Mülheim..

Nun ist es auch in Mülheim passiert: Die Streusalz-Lager sind leer. Und das, obwohl mit 1500 Tonnen die dreifache Menge an Salz wie zuletzt bestellt worden war. 2000 Tonnen Salz-Bestellung sind noch offen - aber die Lieferung kommt einfach nicht an.

Während Nachbarstädte wie Essen bereits in der vergangenen Woche das letzte Salzkorn auf die Straßen streuten, sind nun auch Mülheims Lager leer gefegt. Und das, obwohl mit 1500 Tonnen die dreifache Menge an Salz als zuletzt bestellt worden war. 2000 Tonnen Salz-Bestellung sind noch offen – aber: „Nachlieferungen kommen zurzeit nicht an“, sagt Jürgen Jeppel, Geschäftsführer der Entsorgungsbetriebe (MEG), die fürs Räumen und Streuen in der Stadt verantwortlich sind. Die letzten verbliebenen 150 Tonnen Streugut werden nur noch auf Gefahrenstellen wie Brücken oder an Steigungen verteilt.

Wie im vergangenen Jahr

„Wir sind in derselben Situation wie im vergangenen Jahr“, erklärt Jeppel. 1500 Tonnen waren eingelagert, 700 Tonnen nachbestellt, 150 sind nun, nach drei Wochen Streuen, übrig. Falsch geplant? „Nein“, sagt Jeppel. „Wir haben bereits die dreifache Menge geordert und früh nachbestellt.“ Doch: „Der Salzlieferant Esco kann nicht mehr liefern.“ Mülheim stehe mit dieser Lage nicht alleine da, nahezu jede Stadt habe es schwer, jetzt noch an Salz zu kommen. „Beliefert wird nun nur noch der Landesbetrieb Straßen NRW, das hat Priorität. Was danach übrig bleibt, wird auf die Kommunen verteilt.“ Anstrengungen, weiteres Streugut aus Süddeutschland zu bestellen, blieben vergebens.

Derweil schwillt der Ärger der Anwohner in den Anliegerstraßen an – hier wird kaum noch geräumt. Die Folge: vereiste Fahrbahnen, Schneeberge an den Seiten, durchdrehende Reifen und stecken gebliebene Fahrzeuge. „Die Hauptstraßen haben zurzeit Vorrang“, erklärt Jürgen Jeppel. Über die Feiertage seien die zwölf Räumfahrzeuge der Stadt mit voller Kapazität gefahren. Ohnehin sei das Räumen in den Nebenstraßen mit Schwierigkeiten verbunden. Da sich auf den meisten Fahrbahnen tiefe Spurrillen gebildet haben, sind in der Mitte vereiste Flächen entstanden – diese ließen sich mit den städtischen Räumfahrzeugen, die ohne Eisschilder fahren, nur schlecht beseitigen. „Die Schäden an der Straße wären im Nachhinein zu groß“, so Jeppel. Zudem parken Autos kreuz und quer in den zugeschneiten Straßen, die geschobenen Schneemassen würden die Fahrzeuge nur noch weiter zuschütten – die Gefahr von Beschädigungen sei zu hoch. Bedeutet: Anwohner müssen sich selbst freischaufeln. Und auf Tauwetter hoffen.

Müllabfuhr ab Freitag auch wieder in Nebenstraßen

Die MEG geht davon aus, dass die Müllabfuhr am Freitag wieder die Nebenstraßen befahren kann. Sammelstellen, an denen Müllsäcke abgelegt werden können, sollen demnach nicht entstehen. Der Abfall könne allerdings jederzeit am Recyclinghof abgegeben werden, heißt es.

Schnee und Eis machen auch den Mitarbeitern der Mülheimer Verkehrsgesellschaft zu schaffen. Gemeinsam mit den Kollegen der MEG gehen und fahren sie die Gleise der Straßenbahn ab und enteisen diese. „Zurzeit sind wir dabei, die Gleise der Linie 109 in Dümpten freizuschaufeln“, sagt Jeppel. Der Schnee werde mit Lastwagen abtransportiert und auf dem Gelände der MVG an der Duisburger Straße gelagert. Dort wächst der weiße Berg. „Jeder, der eine Schaufel in der Hand tragen kann, räumt Schnee“, sagt MVG-Chef Klaus-Peter Wandelenus und betont: „Wir sind an vielen Stelen auf die Hilfe Dritter angewiesen. Die Busse seien von den Reifen her gut ausgestattet. Doch entscheide allein der Fahrer vor Ort, ob er in eine Straße fahre oder nicht. „Die Fahrer tun mir leid. Sie geben ihr Bestes und bekommen doch viel an Kritik ab, die sie nicht verdient haben“, bedauert der MVG-Chef.

Vereiste Schienen behindern Nahverkehr

Vereiste Schienen sind aus Sicht der MVG das größte Problem. „Das Eis wird selbst durch 15 Tonnen schwere Bahnen nicht herausgedrückt, sondern die Bahn hochgehoben“, so Wandelenus. Hinzu kommt, dass zu viel Schnee auf den Gleisen verhindert, dass Strom fließt. „Die Bahn wird isoliert und bewegt sich nicht.“

Gegen Eiszapfen und Dachlawinen hat die Feuerwehr zu kämpfen. In der Innenstadt musste die Wehr über Weihnachten Gefahrenstellen absichern, notfalls herabhängende Eiszapfen abschlagen. In Anliegerstraßen sind Hauseigentümer verpflichtet, Zapfen oder Schneelasten auf Dächern zu entfernen. „Wir raten außerdem, auf Spaziergänge in Wäldern zu verzichten“, sagt Einsatzleiter Casper Lehrke. „Hier geht massive Gefahr von Bäumen aus, auf denen Schneelasten liegen.“