Die 30 Mitarbeiter der Baumarktkette, die kürzlich Insolvenz anmelden musste, bangen noch um ihren Job. Der Standort in Dümpten ist vor allem viel zu klein.
Im Praktiker-Baumarkt am Heifeskamp wirkt es schon etwas gespenstisch, seit die Kette Insolvenz anmelden musste. In den Gängen sind mehr Verkäufer als Kunden zu sehen. Das ist auch nicht verwunderlich, weist doch ein Hinweisschild am Eingang auf die durch das Verfahren ausgesetzte Gewährleistung hin. Das ist nichts anderes, als den Kunden vom Kauf abzuraten. Bei einem Päckchen Dübel ist das kein Problem, wer aber eine Bohrmaschine oder Ähnliches kaufen möchte, da sieht es schon anders aus. Größere Lücken im Angebot sind in den Regalen allerdings im Gegensatz zu anderen Standorten nicht zu erkennen.
Seit Wochen haben die Lieferanten Aufträge nicht erfüllt, weil ihnen die Finanzierung nicht gesichert schien. Nach Auskunft von Jessica Horn von der Praktiker-Pressestelle in Hamburg wollen die Insolvenzverwalter aber dafür sorgen, dass der Warenfluss in den Filialen ab kommender Woche wieder gesichert sei.
Bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Hamburg hatten die drei Insolvenzverwalter, die das verschachtelte Unternehmen retten wollen, Optimismus verbreitet – zumindest, was die Baumarktkette als Ganzes anbelangt. Ein gutes Dutzend Interessenten seien bisher vorstellig geworden. Von nächster Woche an dürfen sie einen Blick in die Bücher werfen, was für die Konkurrenz zweifellos interessant sein dürfte – ganz unabhängig vom Kaufinteresse. Mit konkreten Offerten von Investoren ist erst im September zu rechnen. Das Verfahren soll zum 1. Oktober eröffnet werden. Bis dahin werde es zu einzelnen Standorten, so Horn, keine Entscheidung geben.
Der Mülheimer Gewerkschafter Günther Wolf fürchtet allerdings, dass Praktiker genauso filetiert wird wie Woolworth vor einigen Jahren. Der Trend in diese Richtung hatte schon vor Monaten begonnen, denn die guten Praktiker-Filialen wurden in einem kostspieligen und aufwendigen Verfahren bereits zu Max-Bahr-Märkten umgeflaggt. Die Praktiker-Tochter meldete ebenfalls Insolvenz an.
Sinkende Umsätze
Das waren immerhin 54 Standorte, denen wie den 78 bestehenden Max-Bahr-Märkten gute Zukunftschancen eingeräumt werden. Laut Süddeutscher Zeitung sehen auch die Insolvenzverwalter nicht für alle Standorte eine Perspektive, denn der „Reparaturbedarf“ für die seit 2009 rote Zahlen schreibende Gruppe liege im dreistelligen Millionenbereich. Auch der Gesamtbetriebsrat sieht für 80 bis 100 Märkte schwarz.
Die Perspektiven für den 1992 eröffneten Markt in Dümpten mit knapp 30 Beschäftigten scheinen ungünstig. Mit 3310 Quadratmeter Verkaufsfläche ist er viel kleiner als die der Konkurrenten in Mülheim und Umgebung, die mehr als doppelt so groß sind. Auch die Umsätze schätzen Branchenkenner als schwach ein. Sie seien zudem rückläufig gewesen, woran auch Rabattaktionen nichts ändern konnten. Außerdem verfügt der Markt über kein richtiges Gartencenter.
Eigentümer der Halle ist ein im hessischen Korbach ansässiger Jurist mit dem Spezialgebiet Arbeitsrecht. Auch das macht eine Rettung nicht unbedingt einfacher. Über Vermittlungschancen der Mitarbeiter möchte die für den Einzelhandel zuständige Verdi-Frau Isabella Hillig noch nicht sprechen. „Wir sollten nach vorne schauen und zunächst auf die Rettung setzen. Eine Zerschlagung von Praktiker wäre sicherlich die schlechteste Lösung.“ Die Beschäftigten würden sich allerdings schon sehr große Sorgen machen.