Mülheim..
Da können die Jungen und Mädchen nur noch stauen. Und weil sie so erstaunt sie, fangen sie hilflos an zu kichern, aufgekratzt lachen sie laut los und können es nicht fassen. „Wie schnell ist das denn!“, ist alles, was Tobi heraus bekommt und selbst Niklas, immerhin Dritter der Stadtmeisterschaften, kriegt den Mund nicht mehr zu.
Die Fünft- und Sechstklässler sind Anfänger. Björn Höppner aber ist professioneller Hochstapler, ist Deutscher-, Europa- und Weltmeister im „Stacking“. Und an diesem Dienstag ist der Luisenschüler in der Realschule Stadtmitte zu Besuch, um die zehn Kinder, die in einer AG wöchentlich Becher stapeln, auf die Deutsche Schulmeisterschaft vorzubereiten, bei der am kommenden Samstag Mannschaften aus dem ganzen Land in ihrer Turnhalle antreten.
Der erste Eindruck ist verwirrend. Wuselig ist es im Klassenraum – und laut. Klack, klack, klack macht es von links und von rechts, wenn bunte Plastikbecher schwungvoll auf die Holztische geknallt, ineinander geschoben, wieder auseinander genommen werden und dann und wann auch mal auf den Boden fliegen. Die Jungen und Mädchen sind mit Feuereifer dabei, wieder und wieder türmen sie die Becher auf.
Ohne Übung geht es nicht
Dabei klingt „Stacking“ kaum aufregend, geht es doch schlicht darum, Plastikbecher möglichst schnell in speziellen Anordnungen auf und wieder abzubauen. 3-3-3 heißt die einfachste, die komplizierte nennt sich „Circle“. Viele der Realschüler sind noch Anfänger, aber sie üben unablässig. Denn ohne Übung, weiß die 16-jährige Judith Meyer, die die AG seit einem Jahr leitet, geht es nicht. Ihr Tipp an Neu-Stapler: „Langsam anfangen und die Bewegungsabläufe einüben.“
Dennoch macht ihr „die Geschwindigkeit“ am meisten Spaß. Stacking ist ein Sport, bei dem man gegen die Uhr kämpft, gegen den eigenen Rekord und den der anderen. Besonders die Jungs, sagt Lehrerin Hildegard Krane, macht diese Stoppuhr jedoch oftmals „verrückt“. „Deshalb lasse ich den Timer am Anfang weg. Das macht zu viel Druck.“
Und dennoch: Wenn man Hildegard Krane reden hört, erscheint „Stacking“ plötzlich als pädagogische Wunderwaffe. Für die Lehrerin, die das Becherstapeln an der Realschule Stadtmitte einführte, verbindet das Auftürmen der Plastikgefäße nicht nur die linke und die rechte Gehirnhälfte, es schult zudem Fleiß, erhöht die Frustrationstoleranz und die Sozialkompetenz, denn es gibt auch Staffel-Stacking.
Schulen aus ganz Deutschland nehmen teil
Bei der Schulmeisterschaft treten auch Vierer-Teams an. Wie das genau abläuft, erklärt Weltmeister Björn Höppner den Schülern. Als Aushilfscoach unterstützt er die Mannschaft der Realschule und gibt nach der ersten beeindruckenden Demonstration seines Könnens gleich ein paar Tipps. „Die Becher sollten nicht so fest aufeinander gedrückt werden, denn dabei verliert man Kraft“, rät Björn. Besser sei es, locker zu bleiben. Überhaupt: „Baut lieber langsamer auf und dafür sicher. Beim Abbauen könnt ihr dann schnell machen.“ Wobei „langsam“ bei Björn relativ ist: Neun Becher stapelt er in drei Dreier-Türmchen (3-3-3) in 1,87 Sekunden.
Zum dritten Mal treten Samstag, 16. Juni, Schüler bei den Deutschen Schulmeisterschaft im Stacking an. Die ersten Wettkämpfe beginnen um 9 Uhr in der Turnhalle der Realschule Stadtmitte, Oberstraße 92-94. Zwölf Schulen aus ganz Deutschland werden teilnehmen. Der Eintritt ist frei.