Der heimische Unternehmerverband sieht im neuen Übergangssystem „Kein Abschluss ohne Anschluss – Übergang Schule – Beruf in NRW“ neue Chancen für Schüler. Es sei aber auch noch eine weite Strecke bis zum Ziel zurückzulegen.
Dies ist das Fazit einer Podiumsveranstaltung des Verbandes vor rund 200 Gästen zuletzt in Duisburg. Das neue Übergangssystem will allen Schülern ab der achten Jahrgangsstufe eine systematische, flächendeckende und individuelle Berufsorientierung zukommen lassen. So haben es die Partner des Ausbildungskonsenses vereinbart. Im Übergangssystem sollen nach einer Potenzialanalyse in Jahrgang 8 im selben Jahrgang drei Berufsfelderkundungen erfolgen, die auf ein passgenaues Betriebspraktikum in Klasse 9 hinführen. Oberstufenschüler erhalten Unterstützung bei der Wahl des Studienfaches, und letztlich soll kein Schüler die Schule verlassen ohne konkret formulierte Schritte in das neue Leben.
„Aber bis zum Ziel ist noch ein weiter Weg zu bewältigen“, warnte Elisabeth Schulte, Geschäftsführungsmitglied des Unternehmerverbandes, und rechnete für ihr Verbandsgebiet vor, was die flächendeckende Berufsfelderkundung für Achtklässler bedeutet: „Rund 10 000 Schüler mal drei Tage pro Jahr macht 30 000. So viele Tage müssten die Lehrer organisieren und sich hiesige Firmen im Betrieb um Schüler kümmern. Wie soll das gehen?“
Ferdinand Walbaum von Siemens wünschte sich, dass nicht nur einseitig Erwartungen an die Industrie formuliert werden. Es gebe bei vielen Schülern erhebliche Defizite bei den immer wichtiger werdenden sozialen Kompetenzen, aber auch bei den klassischen Disziplinen wie Kopfrechnen und Schreiben. Auch würde er sich darüber freuen, wenn noch mehr Lehrer in seinen Betrieb „hineinschnupperten“. Die Praxiserfahrung sei gerade für Pädagogen wichtig. Vertreter aus Ministerien und Bezirksregierung warben beim neuen Übergangssystem um Geduld. Man werde ein so großes Vorhaben nicht von heute auf morgen schultern. Für die Agentur für Arbeit appellierte Christiane Fern an Unternehmen, ihre aus dem neuen Übergangssystem resultierenden Chancen zur Fachkräftesicherung zu erkennen und zu nutzen.