Mülheim. Ein junger Falke ist am Montag auf dem Petrikirchplatz herumgehüpft. Er war aus dem Nistkasten gesegelt und wusste noch nicht, wie man fliegt.

Ein echtes Abenteuer erlebte ein junger Falke am Montag in der Mülheimer Altstadt. Er war aus einem Nistkasten, der am Turm der Petrikirche hängt, herabgesegelt und wusste nicht, wie er wieder hochfliegen sollte. Also hüpfte und flatterte er aufgeregt auf dem Kirchplatz herum.


Eltern ließen kleinen Greifvogel nicht aus den Augen

Der junge Falke, der in der Mülheimer Altstadt gerade das Fliegen lernt. 
Der junge Falke, der in der Mülheimer Altstadt gerade das Fliegen lernt.  © Unbekannt | Unbekannt

„Seine Eltern hockten auf dem Dach und ließen ihn nicht aus den Augen“, berichtet Harry Helming-Arnold, der Küster der Petrikirche. Nach etlichen missglückten Flugversuchen und Ruhepausen, gelang es dem kleinen Greifvogel, wohl im Steigflug wieder ins „Nest“ zu kommen. Dort wohnen derzeit noch zwei weitere Geschwister. Am Dienstagmorgen kamen alle drei heraus und unternahmen ganz mutig Flugübungen.

Den Nistkasten am Kirchturm gibt es schon seit Jahren. Er befindet sich in Höhe der Uhr auf der Südseite. „Es gibt auch jedes Jahr ein Pärchen, das hier brütet“, erzählt der Küster. Nach ein paar Wochen werden die Jungen flügge und verlassen erstmals ihr Heim. „Die Eltern locken sie mit Mäuschen raus, damit sie erste Übungen machen. Sie fliegen und spielen hier“, hat Helming-Arnold beobachtet. Später ziehen die kleinen Greifvögel ihre Kreise immer weiter, bis sie schließlich ausziehen aus ihrem Geburtshaus.


Die Kleinen sind jetzt flügge

Warum der kleine Falke am Montag sozusagen runterfiel, weiß der Küster nicht. „Auf jeden Fall wusste er noch nicht, wie man fliegt. Er ist dann vor der Kirche rumgewatschelt“, sagt er. Viele Passanten blieben stehen und guckten sich das Tier an. Der Küster und Kirchenmusiker Gijs Burger setzten sich zu ihm und achteten darauf, das ihm niemand zu nahe kam. „Gegen Abend saß er dann plötzlich in der Dachrinne der ,Mausefalle’, nachts muss er es wohl zurück zur Familie geschafft haben“, berichten sie.


Küster und Kirchenmusiker bewachten das Tier

Harry Helming-Arnold kontaktierte auch die Greifvogelstation in Hattingen. „Ich wollte wissen, ob es den Tieren bei den momentanen Temperaturen in ihrer Behausung vielleicht zu heiß ist“, erzählt er. Franz Schnurbusch, seit 66 Jahren Falkner in der Region und beim Rheinischen Waldpädagogikum tätig, erklärt auf Nachfrage der Redaktion, dass Turmfalken oft in Nischen im Mauerwerk nisten. 30 Tage dauere das Brüten, nochmal 30 Tage vergehen, bis die Vögel selber jagen können. „Sie haben sehr gute Augen, entdecken ihr Futter - zum Beispiel Mäuse - dann aus großer Höhe.“


Pärchen nisten oft am selben Ort

In der Regel schlüpfen die Jungtiere im Mai, sie müssten also mittlerweile schon fliegen können. Bestätigen kann der Falkner, dass Turmfalken gute Eltern sind. „Sie kümmern sich sehr um ihre Küken.“ Außerdem seien Turmfalken sehr heimatverbunden. Es könne also sein, dass das Pärchen im Nistkasten an der Petrikirche dasselbe sei wie in den letzten Jahren.

Falken sind nach Auskunft von Franz Schnurbusch übrigens keine gefährdete Art, sowohl Turm- als auch Baum- und Wanderfalken seien in der Natur noch gut vertreten. „Die Zahl der Falken nimmt sogar zu“, so der Falkner.