Mülheim.. Im Planungsausschuss ging es im wahrsten Sinne des Wortes um die Wurst: Knappe Mehrheit pocht auf Abriss des alten Kioskes am Rathausmarkt.


Eine Renaissance für das seit Jahren leerstehende Kiosk-Gebäude auf dem Rathausmarkt wird es nicht geben. Der Planungsausschuss lehnte eine kurzfristige Wiederbelebung als Imbiss nun mit einer Stimme Mehrheit ab. Sehr zur Enttäuschung des Unternehmens, das an Ort und Stelle mindestens für drei Jahre dafür sorgen wollte, etwas Leben auf den öden Rathausmarkt zu bringen.

Das Baudezernat um Peter Vermeulen hatte die Idee aus dem Hut gezaubert, den Kiosk zeitlich befristet für einen Imbissbetrieb zu verpachten. Zwar hatte die Politik schon im Juli 2017 beschlossen, den Kiosk abzureißen, doch für eine Umsetzung in diesem Jahr ist kein Geld da. Überhaupt ist noch unklar, wie teuer ein Abbruch samt Aufbereitung der Fläche würde, da in das Gebäude auch der Lüftungsschacht für die Tiefgarage eingebaut ist. Der soll bleiben, weil andernfalls für rund 70 000 Euro eine komplett neue Lüftungsanlage zu installieren wäre.

Investition von bis zu 25 000 Euro war geplant

Nun hatten sich laut Baudezernat verschiedene Geschäftsleute an die Stadt gewandt, um den Kiosk zu reaktivieren. Die Idee der Firma New Global Economy erschien dem Dezernat aussichtsreich. Firmenchef Sayed Omran wollte schon im März einen Imbiss mit belgischen Pommes und Rostbratwurst, belegten Brötchen, Kaffee und ausdrücklich nur alkoholfreien Getränken eröffnen. Bis zu 25 000 Euro wollte der Geschäftsmann investieren, um den Kiosk für mindestens drei Jahre als Imbiss nutzen zu können.

Baudezernent Vermeulen erntete für den Vorstoß aus seinem Haus nun aber politische Prügel. SPD, FDP, Linke und „Mülheim 5 vor 12“ bildeten jene seltene Allianz, um dem Imbissbetrieb einen Riegel vorzuschieben. Mit einer Stimme Mehrheit sprachen sie sich gegen eine Verpachtung des Kioskes aus. Der Kiosk soll nun 2019 abgerissen werden. Koste es, was es wolle. „Es ist und war und bleibt: Die Politik gibt der Verwaltung die Aufträge, die sie zu erledigen hat“, kritisierte der Planungsausschussvorsitzende Dieter Wiechering (SPD) das Dezernat Vermeulens für dessen Vorschlag der Zwischennutzung, obwohl der Abriss politisch schon beschlossen gewesen sei.

Gastro-Nutzung der nahen Bahnbögen bleibt Thema

„Das Ding ist und bleibt hässlich. Es muss einfach weg“, sagte Christian Mangen für die FDP. Claus Schindler (SPD) sähe die Gefahr, dass ein Imbissbetrieb das Ziel konterkariere, die ohnehin nicht einfache, aber gewünschte gastronomische Nutzung der nahen Bahnbögen hinzubekommen.

Kein schöner Anblick: Der stillgelegte Kiosk auf dem Rathausmarkt.
Kein schöner Anblick: Der stillgelegte Kiosk auf dem Rathausmarkt. © Unbekannt | Funke Foto Services GmbH





CDU-Fraktionschefin Christina Kaldenhoff hatte den Imbiss als „Chance“ gesehen, die Zeit zu überbrücken, in der er mangels Geld ohnehin nicht abgerissen werden kann. Es so lange beim Status quo zu belassen, sei „nicht wünschenswert“. Vielleicht helfe ein solcher Imbissbettrieb gar bei der Belebung der Bahnbögen. Auch Lothar Reinhard hatte Sympathie für den Vorstoß von CDU und Grünen signalisiert, den Imbiss befristet auf drei Jahre zuzulassen – „weil ansonsten da gar nichts mehr passiert“. Die Entwicklung des Rathausmarktes nannte er „ein ziemlich trauriges Kapitel, seit das Leben dort weggenommen wurde“. Dem pflichtete Hermann Stollen von den Grünen bei: „Seit 20 Jahren bewegt sich da nichts.“

Firmenvertreter zeigt sich maßlos enttäuscht

Als der Planungsausschuss sein vernichtendes Urteil längst gefällt hatte, tauchte im Rathaus Michael Raeuber von der Firma New Global Economy auf, um das Abstimmungsergebnis in Erfahrung zu erbringen. Er zeigte sich maßlos enttäuscht: „Da will man in der Stadt Geld investieren und Arbeitsplätze schaffen – und dann wird es abgelehnt.“ Selbst Mülheimer, sehe er „mit Schrecken, dass die Stadt stirbt“.


>>>INFO: Bürger hatten andere Pläne für den Platz

Für die Neugestaltung des Rathausmarktes hatte die Stadtverwaltung vor Jahren Bürger in die Planungen einbezogen.
Die Bürger hatten sich einen Platz mit hoher Aufenthaltsqualität, einen begrünten, autofreien Platz für verschiedenste Veranstaltungen gewünscht. Und ein Café mit Sonnendeck am Standort des Kiosk-Gebäudes.