Mülheim/Kapstadt.. 1965 hat er die Hans Turck GmbH gegründet, heute lebt der Mülheimer Unternehmer Hans Turck eine Hälfte des Jahres in Kapstadt. Ein 90-Jähriger, der zwischen südafrikanischer Metropole am Atlantik und Mülheim an der Ruhr pendelt. Wir haben ihn mal angerufen und zum Geburtstag gratuliert.

Montagmorgen, halb zwölf am Morgen in Kapstadt. Hans Turck, lässig gekleidet in Bermuda-Shorts, Polohemd und Sandalen, ist gerade draußen vor dem Haus unterwegs, als der verabredete Anruf der WAZ kommt.

Hier der Blick auf die Berge, dort der Blick aufs Meer. Fantastische 28 Grad – einfach prima Klima. So lässt es sich leben. Als Mülheimer Unternehmergröße, die den Lebensabend je zur Hälfte in Mülheim und Kapstadt verbringt. Hans Turck ist gerade 90 geworden. Nicht nur mittels Internettelefon hält er Kontakt zu der nach ihm benannten Firma in Heißen. Im Mai will Turck nach überstandener schwerer Krankheit nach Minneapolis (USA) reisen, um dort „noch einmal“ an einer Board-Sitzung des international aufgestellten Automatisierungsspezialisten teilzunehmen.

Hans Turck hat ein schweres Jahr hinter sich. Bei einem Sturz hatte er sich ein schweres Schädelhirntrauma zugezogen. Mühsam war die Reha, auch heute fällt dem Mitbegründer der Hans Turck GmbH das Reden noch nicht so leicht, aber er ist guter Dinge – und erfreut sich wieder bester Gesundheit.

Vielfach engagiert in der zweiten Heimat

So feierte Turck unlängst seinen 90. Geburtstag mit Ehefrau Monika in der südafrikanischen Wahlheimat Kapstadt. 1998 hatte sich Turck aus dem Heißener Unternehmen zurückgezogen, seit 14 Jahren pendeln er und seine Frau (68) zwischen Kapstadt und Mülheim. Hier der Blick auf den Atlantik, im Mülheimer Penthouse der Blick auf die Ruhr. Den kompletten Winter verbringen die Turcks in Südafrika. „Die Kap-Region ist das schönste Land der Welt“, schwärmt Monika Turck vom Wein, von Atlantik, Bergen, Klima und „den freundlichen Menschen hier“.

Vielfach ist das Mülheimer Unternehmerpaar in ihrer zweiten Heimat sozial engagiert. Neben finanzieller Unterstützung ist Monika Turck zum Beispiel regelmäßig in einem Wohnheim für behinderte Kinder, um für sie zu kochen. Derweil sitzt Hans Turck am Computer, sein liebstes Hobby: die Genealogie, die Familienforschung. Turck verkartet alte Kirchenbücher, ist vernetzt mit etlichen Gleichgesinnten insbesondere aus der alten Heimat der Familie im Sauerland. Der eigene Stammbaum reicht derweil schon bis ins 15. Jahrhundert zurück. „Heute sitze ich am Computer und beantworte Ahnenkundlern Fragen“, verrät der 90-Jährige seinen Plan für diesen Montag. Auch will er mal ergründen, warum die eigene Homepage (www.turck-ahnenforschung.de) derzeit so viele Fehlermeldungen ausspuckt. . .

Klar: Turck lässt auch sein altes Unternehmen nicht los. „Zu meiner Freude“, sagt er, „entwickelt sich die Firma fantastisch.“ Wenn er wieder nach Mülheim kommt, schaut er natürlich in Heißen vorbei, wo zu seiner großen Freude Sohn Ulrich im Geschäftsführer-Trio mitwirkt. Der Firmengründer lässt sich dann berichten, wie es läuft – „und natürlich versuche ich, keinem auf den Wecker zu fallen. . .“

Global aufgestellte Turck-Gruppe beschäftigt 3350 Mitarbeiter

Hans Turck ist Mitbegründer der Turck-Gruppe, die 1965 gegründet wurde und heute als einer der weltweit führenden Automatisierungsspezialisten für die Industrie rund 15 000 Produkte aus den Bereichen Sensor-, Feldbus-, Anschluss-, Interface-Technik und RFID bereithält.

Sein Unternehmen würdigte den Mitbegründer zu dessen 90. Geburtstag als Menschen, der sich durch Kontaktfreude und Offenheit auszeichne. Eine ausgeprägte Vertriebsorientierung und die Fähigkeit, Kunden zu begeistern, hätten Turck schon früh den Weg zum erfolgreichen Unternehmer geebnet. 1965 verkaufte Hans Turck das erste eigene Produkt: einen Verstärkerbaustein, den sein Bruder Werner im sauerländischen Halver produzierte.

Seit 1968 unterstützte Hermann Hermes als Partner die Aktivitäten des wachsenden Unternehmens, das bereits zu jenem frühen Zeitpunkt global unterwegs war. So gründete Turck 1975 eine Niederlassung in den USA, die im größten Automatisierungsmarkt der Erde heute marktführend in den Bereichen induktive Sensorik und Anschlusstechnik ist. Heute beschäftigt die Turck-Gruppe in 27 Landesgesellschaften mehr als 3350 Mitarbeiter. Der Gruppenumsatz lag 2013 bei rund 450 Mio. Euro.