Raadt.. In der kommenden Woche fällt eine erste Entscheidung zum Ausstiegsplan. Netzwerk empört über Gutachten: Gefälligkeit. Stadt: Böswillige Unterstellung.
30 Jahre Streit um 130 Hektar – in der nächsten Woche könnte der Konflikt um den Flughafen Essen/Mülheim jedoch politisch beigelegt, der Fahrplan für den endgültigen Ausstieg festgezurrt werden. OB Ulrich Scholten möchte einen Haken an die Angelegenheit machen. Doch noch herrscht Unruhe.
Empörung gibt es um das jüngste Gutachten, das bis zum Ende jeglichen Flugbetriebes eine optimierte, und damit wirtschaftlichere Nutzung der Anlage vorschlägt. Aus Sicht der Gutachter könnten wegen bestehender Verträge die Städte Essen und Mülheim rechtlich gar nicht verhindern, dass noch bis 2034 geflogen werde.
Gutachter ist das Wirtschaftsprüfungsunternehmen Märkische Revision in Kettwig. Das Mülheimer Netzwerk gegen Fluglärm und die Schutzgemeinschaft Fluglärm halten die Auswahl des Gutachters für einen Fehler, ebenso dessen juristische Bewertung. Es gibt Zweifel an der Kompetenz der Gutachter, mehr noch: Der Sprecher des Netzwerkes, Waldemar Nowak, spricht von einem Gefälligkeitsgutachten, da es im Ergebnis dem Vorschlag sehr ähnlich sei, den der Chef der städtischen Beteiligungsholding, Dr. Hendrik Dönnebrink – zugleich auch Chef der Medl, zur Abwicklung des Flughafens gemacht habe. Die Medl, so Nowak, werde aber auch von der Märkischen geprüft. Er sieht eine Verquickung und Abhängigkeit.
Netzwerk: Graspiste reicht aus
Das Netzwerk gegen Fluglärm plädiert nun für die Abwicklung des Flughafens bis 2024. „Bis dahin müssen alle juristischen Fragen und Unklarheiten zum Flughafen über alle Instanzen definitiv geklärt sein“, fordert Nowak. Die Unternehmen hätten bis dahin Planungssicherheit, könnten sich in den nächsten Jahren nach einem neuen Standort umsehen.
Was den Aeroclub angeht, der einen Pachtvertrag mit der Stadt Mülheim bis zum Jahr 2034 besitzt, so hält das Netzwerk eine Graspiste auf den gepachteten 5000 Quadratmetern für völlig ausreichend. Es bestehe, so Nowak, kein Anspruch auf die komplette Infrastruktur des Flughafens. In dem Punkt gehen die Ansichten noch auseinander. Ebenso darin, was der Betrieb des Flughafens die beiden Städte in den nächsten Jahren noch kostet.
Die Gutachter gehen davon aus, dass das jährliche Defizit bei einer optimierten Nutzung auf unter 400 000 Euro im Jahr gedrückt werden kann. Große Investitionen in die Infrastruktur stünden nicht an, so die Stadt. Schutzgemeinschaft und Netzwerk indes betonen, dass es für die Städte nicht nur um den Verlustausgleich gehe, sondern auch um Instandhaltung in zweistelliger Millionenhöhe. Sie verweisen dabei auf den Landesrechnungshof.