Mülheim.. Schöne Grüße aus Groteskistan zum Auftakt der 36. Mülheimer Theatertage in der Stadthalle: So oder so ähnlich könnte man das Stück „Gespräche mit Astronauten“ vom Nationaltheater Mannheim nennen.
Schöne Grüße aus Groteskistan zum Auftakt der 36. Mülheimer Theatertage in der Stadthalle: So oder so ähnlich könnte man das Stück „Gespräche mit Astronauten“ vom Nationaltheater Mannheim nennen, das sich ins Universum des deutschen Au-pair-Daseins katapultiert: Mädchen, die aus Rostland und der Schlamparei, aus Würgistan oder der Mogelei kommen, und in Knautschland wie Putzlappen ausgequetscht werden. Am Ende des Stückes mit Sprachkapriolen bis zum Klamauk: höflicher Applaus und vereinzelte Buh-Rufe.
Später gesteht Autorin Felicia Zeller beim Publikumsgespräch: „Ich hasse Familienstücke.“ Das sei ihr erster Versuch gewesen, ein solches zu schreiben. Und so sei sie nach einer Versuchsanordnung vorgegangen, wie man erstens durch Haushalt Sprache lerne und zweitens einen Zusammenhang zwischen Raumfahrt und Raumpflege herstelle. Damit hat die sendungsbewusste Autorin, die bei den Stücken 2008 den Publikumspreis für „Kaspar Häuser Meer“ einheimste, die Lacher auf ihrer Seite.
Bodenhaftung Fußball
Prominenz aus Politik und Kultur hat sich in der Stadthalle versammelt. Doch so manchem ist an diesem Abend wohl die Bodenhaftung zum Fußball-Rasen näher. Merklich licht sind diesmal die Reihen zur Festival-Eröffnung. Eine Dame raunt ihrer Sitznachbarin zu: „Du weißt ja, Pokalspiel ist für manche wichtiger als alles andere.“ Und so verkündet Festival-Leiter Udo Balzer-Reher noch vor den offiziellen Reden das 5:0 für Schalke gegen Duisburg.
Wahre Höhenflüge müssen Festival-Team und Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld beim dicken Lob vom NRW-Kulturstaatssekretär erlebt haben: Es lohne sich, in Kultur zu investieren, betonte Prof. Klaus Schäfer: „Mülheim ist ein solcher Standortfaktor.“ Schon im Kulturhauptstadtjahr sei Mülheim die „heimliche Theaterhauptstadt“ gewesen. „Das war und ist nur möglich, weil Mülheim eine Theaterstadt ist.“ Seit 1994 sei das Land Mitveranstalterin der Stücke: „Wir fördern dieses Festival aus vollem Herzen und voller Kraft, wie wir es können – nicht nur ideell, sondern auch finanziell.“
Die kulturelle Ausrichtung Mülheims unterstreicht auch Dagmar Mühlenfeld, spricht von den Stücken und Impulsen, dem Theater an der Ruhr und dem Ringlokschuppen als Impulsgeber. Stolz sei sie auf das neue Format der Kinderstücke als bildungskulturelle Präventionsarbeit. Mit Blick auf die Haushaltslage verspricht die Oberbürgermeisterin, den Herausforderungen mit Augenmaß zu begegnen, damit die Theaterstadt nicht in die Schieflage gerate.