Mülheim an der Ruhr.. Die Schatulle von 1928, die an das Infanterie-Regiment 159 erinnert, wurde der Stadt nach ausgiebiger Analyse jetzt zurückgegeben.

Ein staubiges Kästchen aus Kupferblech, kaum größer als ein Aktenordner, hat im November 2014 für mächtig Aufregung in der Stadt gesorgt. Gefunden hatten es Bauarbeiter, die an der maroden Mauer von Schloß Broich zugange waren. Die mysteriöse Schatulle lag verborgen zwischen Mauersteinen; dem Zufall war es geschuldet, dass sie geborgen werden konnte: Etwas Mörtel hatte sich in ihrer Nähe gelöst und die Überraschung freigegeben. Nach gründlicher Analyse durch das Amt für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland ist das Kästchen, das damals schnell gehandelt worden war als „Mülheimer Schatz“, in dieser Woche in die Stadt zurückgekehrt.

Das Stadtarchiv an der Von-Graefe-Straße beherbergt ab sofort die Kassette samt Urkunden, Stadtansichten, Zeitungen, Büchern, Anhänger und Münzen. Dass das Kästchen etwas mit dem Ersten Weltkrieg zu tun hat, stand kurz nach seiner Entdeckung fest: Die Gravur auf dem Deckel verriet es. Ebenso wie ein Anhänger, der aus der beschädigten Schatulle herausgepurzelt war, erinnert sie an das Anfang des 20. Jahrhunderts vor Ort stationierte Infanterie-Regiment 159. Weitere Untersuchungen bestätigten die Annahme. Demnach war das Paket anno 1928 bestückt worden.

Den Gefallenen zum Gedenken

Hinterbliebene gefallener 159er-Soldaten hatten damit ihrer Lieben gedenken wollen. Die Zeitkapsel landete im Sockel einer großen Fackelträger-Skulptur, die damals im Herzen Holthausens stand (siehe zweiter Text). 1958 dann wurde sie in die Ringmauer von Schloß Broich eingelassen, hinter einer Gedenktafel für die Opfer des Ersten Weltkrieges. Bis zur Notsicherung des bröckelnden Schutzwalls 2011 wurden dort auch noch regelmäßig Kränze niedergelegt, berichtet Heike Blaeser-Metzger von der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH (MST), die den Schatz im November der Öffentlichkeit präsentiert hatte.

Leichte Schäden werden beseitigt

Gut erhalten seien die Dokumente, hatte man damals vermeldet. Die wenigen, leichten Schäden, die es dennoch gibt, werden nun beseitigt. „Einige Papiere müssen restauriert werden, es gibt Feuchtigkeitsspuren und zum Teil ersten Schimmel.“ In Kürze werden die Papiere, die Einblick gewähren in ein spannendes Stück Mülheimer Stadthistorie, für jedermann im Haus der Stadtgeschichte einsehbar sein, verkündet Blaeser-Metzger am Freitag. „Man kann das Archiv für wissenschaftliche Untersuchungen nutzen, aber auch für rein private Recherchen.“

Wer etwas Geduld aufbringt, kann auch warten bis zum kommenden Herbst. Dann wird der Geschichtsverein Mülheim die Schatulle in einer Vitrine des Schlossmuseums präsentieren. Der Inhalt des Kästchens verbleibt im Archiv; den Besuchern aber werden wohl Kopien zum Lesen zur Verfügung gestellt. Der Schatz kehrt dann an eben jenen Ort zurück, an dem er einst versteckt worden war.