Mülheim.. Das sanierungsbedürftige VHS-Gebäude an der Bergstraße verdient Denkmalschutz wegen seiner „einzigartigen Architektur“: Diese Ansicht vertritt Erich Bocklenberg, der ehemalige, langjährige Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde in Mülheim.

Erich Bocklenberg, der sich seit Dezember im Vorruhestand befindet, äußerte sich im Rahmen eines Stadtrundgangs der örtlichen SPD-Fraktion, bei dem er die fachkundige Führung übernahm. Der Broicher Gebäudekomplex, vor rund 40 Jahren errichtet, sei schutzwürdig, weil er die typische Bauweise der siebziger Jahre in besonderer Weise widerspiegele, meint Erich Bocklenberg: „Er zeigt eine verspielte, mit dem Werkstoff Beton erstellte Architektur, die nicht nur in Mülheim, sondern auch im weiteren Umkreis einzigartig ist“.

Diese Auffassung werde auch vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege geteilt, so Bocklenberg. Mit dessen Experten habe er bereits mehrfach über die besondere Qualität des VHS-Gebäudes gesprochen.

Wie berichtet, hat die Stadt Mülheim mit Partnern das VHS-Grundstück soeben als einen möglichen Standort der Sparkassen-Akademie NRW angeboten, verbunden mit ersten Entwürfen für einen Abriss und Neubau.

Denkmalpflege braucht Privatinvestoren

Um Denkmalpflege in Mülheim, geglückte und problematische Beispiele, drehte sich der erwähnte Stadtrundgang, zu dem die SPD-Ratsfraktion geladen hatte. Geleitet wurde die Gruppe von Erich Bocklenberg, Parteigenosse und mittlerweile Privatmann, der aber lange den Bereich Denkmalschutz- und -pflege in Mülheim maßgeblich prägte.

Fachleute wie er wurden jüngst durch massive Kürzungen im Landesetat 2014 beunruhigt, nachdem die NRW-Regierung die Mittel für Archäologie, private und kommunale Baudenkmalpflege um mehr als die Hälfte auf nur mehr 5,8 Mio Euro zurück gefahren und dafür eine umfangreiche Darlehensförderung eingeführt hatte.

Mit Blick auf den Denkmalschutz speziell in Mülheim misst Bocklenberg diesen Kürzungen jedoch kaum praktische Bedeutung bei, „da wir ohnehin keine Landesmittel bekommen haben“. Abgesehen von Geldern für die Notsicherung und Sanierung von Schloß Broich.

"Viel Überzeugungskraft und Mitstreiter nötig"

Er präferiert grundsätzlich einen anderen Weg: den Versuch, private Investoren für historisch bedeutsame Objekte zu gewinnen. Als gelungenes Beispiel nennt Bocklenberg den Umbau der ehemaligen Lederfabrik Hammann zu einer Senioreneinrichtung, künftig auch mit Kindertagesstätte. „Die Menschen identifizieren sich eher mit alten Gebäuden als mit einem Neubau, das ist für die Denkmalpflege ganz entscheidend“, so Bocklenberg.

Ob diese Aussage allerdings auch für das VHS-Gebäude gilt, dem Bocklenberg grundsätzlich Denkmalschutz zubilligen würde, ist fraglich. Angesichts immenser Sanierungskosten, die bei einem Erhalt anfallen würden, äußert er daher Verständnis für die Gegenmeinung: „Überlegungen, ein Ersatzgebäude zu errichten, sind nachvollziehbar.“

Erich Bocklenberg weiß aber aus jahrzehntelanger Praxis: „Um ein Bewusstsein für Denkmalschutz zu schaffen, braucht man viel Überzeugungskraft und Mitstreiter. Bei reduziertem Personal in der zuständigen Behörde wird dies umso schwieriger.“ Nach seiner freiwilligen Verabschiedung in den Vorruhestand zur Jahreswende wurde die Stelle nicht neu besetzt. Architektin Melanie Rimpel ist nun aber in Vollzeit statt vorher in Teilzeit tätig, so dass letztlich nur eine halbe Stelle wegfiel. Fünf Mitarbeiter(innen) hat Mülheims Untere Denkmalbehörde. „Sie decken nach wie vor das gesamte Anforderungsprofil ab“, versichert Stadtsprecher Volker Wiebels.

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