Mülheim.. Eines der Opfer trägt noch am Tag nach dem brutalen Überfall den Abdruck eines Schuhprofils im Gesicht: Eine Bande umzingelte vier Studierende am Montagabend in der Müga, die Jugendlichen traten auf ihre am Boden liegenden Opfer ein. Keiner der Spaziergänger im Park alarmierte die Polizei.

Wieder Tatort Müga. Die gute Stube der Stadt macht seit einigen Monaten vermehrt negative Schlagzeilen. Saufgelage, Zerstörungen, leider auch Angriffe auf Personen. Opfer im jüngsten Fall wurden am Montagabend vier Studenten, die beim Überfall in der Mülheimer Gartenschau sogar verletzt wurden. Die Täter gingen brutal vor. Die Polizei reagiert umgehend: „Wir ergreifen hier jetzt Maßnahmen“, sagt Peter Elke, Sprecher der Polizei. Die Kollegen seien hoch motiviert, die Täter zu ermitteln.

Die Täter, das ist in dem Fall eine regelrechte Bande von zehn jungen Leuten, von denen viele noch im jugendlichen Alter sind, geschätzt zwischen 14 und 20 Jahre alt. Es soll sich dabei um osteuropäische, arabische und einen afrikanischen Jugendlichen handeln. „Sie sind“, sagt Elke, „sicherlich nicht das erste Mal so auffällig geworden.“ So ein Vorgehen werde häufig regelrecht eingeübt.

Opfer ließen sich vom Alter der Täter täuschen

Zur Tat: Die vier Studenten der Volkshochschule, 20 bis 22 Jahre alt und unter ihnen auch eine Studentin, nutzen eine Unterrichtspause, um bei dem schönen Wetter im Park hinter der Volkshochschule einen Spaziergang zu machen. Es sind etliche Leute um diese Zeit dort unterwegs. Im Gartenbereich hinter dem Spielplatz werden die Studenten plötzlich von zehn Jugendlichen zunächst verfolgt, dann umzingelt. Sie drohen den Studenten und fordern sie auf, ihre Taschen zu leeren. Die Studenten kommen der Aufforderung zunächst nicht nach, schätzen das Risiko und die Gefahr als nicht so hoch ein. Sie haben sich von dem Alter der Täter täuschen lassen.

Die Volkshochschule in Mülheim. Foto: Hans Blossey
Die Volkshochschule in Mülheim. Foto: Hans Blossey © Hans Blossey | Hans Blossey

Die Bande wird brutal, schlägt gemeinsam auf die Opfer ein. „Selbst auf die am Boden liegenden männlichen Studenten wurde noch eingetreten“, berichtet die Polizei. Heftig, so dass einer der Studenten noch am anderen Tag den Abdruck eines Schuhprofils im Gesicht hat.

Eine Spaziergängerin sieht den Vorgang und versucht die Angriffe verbal zu beenden. Erfolglos. Andere Parkbesucher vermuten, dass es sich um eine Auseinandersetzung unter Bekannten handelt. „Es wundert uns“, sagt der Polizeisprecher, „dass keiner der Spaziergänger den Notruf auslöst, 110 anruft". Der Fall hätte auch viel schlimmer ausgehen können.

Seniorin wurde mit Böllern attackiert

Den Studenten gelingt es, sich zu befreien. Sie flüchten Richtung Volkshochschule. Doch die Bande gibt nicht auf, verfolgt sie weiter und schlägt erneut zu. Mit zahlreichen Prellungen und Blessuren erreichten die Studenten schließlich das Schulgebäude, rufen die Polizei zur Hilfe. Die Gruppe Jugendlicher entfernt sich in die Grünzonen Richtung Ringlokschuppen und Camera Obscura.

Erst vor wenigen Tagen war in der Müga, ebenfalls in den Abendstunden, eine Seniorin attackiert worden. Jugendliche hatten sie mit Böllern beworfen. Gefährliche Körperverletzung liegt vor, die Seniorin musste in ärztliche Behandlung.

Schlägereien und Vandalismus auf dem Gelände der Gartenschau

Die Stadt hat die Entwicklung in der Müga, die seit 20 Jahren als Ort der Erholung allen Mülheimern Freude bereiten soll, besorgt zur Kenntnis genommen. Nächtliche Schlägereien sollen immer wieder vorkommen, vor allem bei guten Wetterlagen. Die Spuren von Vandalismus, Scherben in den Wiesen, sie sind an manchen Tagen unübersehbar. Die Reinigungsintervalle wurden von der Stadt erhöht, es gibt einen Wachdienst, der auch nachts unterwegs ist. Doch die Stadtverwaltung sagt, wie auch die Polizei: „So ein offenes, riesiges Gelände kann nicht umfassend und schon gar nicht ständig kontrolliert werden.“ 66 Hektar ist die Müga groß.

Eine Gruppe mit Vertretern mehrerer städtischer Ämter hat sich schon vor Monaten zusammengesetzt und beraten, ob es Sinn macht, die Anlagen-Satzung zu verschärfen, Alkoholverbote auszusprechen. Ohne Ergebnis. Bei der MST denkt man sogar in harten Fällen an Hausverbote. Ein schwieriges Unterfangen. Schließlich, so sagt Bernd Otto vom Ordnungsamt, sollen sich die Menschen erholen, vergnügen, auch mal Party feiern. Nur friedlich muss es bleiben und am Ende sauber.

Auf dem Spielplatz finden nachts Trinkgelage statt

Um Sauberkeit ist die Stadt gerade in der Müga sehr bemüht, auch das ist schwieriger geworden: Nur Handreinigung reicht nicht mehr. So setzt das Grünflächenamt eine Kehrmaschine mit einem speziellen Besen ein, die die Wiesen abfährt und die kleinen Scherben und Splitter aufnimmt. Billig ist das nicht.

Und auf dem Spielplatz, wo ebenfalls zuweilen nächtliche Trinkgelage stattfinden, muss der Sand ständig umgegraben werden, um Verletzungsgefahren möglichst auszuschließen. Ziel der Stadt und der MST bleibt es: Die Müga soll eine Oase mitten in der Stadt für alle Generationen bleiben. Die Polizei will ihren Beitrag dazu leisten. Sie ruft im aktuellen Fall Zeugen auf, sich zu melden,  0201/82 90. Zeugen, so Elke, könnten gerade in so einem Gebiet, das rege genutzt wird, eine große Hilfe sein.