustimmen –, wird immer wahrscheinlicher, dass die Luisenschule alsbald den stolzen Titel der „NRW-Sportschule“ trägt, sich auf Talentsichtung konzentrieren, eine Sportklasse für Begabte einrichten und Unterricht auf Leistungssport-Niveau anbieten kann. Auch bei der Bewerbung um diesen Titel hatte Schmitz-Flottmann die Federführung – und er freute sich über das „Ja“ vom Land im Sommer 2014. Die Hängepartie, die sich danach entwickelte, setzte ihm zu: Kann die Halle finanziert werden? Immer wieder war das unklar. „Und ich dachte oft, das war’s wohl jetzt.“

Mittlerweile ist er optimistisch. Es wurden schon Schüler auf ihre sport-motorischen Fähigkeiten hin getestet; nach den Sommerferien könnten sie die erste Sportklasse bilden. 64 geeignete Kandidaten für 30 Plätze gibt es; scheitert das Projekt, würden wohl viele Hoffnungen zerstört. Apropos: Hoffnungen sind es, die für Schmitz-Flottmann den Reiz des Berufes ausmachen. „Das Tollste ist“, so sagt er, „wenn die Schüler es schaffen, sich ihren Traum zu erfüllen.“ Die Sportler investierten viel, verließen oft jung ihr Elternhaus – „diese Zielstrebigkeit zu unterstützen, das macht Spaß“.