Mülheim.. Bald wird Siemens seinen Beschäftigten in Mülheim wohl Angebote aus dem Sozialplan unterbreiten. Umzug des Industrieturbinen-Services noch nicht fix.
Bekanntlich will die Siemens AG am Standort Mülheim mehrere hundert Jobs streichen, rund 340 sollen es sein. In Kürze wird die Personalabteilung hierzu auf Mitarbeiter zugehen und ihnen Angebote aus dem Sozialplan unterbreiten. Derweil ist eine Zukunftsfrage für den größten aller Siemens-Standorte in NRW noch nicht beantwortet: Wird der Arbeitsplatzverlust vor Ort kompensiert durch einen Zuzug des Industrieturbinen- und Generatoren-Services aus Essen?
Dass diese Frage weiter auf eine Antwort wartet, hat den Betriebsrat jüngst bewogen, eine geplante Betriebsversammlung für den 18. März nur wenige Tage vor dem Termin platzen zu lassen. Hintergrund war laut einem Schreiben des Betriebsrates, das dieser Zeitung vorliegt, dass die Arbeitgeberseite zuvor die wirtschaftlichen Beratungen zum Umzug zweimal kurzfristig abgesagt hatte.
Betriebsversammlung kurzerhand abgesagt
Auf Nachfrage sagte der Betriebsratsvorsitzende Pietro Bazzoli, dass die Betriebsversammlung erst Sinn mache, wenn abschließend über die Standortverlegung entschieden sei. Für Siemens in Mülheim, so sagte er, wäre die Ansiedlung der Servicesparte ein wichtiges Signal: Ein neues Standbein (Industrieturbinen) mache den Standort stabiler und zukunftssicherer in Zeiten, in denen die Branche des Kraftwerkbaus unter immensem Druck sei. 350 Mitarbeiter aus Essen kämen hinzu.
Mitarbeiter leisten derzeit Überstunden
Betriebsrats-Chef Bazzoli kann den prüfenden Blick der Arbeitgeberseite nachvollziehen, fordert aber dennoch eine zeitnahe Entscheidung. „Irgendwann muss die Prüfung mal abgeschlossen sein. Die wirtschaftlichen Beratungen dazu laufen ja schon seit Oktober 2015.“ Die Mülheimer Belegschaft hat laut Bazzoli eine wohlwollende Entscheidung verdient. „Sie arbeitet den großen Ägypten-Auftrag hervorragend ab und tut alles dafür, das Vertrauen zu rechtfertigen, in Mülheim noch einmal zu investieren.“ Auf die 35-Stunden-Woche legten die Mitarbeiter aktuell noch mal 20 Prozent Überstunden drauf.
Welch ein Spagat: Einerseits arbeiten die Siemensianer aktuell in Sonderschichten für das Rekordprojekt in Ägypten, andererseits wird schon in den nächsten Monaten die Personalabteilung anklopfen und fragen, wer von den rund 4500 Beschäftigten bereit ist, zu Sozialplan-Bedingungen bis Ende September 2020 aus dem Betrieb zu scheiden. „Die Verträge dazu“, so Bazzoli, „müssen bis Anfang 2017 unterschrieben sein.“