Das Schicksal der inhaftierten russischen Punkerinnen von Pussy Riot bewegt Menschen auf der ganzen Welt. Ihr Protest in einer Kathedrale gegen Putin und die russisch-orthodoxe Kirche hatte sie ins Arbeitslager gebracht. Ein politischer Aufschrei, der auch die Kreativen in der Stadt an der Ruhr nicht kalt lässt. Immerhin setzen sich einige Arbeiten in der Jahresausstellung der Mülheimer Künstler kritisch mit zeitaktuellen Themen auseinander.
Politischer Aufschrei
Der Name „Nadezhda“ von Pussy Riot geht Ursula Vehar geläufig über die Lippen. „Sie ist zu einer Ikone geworden“, sagt die Künstlerin. In ihrem Acrylbild hat Vehar die Aktion der Frauen in der Kirche nachempfunden. Entstanden ist eine ausdrucksstarke Szenerie im kathedralen Raum mit reizvollen Rebellinnen samt Sturmhaube, in Gold und Pink sowie weiterer exquisiter Farbwahl. Alles in allem ein Bild, das nahezu nach Freiheit, Gleichberechtigung und Gerechtigkeit schreit. Nebst einem ironischen Fingerzeig auf das glorifizierte Russland – im Großformat.
Auch Dore O. nimmt in ihrer Montage aus Foto und Malerei Anteil an der regierungs- und kirchenkritischen Moskauer Punkrockband und den Geschehnissen. Den Ressentiments gegen den chinesischen Künstler Ai Weiwei hat sich Uwe Dieter Bleil mit seinem plakativen Bild einer demonstrierenden Menschenmasse gewidmet.
In einer geballten Leistungsschau machen die Mülheimer Künstler den Anfang des Ausstellungsreigens 2013 im Kunstmuseum. Zum dritten Mal präsentiert sich die Jahresausstellung der Arbeitsgemeinschaft im neuen Profil: Diesmal liegt der Schwerpunkt auf aktueller Malerei. Keine schwarz-weiß-Malerei, sondern eine spannende Schau, die wie ein buntes Kaleidoskop die Mülheimer Kunstszene zusammenschüttelt. Bekannte Gesichter sind darunter, die sich durchaus überraschend von ganz anderer Seite zeigen. Und mit Peter Thoms, Ludwig Wertenbruch, Barbara Adamek und Dirk Salz „sind Künstler vertreten, die lange nicht dabei waren“, freut sich Museumsleiterin Dr. Beate Reese. So, wie es sein sollte, bekennen auch die „Jungen“ und „Zugereisten“ Farbe, von denen noch einiges zu erwarten ist wie Hardy Bock, Michael Cleff, Jochen Guntermann, Peter E. Rytz, Sabrina Seppi und Jochen Stenschke. Erstmalig ist Sébastien Pauwels, der in Brüssel studierte und jetzt in Mülheim lebt, dabei. Was Hardy Bock und Sabrina Seppi in ihrer Kunst miteinander verbindet, ist ein sezierender Blick hinter den schönen Schein des Seins, der doch so schmerzlich sein kann.