Mülheim.. Der Mülheimer Kurt Schmidt (67) sammelt seit seiner Kindheit Postkarten. In seinen Regalen stapeln sich mehr als 15.000 Exemplare, darunter sehr intimen, eher banalen oder auch hoch offizielle Botschaften. Etliche aus dem Ersten Weltkrieg sind auch dabei. Und erzählen viel von der Stimmung damals.
Gut 15.000 Postkarten aus verschiedenen Epochen und zu unterschiedlichen Themen sind im Besitze von Kurt Schmidt. Seit der Kindheit hat der Mülheimer diesen Schatz zusammengetragen. Die kleinen Marken oben rechts in der Ecke hatten es ihm angetan, aber eben auch die Karten selbst. Und so griff er auch zu, als ihm eines Tages ein Briefmarkenhändler aus Düsseldorf einen Stapel mit Motiven aus dem Ersten Weltkrieg anbot. Die teils schwarz-weiß gehaltene, teils stark kolorierte Feldpost weckte seine Neugier. Bis heute aber hat der 67-Jährige nicht all ihre Geheimnisse entschlüsselt: Wie so vielen Zeitgenossen fällt es auch ihm schwer, die Sütterlinschrift zu lesen.
Zum Fundus des Rentners, der einst Lokomotivführer war, gehören viele Karten von ihm nicht näher bekannten Personen, doch es sind auch Schriftstücke aus dem Familienkreis darunter. So die Ladung zur Musterung des Vetters seiner Großmutter, Hermann Johann Keienburg, Jahrgang 1895, wohnhaft Hingbergstraße 371. Damit wurde der „Militärpflichtige Herr“ unmissverständlich aufgefordert, sich am 5. Januar 1915 um 7¼ Uhr „sauber gewaschen und in reinlicher Kleidung“ vorzustellen.
„Über die Zeit an der Front hat er nichts erzählt“
An Hermann Johann Keienburg, der in den 80ern gestorben ist und zuletzt an der Ulmenallee gelebt hatte, hat Schmidt gute Erinnerungen: „Er war ein ruhiger, ausgeglichener Mann.“ Über die Zeit an der Front habe er nichts erzählt; „aber er war wohl in Belgien und Frankreich eingesetzt“. Später dann habe er als Direktor einer Düsseldorfer Transportfirma gearbeitet, die u.a. mit Schiffen den Rhein befuhr. „Und sie haben sogar einen Kahn nach ihm benannt.“