Mülheim.. Jubiläum für die Talentwerkstatt Mülheim-Styrum: 1000 Drahtesel wurden bereits an Bedürftige gespendet. Reparieren muss jeder selbst.


Die orangenfarbene Schrift auf dem weißen Rahmen blättert schon ab. Unterhalb des Gepäckträgers ist das Weiß mittlerweile vergilbt. Doch für das Team der Talentwerkstatt in Styrum ist dieses alte Fahrrad ein großes Geschenk – das Tausendste, um genau zu sein.

Ehrenamtler helfen bei Reparatur

Seit Februar 2016 suchen die Ehrenamtlichen der Talentwerkstatt nach Drahteseln, die zum Teil seit Jahren unbenutzt im Keller stehen, um sie dann zu reparieren und Bedürftigen zur Verfügung zu stellen, die sich kein Fahrrad leisten können. „1000 Spenden zeigen, dass das Projekt von der Bevölkerung mitgetragen wird“, sagt Michael Schüring, Geschäftsführer des Centrums für bürgerschaftliches Engagement (CBE).

Wer ein Fahrrad haben möchte, muss vorher selbst Hand anlegen: Nur wer an der Reparatur mitgearbeitet hat, bekommt das Rad anschließend geschenkt. Hilfe kommt von den Ehrenamtlichen, die mit Ersatzteilen und dem fachlichen Know-How jedem Reparatur-Laien zur Seite stehen. „Wir möchten den Fahrradläden in der Stadt keine Konkurrenz machen. Deswegen muss sich hier jeder selbst um sein Rad kümmern“, sagt Friedrich Berghaus, einer von den Ehrenamtlichen.

Der Fokus des Projekts hat sich mittlerweile gewandelt. Standen zu Beginn noch überwiegend Flüchtlinge im Mittelpunkt der Aktion, sind nun alle Bedürftigen in der ganzen Stadt berechtigt mitzumachen. Menschen mit und ohne Fluchterfahrung arbeiten gemeinsam an den Fahrrädern.

Rund 50 Räder stehen derzeit noch im Lager

Doch auch diejenigen, die bereits einen Drahtesel haben, können ihn vor Ort in der Werkstatt reparieren. Über 900 von den 1000 gespendeten Fahrrädern wurden bereits überarbeitet und weitergegeben. Rund 50 stehen noch im Lager und warten darauf, repariert und verschenkt zu werden. „Solange der Rahmen nicht verbogen ist, kann man alles reparieren“, sagt Ehrenamtler Wolfgang Seilring. Gelegentlich sei der Talentwerkstatt ein solches Fahrrad angeboten worden, erzählen er und sein Kollege Friedrich Berghaus. Doch selbst wenn das Rad nicht mehr fahrtüchtig gemacht werden könne, könne man den Rest des Gestells ausschlachten und zu Ersatzteilen machen. Jeder bekomme allerdings nur ein Fahrrad: „Alle Fahrräder werden katalogisiert. Jeder, der eins bekommt, erhält noch einen Pass und eine Rahmennummer“, sagt Projektleiterin Elena Karmann. Damit seien Nutzer bei Kontrollen auf der sicheren Seite.

Kinderfahrräder sind gefragt

„Es geht darum, voneinander zu lernen“, fasst Karmann die Idee der Talentwerkstatt zusammen. „Kinder lernen zum Beispiel, wie sie einen Reifen flicken“, so Karmann weiter. Für die nächsten Monate plant die Talentwerkstatt einen Fahrradkurs nur für Frauen.

Zurzeit sucht die Talentwerkstatt vor allem nach Kinderfahrrädern (20 oder 24 Zoll). „Die Nachfrage ist im Moment sehr groß. Leider werden kaum Kinderfahrräder gespendet“, sagt Seilring. „Ein unbenutztes Fahrrad zu spenden tut nicht weh und hilft dabei, Menschen in Styrum mobiler zu machen“, erklärt Michael Schüring vom CBE.

>>> SO KANN MAN EIN FAHRRAD SPENDEN

Wer im Keller oder in der Garage ein altes und unbenutztes Fahrrad hat, kann sich bei Elena Karmann vom CBE melden:  970 68 18




Bei Bedarf kann das CBE das Rad abholen.




Öffnungszeiten: Di 14-16 Uhr, Do 15-18 Uhr, 1. Sa im Monat 10-12 Uhr