Mülheim. Bei der Suche nach einer Sandgrube erinnern sich Mülheimer Leser an Saarn und Dümpten. Ein Luftbild von 1925 bringt die korrekte Lösung.

„Wo haben die Männer Sand geschaufelt?“ Das haben wir in Folge 128 unserer Serie gefragt. Wieder haben sich einige Leserinnen und Leser bemüht, den Ort in der Stadt zu bestimmen, an dem dieses Foto vor vielen Jahrzehnten entstand.

Einer brachte eine Zeche mit den Loren in Verbindung – in der Gegend schon nah dran. Ein zweiter ermittelte die große Sandkuhle auf historischen Luftbildern. Das ist eine Hilfe und brachte den Treffer. Neben der gesuchten Abbaustätte für Kies und Sand in Dümpten gab es offensichtlich noch weitere Sandgewinnungsbetriebe in Mülheim und den angrenzenden, damals noch selbstständigen Gemeinden.


„So eine große Sandkuhle hat es oberhalb von Mintard gegeben. Heute ist dort alles zugewachsen. Die Kuhle lässt sich nur noch in der Landschaft erahnen.“ Das berichtet Ursula Eschenberg. Sie stammt aus Mintard und kennt die Gegend. Sie hat schon als Kind dort gelebt und gespielt.

Mehrere Männer wurden am St. Martins-Tag 1953 verschüttet

„Am Stoot hoch und vom Kahlenbergweg links ab. Da lag die Kuhle unterhalb des Mintarder Bergs. Deppe und Dorenbusch waren die Eigentümer. Dort wurde der Sand nach dem Zweiten Weltkrieg auf Lastwagen verladen und abtransportiert“, erinnert sich die Leserin.

Es sei ein großes Gelände gewesen. „Dort ist beim Abbaggern oder Verladen auch mal der Sand mächtig nachgerutscht. Mehrere Männer wurden dabei verschüttet, einer starb. Das war am St. Martins-Tag 1953“, berichtet Ursula Eschenberg. Sie meint auch, einige Männer auf dem alten Foto wiedererkannt zu haben. Aber so ganz sicher sei sie nicht. „Das ist schon so lange her.“

Loren könnten von einer Zeche stammen

Peter Müller berichtet: „Ich bin vom Geburtsjahr 1966 und daher nicht ganz so alt, um mich an die Gegebenheiten zu erinnern. Woran ich mich erinnere, das sind alte Förderanlagen, die zu meinen Kindertagen auf der Rolandshalde in Oberhausen-Dümpten noch zu erkennen waren. Lore und Beschaffenheit der Umgebung könnten dazu passen“, schreibt der Leser.

Etwa vor 100 Jahren könnte diese Foto entstanden sein. Es zeigt die Männer mit Schippen, Lore und Pferd in der Dümptener Sandgrube an der Heiermannstraße.
Etwa vor 100 Jahren könnte diese Foto entstanden sein. Es zeigt die Männer mit Schippen, Lore und Pferd in der Dümptener Sandgrube an der Heiermannstraße. © Unbekannt | Anne-Gerd Smola

Im Bereich von Dümpten waren um 1841 in der Tat mehrere Schürfgesellschaften auf der Suche nach Kohlenvorräten fündig geworden. Sie schlossen sich 1847 zur Gewerkschaft „Roland“ zusammen. Diese begann 1847 an der Grenze zwischen Oberhausen und Mülheim mit dem Abteufen des ersten Schachtes.

Der Schacht Vereinigte Sellerbeck wurde 1905 geschlossen

Wie bei vielen Zechen gab es auch dort Wassereinbrüche, die die Arbeiten stoppten. Erst der Einsatz einer Dampfpumpe sorgte dafür, dass der Schacht 1856 in Betrieb gehen konnte. Wegen des kleinen Grubenfeldes wurde der Schacht 1 tiefer geteuft und verbreitert. Für die Magerkohle entstand eine Brikettfabrik.

1905 schlossen die Kumpel das Grubenfeld der benachbarten Zeche Vereinigte Sellerbeck an. Wenig später baute die Harpener Bergbau AG die Schachtanlage Roland aus und „Sellerbeck“ in Dümpten wurde stillgelegt. Schacht Roland 1 erhielt ein großes Fördergerüst. Nach wirtschaftlichen Schwankungen im Ersten Weltkrieg entstand Schacht 2 von 1917 bis 1921. Er erhielt einen zweigeschossigen Tomson-Bock und übernahm die Hauptförderung.

Die Nachbarzeche Roland war 1928 nicht mehr wirtschaftlich

Bereits 1928 war es unwirtschaftlich, die gewinnbaren Kohlevorräte abzubauen. Die Zeche Roland wurde stillgelegt. Die Weltwirtschaftskrise beschleunigte diese Entscheidung. Schacht 1 wurde verfüllt. Schacht 2 wurde erst 1937 abgedeckt. 1958 sollte er von der Nachbarzeche Concordia wieder genutzt werden. Ein neues Fördergerüst stand bereits. Aber in der einsetzenden Kohlekrise kam dort keine Förderung mehr ans Tageslicht.


„Nach eingehender Durchsicht der Luftaufnahmen des Regionalverbandes Ruhr im Zeitfenster 1925 bis 1930 bin ich zu dem Schluss gekommen: Es handelt sich auf dem Bild um den Bereich zwischen dem Seniorenheim Auf dem Bruch und der Schildbergschule in Dümpten“, schreibt Franz-Josef Hüls.

„Auf dem genannten Foto ist westlich von der Schildbergschule ein Geländesprung (Abbruchkante) zu erkennen und dort, wo heute das Seniorenheim steht, sind Gebäude zu sehen, die auf eine Ziegelei schließen lassen“, fügt Hüls hinzu.