Mülheim.
Die Turbulenzen bei der Easy Software AG könnten am Mittwoch während der Hauptversammlung in der Stadthalle einen neuen Höhepunkt erreichen: Den Aktionären liegt ein Antrag zur Beschlussfassung vor, mit dem eine Anteilseignerin noch mehr Druck auf die Unternehmensleitung ausgeübt sehen will. Es geht um die Frage, ob Haupteigner Manfred A. Wagner und Vertraute aus dem Umfeld seines Firmenimperiums haftbar zu machen sind für Geschäfte zu Lasten der Mülheimer Software-Schmiede.
Wie berichtet, hatten die Aktionäre im Sommer 2012 dem damaligen Vorstand und Aufsichtsrat wegen des Verdachts auf verlustreiche Geschäfte der AG mit ihr nahe stehenden Personen die Entlastung versagt. Mehr noch: Sie setzten eine Sonderprüfung in Gang, die zu dem Ergebnis kam, dass dem Unternehmen tatsächlich ein Schaden in Millionenhöhe entstanden war. 2,558 Mio. Euro nannte die Sonderprüferin, merkte aber an, dass dieser durchaus noch höher sein könne – nicht alle Geschäftsbeziehungen seien ausreichend dokumentiert.
Anteilseigner will Heidels Position stärken
Gleichzeitig hatte die Hauptversammlung den Bonner Fachanwalt Dr. Thomas Heidel als „Besonderen Vertreter“ bestellt – eine scharfe Waffe des Aktienrechts: Heidel soll etwaige Schadenersatzansprüche gegenüber Wagner und Co. geltend machen. Wie zu hören ist, soll ihm die Aufklärungsarbeit im Easy-Tower am Hauptbahnhof schwer gemacht worden sein. Der entmachtete Easy-Vorstand soll gemauert haben. Damit nicht die Verjährung greift, hat Heidel aber bereits zwei Schadenersatzklagen gegen Manfred A. Wagner eingereicht.
Geht es nach der Deutschen Balaton AG, die rund 5 % der Anteile an Easy hält, soll Heidels Position per Beschluss der Hauptversammlung deutlich gestärkt werden. Die Deutsche Balaton AG will einen Beschluss zu den Befugnissen Heidels fassen lassen, die dessen Aufgabe zur Geltendmachung von Schadenersatzansprüchen konkretisieren.
Rücktritt im Frühjahr bekannt gegeben
Aus informierten Kreisen ist zu vernehmen, dass der Beschlussvorschlag heute mit einer Mehrheit rechnen kann. „Die Verstöße sind gravierend – teilweise Untreuehandlungen, teilweise Vermögensverschiebungen“, sagt ein Insider. Wagner und Co. hätten „massiv gegen geltendes Recht verstoßen“. Die Sonderprüferin und Heidel als „Besonderer Vertreter“ werden heute bei der Hauptversammlung ins Detail gehen.
Derweil gibt sich Manfred A. Wagner als Hauptbeschuldigter gelassen. „Ich habe nicht einen Cent kassiert. Ich fühle mich ausgesprochen unbelastet.“ Er sieht hinter allem wirtschaftliche Interessen derjenigen Aktionäre, die die Vorwürfe gegen ihn erhoben haben: „Die wollen an die gut gefüllte Easy-Kasse“.
Heute scheidet Manfred A. Wagner als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Easy Software AG aus. Wagner hatte im Frühjahr seinen Rücktritt verkünden lassen. „Aus privaten Gründen“, hieß es da.
"Ergebnis meiner letzten zehn Jahre"
Am Dienstag bestätigte Wagner, dass seiner Rücktrittsankündigung ein Streit im dreiköpfigen Aufsichtsrat vorangegangen ist. So war zuvor im Aufsichtsrat beantragt worden, Wagner gerichtlich als Vorsitzenden abberufen zu lassen: „Ich fühlte mich erpresst.“ Er habe den Rücktritt gewählt, um dem Unternehmen weitere Turbulenzen zu ersparen. Gleichwohl: Heute steht für Wagner die Wahl zum Ehrenvorsitzenden des Aufsichtsrates an.
Wagner verweist darauf, dass er bei der Easy Software AG im Jahr 2002 eingestiegen ist, als diese mit 13 Mio. Euro in der Kreide gestanden habe. „Heute hat die Firma 15 Mio. Euro auf dem Konto, 70 % Eigenkapital und ist 25 bis 30 Mio. Euro wert. In aller Bescheidenheit: Das ist das Ergebnis meiner letzten zehn Jahre.“