Mülheim.

Die süße Verführung lauert auf einem schlichten Tablett: frische Marzipan-Pralinen, mit einem Schuss Curaçao veredelt, die man am liebsten gleich kiloweise verspeisen möchte. Einen ganzen Wagen voll mit dem köstlichen Konfekt haben Doris Stasch und Stephanie Honisch-Konietzka heute hergestellt - und dazu noch Knuspernougat-Hütchen. Denen fehlt bisher jedoch noch die Spitze aus Vollmilchschokolade. Mit einer Garniertüte, in die flüssige Kuvertüre gefüllt wird, setzen die zwei Damen das Tüpfelchen auf jedes Praliné.

Die Konditorin und die Fachkraft für Süßwarentechnik führen in der Tengelmann-Zentrale im Kleinen fort, was einst im großen Stil in der Süßwarenfabrik Wissoll in Speldorf geschah: Sie produzieren Zuckerwerk, genauer gesagt Schokolade und Pralinen, in einer kleinen Manufaktur, die sich „Pralineum“ nennt. Tag für Tag entstehen hier seit acht Jahren Leckereien, die allerdings nur vor Ort an Tengelmann-Mitarbeiter verkauft werden.

Ein Tütchen Konfekt zum Kaffee

Strategisch gut gewählt ist der Standort der Confiserie. Wer vom Mittagessen kommt und zurück ins Büro will, läuft automatisch am Schaufenster des „Pralineums“ vorbei, sieht Amaretto-Trüffel oder Nougat-Krokant, Mandelsplitter oder Mocca-Bohnen, weiße Pralinen mit fruchtiger Creme versetzt oder Halbbitter-Kugeln mit Alkohol gefüllt, etc. Wer kann da widerstehen? Kaum einer. „Viele nehmen sich ein kleines Tütchen oder auch nur zwei Pralinen für den Nachmittags-Kaffee mit“, berichten die zwei Chocolatiers, sie wissen auch: „Für jede Sorte gibt es Liebhaber. Die meisten nehmen aber gemischt.“

Bis zu 30 verschiedene Pralinensorten kann man, je nach Jahreszeit, im Schokolädchen kaufen, viele basieren auf traditionellen Rezepten. „Die Klassiker funktionieren nach wie vor und werden geliebt. Wir geben ihnen aber unsere eigene Note, indem wir ausgesuchte Zutaten zufügen“, sagt Stephanie Honisch-Konietzka. Ausprobiert werde im „Pralineum“ zudem immer wieder etwas Neues, in diesem Sommer kreierte man Schokoschmankerl mit Erdbeer-Balsamico-Creme.

Sechs Wochen haltbar

Handarbeit und maschinelle Produktion ergänzen sich bei der Pralinenherstellung: In kleinen Temperiermaschinen beispielsweise wird die (im Großhandel erworbene) Kuvertüre geschmolzen, gerührt und auf Verarbeitungstemperatur gebracht. Eine Mini-Überziehmaschine dient dazu, die zuvor per Hand gefertigte Grundmasse mit einer (nicht zu dicken!) Schokohaut zu versehen. Manchmal geschieht das aber auch manuell, mit Hilfe einer Garniergabel werden die Rohlinge eingetunkt. Auf einem Band läuft das Konfekt dann durch einen Kühltunnel, in dem es auskühlt und fest wird. Per Hand werden die exquisiten Leckereien schließlich garniert.

Was nicht direkt in den Verkauf geht, wird in Kühlräumen gelagert. „Unsere Pralinen sind etwa sechs Wochen haltbar, weil wir frische Sahne und frische Butter verwenden“, so die Fachfrauen. Jede gefertigte Masse wird von ihnen verkostet - eine süße Angelegenheit. „Deshalb essen wir selber hier im Laden auch keine Pralinen mehr.“

„Fein und klein“ lautet das Motto von Stasch/Honisch-Konietzka bei der Herstellung ihrer schmackhaften Produkte. Eine Praline wiegt bei ihnen maximal zehn Gramm, in einer 100-Gramm-Tüte stecken daher meist zehn bis zwölf Exemplare. „Klein ist besser. Da schmilzt die Praline im Mund und nicht in der Hand“, sagt Doris Stasch.