Mülheim..
Wer in Mülheim das Schwimmen erlernen möchte, muss sich bis zu neun Monate gedulden. Die Wartelisten werden immer länger.
Die Zahlen des Deutschen Schwimm-Verbandes lesen sich erschreckend: Ein Drittel aller Kinder in Deutschland soll nicht schwimmen können und im Jahr 2009 sind 32 Kinder und Jugendliche, darunter 24 die jünger waren als sechs Jahre, ertrunken.
Wartezeit von bis zu einem Dreivierteljahr
Zwar ist Mülheim ein solcher Fall bisher erspart geblieben, aber woran liegt es, dass auch hier immer mehr Kinder nicht schwimmen können? Ein Blick auf die Warteliste des ASC, des größten Mülheimer Schwimmvereins, lässt mangelnde Bereitschaft der Kinder als möglichen Grund ausscheiden. 160 Kinder stehen aktuell auf der Liste für einen Schwimmkurs und müssen bis zu einem Dreivierteljahr warten. Und das, obwohl wöchentlich in elf verschiedenen Anfängergruppen das Schwimmen trainiert wird. Auch bei den anderen Mülheimer Schwimmvereinen sieht es nicht anders aus. Wegen der Sanierung des Friedrich-Wennmann-Bads in Heißen gibt es zurzeit mit dem Lehrbecken im Südbad und dem Rembergbad nur zwei Möglichkeiten zum Schwimmunterricht.
Doch nicht nur die geringen Bäder-Kapazitäten sind schuld an den langen Wartezeiten. „Viele Kinder müssen erstmal ans Wasser gewöhnt werden, bevor wir anfangen können“, sagt Gundel Bargmann vom ASC. „Dadurch verlängert sich die Zeit bis ein Kind tatsächlich schwimmen lernen kann und seinen Platz für einen Neuanfänger frei macht.“
In vielen Familien spielt Schwimmen keine Rolle
Trotz des großen Interesses an den Kursen gibt es auch viele Familien, in denen das Schwimmen überhaupt keine Rolle spielt. An dieser Stelle müssen dann die Grundschulen einspringen. Der Mülheimer Sport-Service (MSS) hat zusammen mit dem Mülheimer Wohnungsbau und dem Mülheimer Sportbund im Jahr 2008 ein Schwimmprojekt für Grundschulen ins Leben gerufen. Seit 2009 ist auch die AOK als Sponsor dabei. „Ziel ist es, dass in ein paar Jahren 95% der Schüler nach dem Ende der vierten Klassen schwimmen können“, so Peter Edlich vom MSS.
Kernpunkt des Projektes ist die Zusammenarbeit von Schule und Sportverein. Der Schwimmunterricht wird für die Dauer von einem Jahr durch einen Übungsleiter unterstützt, der sich nur um die Nichtschwimmer kümmert.
Bisher wird die Initiative sehr gut angenommen. 20 Grundschulen werden zurzeit von 15 Übungsleitern betreut. Auch erste Erfolge lassen sich schon erkennen. Im Schuljahr 2009/2010 war nach einem halben Jahr von anfangs 218 Nichtschwimmer mehr als die Hälfte fit im Wasser. Doch von insgesamt 582 Teilnehmern haben gerade einmal 142 ein Abzeichen wie Seepferdchen, Gold, Silber oder Bronze gemacht. „Das liegt daran, dass aus verschiedenen Gründen keine Abnahme zu Stande kam. Schwimmen können deutlich mehr Kinder“, erklärt Peter Edlich und hofft, dass sich dieser Trend in der Zukunft weiter fortsetzt.