Mülheim.

Vor 40 Jahren war das St. Marien-Hospital einer der wenige Orte in der Umgebung, der Dialyse, die Blutwäsche, für Nierenkranke anbieten konnte. Nur fünf Plätze gab es anfangs, und Pfleger und Schwestern mussten die damals revolutionäre Technik ständig überwachen, damit sie den Schwerkranken bei einer Störung nicht mehr schadete als nutzte.

Krankenschwester Brigitte Neuhaus (57) erinnert sich noch an die erste Patientin, die am 12. Mai 1972 in der neu eingerichteten Dialysestation behandelt wurde. Viele Menschen waren es seither, denen sie und ihr Kollege Bernhard Scherb (59) – auch er Dialysepfleger der ersten Stunde – beigestanden haben.

Manchen davon über Jahrzehnte: „Eine meiner Patientinnen habe ich 23 Jahre begleitet“, sagt Brigitte Neuhaus. Bis diese – deren Kinder darüber erwachsen wurden – dann eine neue Niere bekam. Spenderorgane waren auch damals rar. Und: „Nicht alle Patienten wollen ja transplantiert werden“, sagt Dr. Anton Daul, Chefarzt der Klinik für Nephrologie, zu der die Dialyse heute gehört. Eine Behandlung, die sich zur langfristigen Therapie eignet, wie er betont.

Dass die Technik der Dialysegeräte heute so verlässlich ist, hat die Arbeit der Pflegekräfte über die Jahre erleichtert. Früher, erinnert sich Pfleger Bernhard Scherb, mussten die Geräte intensiv überwacht werden. Bei einem Riss im Filter konnte das Blut der Dialysekranken verloren gehen. Falls es bei modernen Maschinen überhaupt so weit kommt, wird ein Signal ausgelöst. „Heute kann man sich auf die Maschinen verlassen“, ergänzt Kollegin Neuhaus.

Patienten erhielten oft Bluttransfusionen

Auch für die Patienten sei es früher körperlich belastender gewesen. Nur jüngere Patienten ohne Nebenerkrankungen, meist zwischen 20 und 40 Jahre alt, wurden der zwölf Stunden langen Blutreinigungsprozedur unterzogen. Oft sogar über Nacht, wenn es sich um Berufstätige handelte.

Ungefährlich war eine Dialyse in den ersten Jahren auch für die Pflegekräfte nicht: Patienten erhielten damals häufig Bluttransfusionen, weil von dem besonderen Saft auch einiges in Schläuchen und Filtern der Maschine verblieb, und weil es bestimmte Medikamente noch gar nicht gab, berichtet Dr. Daul. Da die Blutspenden noch nicht so gut getestet waren wie heutzutage, hätten sich auch Pflegende nicht selten mit einer Hepatitis B infiziert.

Wenn auch die Geräte moderner geworden sind und die Behandlungszeiten kürzer, eines hat sich bis heute nicht geändert: „Eine Dialysebehandlung ist für niemanden ein Spaziergang“, betont der Pfleger Bernhard Scherb.