Mülheim..
Trotz beständiger Besucherzahlen – so voll ist es im Kunstmuseum selten. Bis nach draußen drängeln sich die Gäste am Samstagnachmittag, sie alle wollen die Eröffnung der Jahresausstellung Mülheimer Künstler erleben. Und natürlich bewegt sie vor allem diese Frage: Wer bekommt den mit 2000 Euro dotierten Mülheimer Kunstpreis verliehen? Es ist . . . Trommelwirbel . . . Dore O.!
„Die Ausstellung zeigt ein breites Spektrum der Mülheimer Kunst“, lobt Kulturdezernent Peter Vermeulen in seiner Ansprache. „Es zeigt, welche Themen die Künstler bewegen.“ Und vor allem richte die Ausstellung immer auch einen Blick auf Mülheim. Dieser fällt in diesem Jahr bunt, schrill und ironisch aus. Die Arbeiten der 50 Kreativen stehen in diesem Jahr unter dem Schwerpunkt Bildhauerei und zeigen Gummi-Gesichter, Holzfiguren oder Guck-Kästen mit Geräuschkulisse.
Mitten unter den Werken drängeln sich die Besucher um „Poem“, die Skulptur, mit der Dore O. die Jury des Kunstvereins überzeugte. Es besteht aus vielen verschiedenen Materialien – Eisen, Plexiglas, Neonröhren, Filmstreifen und Fotos. Rainer Grillo, Vorsitzender des Kunstvereins und bekennender „letzter Mohikaner in diesem Gremium“ begründet die Wahl der Jury, indem er den zweiten Vorsitzenden Hans-Jürgen Bolz zitiert: „Die Skulptur ist durchsichtig und hat gleichzeitig einen verdichteten Kern, in dem sie verhüllt und zugleich enthüllt.“ Damit sei Dore O. mit rätselhafter Intensität eine auch ästhetisch wunderbare Arbeit gelungen.
Die Ausgezeichnete zeigt sich überrascht und nimmt mit Freude den Blumenstrauß von Museumsleiterin Dr. Beate Reese entgegen: „Damit hätte ich nie gerechnet. Ich freue mich sehr, das ist eine große Anerkennung für meine Arbeit.“ Ihr Werk sei gedacht als eine Art „3D-Gedicht, als illuminierte Bündelung transparenter Materialen“.
Dore O. ist bekannt für ihre Arbeit mit Bildern -- sei es als Filmemacherin, Malerin oder Fotografin. Als Dore Oberloskamp 1946 in Mülheim geboren, absolvierte sie ihr Designstudium an der Fachhochschule Krefeld, dann ein Malerei-Studium in Hamburg und Perugia. 1967 gründete sie die Hamburger Filmmacher-Kooperative mit, zeigte ihre Filme auf nationalen und internationalen Festivals. Als Darstellerin wirkte sie außerdem in Filmen von Werner Nekes mit. Mit ihm zusammen erhielt sie 1970 den Deutschen Filmpreis in Silber für „Jüm-Jüm“. Weitere Auszeichnungen waren unter anderem der Preis der deutschen Filmkritik für „Kaskara“ (1974) oder der Preis für Kunst und Wissenschaft der Stadt Mülheim im Jahr 1975. Seit den Sechzigerjahren sind ihre Retrospektiven in Museen und Kinematheken zu sehen. Bis heute lebt und arbeitet die Künstlerin in Mülheim.
Neben der Preisverleihung steht am Samstag natürlich die Ausstellung selbst im Mittelpunkt. Schließlich ist sie das Gesamtwerk der Mülheimer Künstler und hat eine Tradition, die bis 1929 zurückreicht. Sie sei eine Chance für die lokalen Künstler, betont Rainer Grillo: „Die Veranstaltung ist für die Teilnehmer eine Werkschau und schafft durch die Lokalität – das Kunstmuseum – bedingt die Möglichkeit, sich auch überregional zu positionieren.“
Die Jahresausstellung Mülheimer Künstler verteilt sich auf zwei Etagen und ist noch bis zum 26. Februar zu sehen. Darunter sind unter anderem Arbeiten von Kreativen wie Jochen Leyendecker, Uwe Dieter Bleil, Klaus Urbons oder Michael Cleff zu sehen. Informationen gibt es im Kunstmuseum unter 455 41 38 oder unter www.kunstmuseum-mh.de.