Mülheim..
Majestätisch liegt das verwunschene Anwesen am Thyssen-Park und lässt im Baustil etwas von der guten alten englischen Zeit erahnen: Doch die Troostsche Weberei an der Dohne ist baufällig. Lange gab es ein zähes Tauziehen zwischen Politik, Denkmalbehörde und Eigentümer über die Zukunft des zweitältesten Denkmals im Rheinland und ältesten im Ruhrgebiet. Gern wird von dem Ort als Wiege der Mülheimer Industrialisierung gesprochen.
Jetzt zeichnet sich offenbar eine Einigung ab: „Es gibt die Überlegung, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufzustellen, der vorsieht, dass das Kutscherhaus erhalten bleibt, und die Weberei und das Tudorhaus abgerissen werden dürfen“, sagt Johannes Hartmann, Geschäftsführer der „Vereinigte August Thyssen-Stiftungen“ als Eigentümerin der Immobilie. Schon vor geraumer Zeit hatte ein Investor Interesse bekundet, dort hochwertige Eigentumswohnungen zu errichten. Der Verkauf sei nun in trockenen Tüchern, so Hartmann. „Die Verträge sind unterschrieben.“ Über den neuen Eigentümer sei bisher noch Stillschweigen vereinbart.
Kutscherhaus bleibt bestehen
Wenn die beiden Gebäude des Ensembles abgerissen würden, verlieren sie ihre Denkmaleigenschaft. Deshalb sei sowohl mit der Untereren als auch mit der Oberen Denkmalbehörde abgesprochen worden, so Hartmann, „dass die beiden Gebäude aus der Denkmalliste gestrichen werden“. Optisch sollen an ihre Stelle 1:1 Neubauten nach historischem Vorbild rücken, die 10 bis 15 Eigentumswohnungen beherbergen. „Die Anzahl der Wohnungen hängt davon ab, wie der künftige Eigentümer sie zuschneiden will.“ Das Kutscherhaus bleibe bestehen und könne vermietet werden. Angegangen werden soll das Projekt, „wenn die notwendigen politischen Beschüsse dafür da sind und der Bebauungsplan durch die Gremien gelaufen ist“.
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Wer sich die Troostsche Weberei gern mal aus der Nähe ansehen möchte: Erstmals ist das Ensemble beim „Tag des offenen Denkmals“ am 8. September dabei. Dr. Jörg Schmitz lädt um 16 Uhr zu einer Führung durchs Gelände ein. In die Gebäude kommt man allerdings nicht hinein, die sind wegen des baulichen Zustandes, „öffentlich nicht zugänglich“, sagt Schmitz. Aber bei einem Rundgang über das Gelände weiß der Kunsthistoriker viel zu berichten über die Geschichte der Spinnerei und Weberei mit Park, Mühlteich, Fabrikkanal und mehr. Spannend dürfte es werden, wenn Schmitz über Spionage, königliche Hoflieferanten und Baumwolle von amerikanischen Sklaven-Feldern erzählt.