Mülheim. Theater, Lyrik und Kunst verpacken verschiedene Partner jugendgerecht und schnüren dies seit einem Jahr in Mülheim zu einem „Kulturrucksack“. Das gleichnamige Projekt will Zehn- bis 14-Jährige für Theater, Museen und Bibliotheken begeistern. Nun zogen Akteure eine erste positive Bilanz.
Dass Mülheim vom Land als eine von 28 Pilotstädten ausgewählt wurde, die auf die mit dem Kulturrucksack einhergehende finanzielle Förderung bis 2015 fest rechnen können, scheint für Kulturbetriebsleiter Dirk Schneider nur folgerichtig zu sein: Kulturelle Bildung werde hier schon lange als gesamtstädtische Aufgabe gesehen und die Vernetzung verschiedenster Akteure seit Jahren gepflegt. So sei es möglich gewesen, schnell und unkompliziert neue Projekte zu entwickeln, die als Teil des Kulturrucksacks angeboten werden
Und das kostenlos, wie Projektleiter Peter Krause betont. Denn auch die Leonard-Stinnes-Stiftung sponsert das Projekt. Es umfasst Workshops aus vier Bereichen, die allesamt zum Mitmachen animieren. Nach dem Auftakt im vergangenen Jahr werden die Angebote nun, teils leicht verändert, fortgeführt.
Theater als spielerische Erfahrung
„Schule als Spielfeld“ entdeckte Kathrin Peters, Theaterpädagogin des Ringlokschuppens, gemeinsam mit Schülern der Realschule Mellinghofer Straße und der Max-Kölges-Schule. Während einer Projektwoche entwickelten die Jugendlichen an beiden Eppinghofer Schulen selbst Spiele, die zum Ende präsentiert wurden, machten so neue Raum- und Körpererfahrungen und spielten Theater, ohne es zu merken. In diesem Jahr soll, sagt Kathrin Peters, „die Bühne als Spielfeld untersucht werden. Wir erforschen den Zusammenhang von Computerspielen und Theater.“ Diesmal jedoch nicht in Schulen, sondern in Jugendzentren. Zudem werden die Pottpoeten gemeinsam mit Jugendlichen im Café Fox eine Hiphop-CD aufnehmen.
Beteiligt am Kulturrucksack ist auch das Theater an der Ruhr, das bei einem Workshop tatsächlich einen Blick hinter die Kulissen gewährt: Vom Schreiben übers Spielen bis zur Technik kann der Theateralltag im Schauspielhaus am Raffelbergpark erfahren werden.
Generationen improvisieren
Jung und Alt begegneten sich auf der Bühne des Theaters Mülheimer Spätlese. Schüler der Gesamtschule Saarn und der Schule am Hexbachtal entwickelten mit den Senioren Theaterstücke, die aus Improvisationen und aus dem Dialog der Generationen entwickelt wurden. Dieses Angebot, sagt Karin Braun vom Kulturbetrieb, soll mit weiteren Klassen fortgeführt werden.
In den Kulturrucksack kommen verschiedene Projekte – darunter ein künstlerisches: „Mittendrin“ waren Museumspädagogin Barbara Tönnes und Künstler Peter Helmke im Auftrag des Kunstmuseums in Zusammenarbeit mit dem Eppinghofer Stadtteilmanagement: Schüler der Realschule Mellinghofer Straße und der Grundschule Zunftmeisterstraße entdeckten ihren Stadtteil bzw. ihren Schulhof und gestalteten ihn um, indem sie eigene Fotos veränderten. 2013 soll unter dem Titel „So klingt Eppinghofen“ eine Klangcollage aus Tönen, die im Stadtteil gesammelt werden, entstehen.
Literarischer Umgang mit Sprache
Als offenes Angebot hat es sich nicht bewährt, aber als Kooperation mit Schulen wertet Bibliotheksleiterin Claudia vom Felde ihr Projekt „Poetry Slam“ als Erfolg: Schüler der Willy-Brandt-Schule, die eigentlich null Bock auf Lyrik hatten, kreierten während des Workshops „wunderbare Texte“, ohne zu merken, dass sie mit Sprache spielen. Das soll fortgeführt werden.