Mülheim. Einmal im Monat trifft sich die Mülheimer Oldtimer-Szene zum Fachsimpeln. Nicht alle trauen sich, selbst am Wagen zu schrauben. Fachleute helfen.
„Der hat noch nie Regen erlebt“, sagt Hans stolz und schließt die Tür seines Oldtimers. Wenige Minuten später dürfte er die Aussage bereut haben, denn ein Tropfen nach dem anderen prasselt auf das Gelände rund um die Alte Dreherei. Einmal ist eben immer das erste Mal.
Einer nach dem anderen rollen sechs alte Wagen durch die große Halle und parken zwischen den hohen Säulen gekonnt ein. Jeder Neue wird von kritischen Blicken sofort begutachtet. Einmal im Jahr hält die Mülheimer Oldtimer-Szene ihr monatliches Treffen in Form eines Sommerfestes in der Alten Dreherei ab.
Die rund 30 Liebhaber tauschen sich hier über ihre alten Schätze aus. Benzingespräche heißt das in der Fachsprache. Zur festen Gruppe gehört auch Bernd Gilles. Seit 50 Jahren beschäftigt sich der Mülheimer mit Autos. In seinem Autohaus Krumey und Gilles an der Cäcilienstraße ist er ein professioneller Ansprechpartner für Oldtimer. „Sie sind unkompliziert, da sind keine Computer drin, sondern die Struktur ist relativ einfach“, erklärt Gilles seine Vorliebe für alte Autos.
60 Prozent „Selbstschrauber“
Unter allen Besitzern schätzt Gilles die Zahl der „Selbstschrauber“ auf 60 Prozent. Allen, die sich keine eigenen Reparaturen zutrauen, rät er dringend den Weg zum Profi. „In der Szene wird sehr viel Unsinn gemacht, viele Leute werden über den Tisch gezogen“, ärgert sich der Experte. Im vergangenen Jahr musste er ein niederländisches Exemplar retten. „Da stimmte gar nichts.“
Das Schrauben an den Oldtimern bezeichnet Bernd Gilles als Nebengeschäft. „Wir machen das für die alten Kunden und bemühen uns um das Ding“, erklärt er. Die Kunden kämen aus ganz NRW, von Gelsenkirchen bis Köln. Bei eingefleischten Händlern versuchen er und sein Team nach Möglichkeit Originalteile zu besorgen. Die werden heutzutage immer noch viel gehandelt. „Für mich ist das ein Hobby und eine Selbstbestätigung“, erklärt der 73-Jährige. Ähnlich geht es auch Klaus Adamietz, der einen Ein-Mann-Betrieb an der Solinger Straße in Saarn betreibt. Seine Frau und er entdeckten auf dem Saarner Oldtimer-Cup vor dreieinhalb Jahren einen früheren Wagen wieder – einen BMW 2500 CS von 1974, den das Ehepaar anschließend zurück erwarb und mittlerweile auch für Ausfahrten nutzt. „Dafür machen wir das ja alle“,
Mittwochs um 19.30 Uhr
Das monatliche Treffen der Oldtimer-Freunde steigt an jedem ersten Mittwoch im Monat um 19.30 Uhr im Ratskeller. Einmal im Jahr findet ein Sommerfest mit gemeinsamem Grillen statt.
Am 8. September steigt die mittlerweile sechste Ausgabe des Saarner Oldtimer-Cups. Aktuell werden die Teilnehmerplätze vergeben.
schmunzelt Adamietz. Weniger das Präsentieren des eigenen Kfz, sondern das Knüpfen neuer Kontakte unter Gleichgesinnten steht für ihn dabei an allererster Stelle. In seiner Werkstatt hat der Saarner jederzeit mindestens einen Oldtimer stehen, an dem etwas gemacht werden muss.
„Um davon leben zu können, müsste man es aber viel größer aufziehen und mit wesentlich hochpreisigeren Wagen arbeiten“, erklärt der Mülheimer. Immer in Erinnerung bleiben wird ihm ein Jaguar E-Type, der damals aus Kalifornien eingeführt worden war. „Den musste ich aber leider abgeben, weil die Grundsubstanz zu schlecht war. Das hätte zu viel gekostet.“
Stammgast bei Ausfahrten
Auch Bernd Gilles ist bei Ausfahrten in der Region ein Stammgast. Etwa beim Saarner Oldtimer-Cup oder der Landpartie des ADAC. Er besitzt selbst einen MG, einen originalen Mini und einen Jaguar. Und mit welchem fährt er? „Ach, mit dem, der grad da steht“, lacht Gilles.